Acht Tage, die die Karriere richtig anschieben können
Snowboarderin Janina Walz und Eiskunstläufer Leon Rojkov schildern ihre Erfahrungen mit dem Winter-EYOF in Georgien, das am Sonntag zu Ende ging.
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17.02.2025
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Einfach wird es nicht werden, wenn sie an diesem Dienstag in der Sportschule in Garmisch wieder dem Unterricht folgen muss, da ist sich Janina Walz ganz sicher. Zu frisch sind die Eindrücke der vergangenen acht Tage, zu wild die Emotionen, die die 16-Jährige durchgeschüttelt haben. „Ich habe mich zwar schon auf zu Hause gefreut, aber es hat einfach so wahnsinnig viel Spaß gemacht, dass es mir schwerfallen wird, wieder in den Alltag zurückzukehren“, sagt Janina, und wer könnte ihr das verdenken? Schließlich hat sie gerade vom wichtigsten Wettkampf ihrer noch jungen Leistungssportkarriere zwei Medaillen mit nach Deutschland zurückgebracht. Da darf man ruhig noch einige Tage träumen!
Janina Walz vom Snowgau Freestyle Team ist eine von sechs Athlet*innen, die das kleine, aber feine Team D beim Winter-EYOF in Georgien (9. bis 16. Februar) stellten. EYOF steht für European Youth Olympic Festival und ist auf kontinentaler Ebene ein olympisches Vorbereitungsturnier für den talentiertesten Nachwuchs in der Altersklasse 14 bis 18. Rund 950 Athlet*innen aus 45 Nationen waren in acht Sportarten an den Standorten Bakuriani (Ski alpin, Skilanglauf, Ski Freestyle, Snowboard, Biathlon), Batumi (Eiskunstlauf und Shorttrack) und Tiflis (Eishockey) am Start. Und weil Snowboarderin Janina sowohl im Slopestyle als auch im Big Air jeweils Bronze gewinnen konnte, darf sie sich als erfolgreichste deutsche Athletin feiern lassen. „Ich hatte mich schon gefreut, überhaupt die Finals erreicht zu haben“, sagt sie, „dass es dann zu zwei Medaillen gereicht hat, war total überraschend, aber umso schöner!“
Weil ihre Disziplinkollegen Luka Kamissek (17/TSV 1860 München), der Silber im Slopestyle holte, und Damian Millinger (16/WSV Bischofswiesen) mit Bronze im Big Air zwei weitere Medaillen beisteuerten, zieht Patrizia Wittich als Chefin de Mission des deutschen Aufgebots ein durchweg positives Fazit. „Wir schauen nicht in erster Linie auf die Medaillen, die Athletinnen und Athleten sollen ihre individuelle Bestleistung im internationalen Setting abrufen. Das haben sie nicht nur geschafft, sondern konnten auch wichtige Erfahrungen bei einem internationalen Multisportevent sammeln. Es war ein perfekt organisiertes Festival, die Wettkampfstätten, der Transport, die Unterbringung und die Verpflegung – alles hat gepasst. Dafür gebührt den georgischen Gastgebern ein großes Lob“, sagt sie.
Das unterstreicht auch Janina Walz, die seit fünf Jahren ihren Sport auf Wettkampfbasis betreibt. „Ich hatte mir das alles nicht so groß und toll vorgestellt, wie es war“, sagt sie. Die Kulisse des Snowboard-Parks habe sie vom ersten Training an mächtig beeindruckt. „Ich hatte bislang noch nie bei einem Wettkampf festgelegte Trainingszeiten. Auch daran habe ich gemerkt, dass das EYOF ein besonderes Event ist. Du musst schon im Training zu einer bestimmten Zeit bereit sein, deine Leistung abzurufen. Aber genau solche Dinge sollen wir ja lernen.“
Ein gemeinsames Athlet*innendorf gab es angesichts der Dreiteilung der Austragungsorte zwar nicht, aber im Teamhotel entwickelte sich dennoch diese ganz besondere Atmosphäre, die nur Multisportevents auslösen. „Ich habe mit vielen Menschen aus anderen Sportarten Kontakte geknüpft, die ich bislang nicht kannte, und auch Snowboarder aus Nationen wie zum Beispiel Litauen oder Portugal, die auf unseren Wettkämpfen sonst nicht dabei sind, kennen gelernt. Allein dafür hat es sich schon gelohnt“, sagt Janina.
Bereits am Montagmorgen musste Leon Rojkov wieder in die Schule. Der Eiskunstläufer, der für den Berliner SV 1892 startet, war nach dem Ende seines Wettkampfs bereits am Samstag wieder aus Batumi abgereist. Aber auch er war einfach nur glücklich angesichts der vielen Erlebnisse, die er im Gepäck hatte. Und auch der achte Rang in der Gesamtwertung aus Kurzprogramm und Kür stellte den 16-Jährigen durchaus zufrieden. „Ich war in der Woche vor der Abreise ziemlich krank und hatte deshalb eine kurze Vorbereitung. Ich wollte mein Bestes geben und war überrascht, wie sauber mir beide Programme gelungen sind“, sagt er.
Auch für Leon, der immerhin seit sechs Jahren internationale Wettkämpfe bestreitet, war das EYOF, bei dem Italien (sieben Gold, sechs Silber, drei Bronze bei 56 Athlet*innen) die Medaillenwertung gewann, die bislang größte Veranstaltung. Und auch er war vor allem von der Möglichkeit begeistert, sich mit Athlet*innen aus vielen anderen Ländern auszutauschen. „Wir hatten im Hotel eine Fun-Zone, in der man Playstation spielen und alle anderen Wettkämpfe live im Stream verfolgen konnte. Da habe ich viel Zeit mit anderen Sportlern aus dem Eiskunstlauf und aus dem Shorttrack verbracht und sehr viele nette Leute kennen gelernt“, sagt er.
Die Eröffnungsfeier, die in Bakuriani stattfand, verfolgten alle in Batumi stationierten Athlet*innen gemeinsam über einen Livestream. Und was ihm besonders gefiel: Dass sich so viele junge Georgierinnen und Georgier als Volunteers in die Spiele einbrachten. „Die waren alle super nett, sprachen gut Englisch, haben uns angefeuert und mit allem geholfen. Sogar ein richtig gutes Restaurant mit einheimischen Spezialitäten haben sie uns empfohlen, das hat sich absolut gelohnt!“
Dass das deutsche Team, zu dem auch noch Snowboarderin Joana Fuchs (15/Snowgau Freestyle Team) und Eiskunstläuferin Sophie Erhardt (15/ESC Regensburg) zählten, aus Gründen der Terminüberschneidung und unterschiedlicher Wettkampfsteuerung zu den kleinsten zählte (nur zwölf hatten noch weniger Starter*innen) und sich dafür auch einige Kommentare anhören musste, störte weder Janina noch Leon. „Natürlich war es schade, dass wir auch noch an unterschiedlichen Standorten waren und so die Eiskunstläufer nicht treffen konnten. Aber gemeinsam mit unseren Coaches haben wir schon ein starkes Teamgefühl entwickelt“, sagt Janina. Leon nutzte die Chance, um internationale Kontakte zu knüpfen. „Ich habe mich beim Essen ganz oft bei anderen Nationen mit an den Tisch gesetzt.“
Das Fazit der beiden fällt entsprechend rundum positiv aus. „Ich fühle mich nach dieser Woche deutlich reifer und habe mehr Selbstvertrauen gewonnen, weil ich sehen konnte, dass ich international mithalten und auch mit dem Druck umgehen kann, meine Leistung auf so einem Event bringen zu müssen“, sagt Janina. Leon freut sich darüber, „dass ich die Erfahrung machen durfte, zum Saisonhöhepunkt in der Lage zu sein, meine Programme durchziehen zu können. Außerdem bin ich sicher, dass es mir viel bringt, die Kontakte zu Sportlerinnen und Sportlern aus anderen Ländern aufgebaut zu haben.“ Traurig sind beide nur aus einem und demselben Grund: Dass es nicht ein zweites Mal möglich ist, an einem EYOF teilzunehmen. „Aber so ist es eine Einmal-im-Leben-Erfahrung, an die wir sehr oft zurückdenken werden!“