Zum Inhalt springen

Spaß geht vor Erfolg - aber gewinnen möchte er trotzdem

Snowboarder Luka Kamissek ist eins von sechs Mitgliedern des Team Deutschland für das Winter-EYOF in Georgien (9. bis 16. Februar). Hier erzählt er, warum ihn sein Sport so fasziniert.

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

03.02.2025

Doch, sagt Luka Kamissek, auf dem Podium zu stehen, das fände er schon gut. Aber wichtiger als Gold, Silber, Bronze ist für ihn, Spaß zu haben und mit so vielen Kollegen aus verschiedenen Nationen etwas zu erleben. „Die Leute, die ich ohne den Sport niemals kennengelernt hätte, sind das, was mich am Snowboarden besonders fasziniert. Es macht doch viel mehr Spaß, wenn dir jeder zujubelt und mit dir fiebert, als den anderen nichts zu gönnen“, sagt das 16 Jahre alte Toptalent vom TSV 1860 München. Weil es in seinem Sport eben elementar ist, die Konkurrenz nicht als Gegner zu betrachten, sondern sich gegenseitig zu unterstützen und voneinander zu lernen, wird Luka Kamissek auch vor dem größten Wettkampf seiner noch jungen Karriere nicht von seiner Prämisse abrücken: Spaß geht vor Erfolg!

An diesem Freitag reist der Münchner, der im Sportinternat Berchtesgaden lebt, trainiert und zur Schule geht, mit dem Team D nach Georgien. Dort findet an den drei Standorten Bakuriani, Batumi und Tiflis vom 9. bis zum 16. Februar das European Youth Olympic Winter Festival statt. Knapp 1.000 Nachwuchsathlet*innen aus 46 europäischen Nationen können in acht olympischen Sportarten einen ersten Eindruck davon bekommen, wie ein olympisches Sportgroßereignis abläuft. Das Team Deutschland ist, weil der Termin wegen des engen Wettkampfkalenders und der Priorisierung der Verbände für viele nicht passte, ein kleines, aber feines: Neben Luka sind aus dem Snowboardbereich noch Janina Walz, Joana Fuchs (beide Snowgau Freestyle Team) und Damian Millinger (WSV Bischofswiesen) dabei, dazu kommen Sophie Erhardt (Eissportclub Regensburg) und Leon Rojkov (Berliner SV 1892) aus dem Eiskunstlauf.

  • Luka Kamissek Foto: Snowboard Germany

    Es ist eine Ehre, Deutschland zu vertreten, aber natürlich ist der Druck für ein kleines Team größer, weil es noch wichtiger ist, gut zu performen

    Luka Kamissek
    Snowboarder

    „Es ist eine Ehre, Deutschland zu vertreten, aber natürlich ist der Druck für ein kleines Team größer, weil es noch wichtiger ist, gut zu performen“, sagt Luka – und hinterlässt dabei mitnichten den Eindruck, dass er an dieser Last schwer zu tragen hätte. Im Gegenteil: Sein Dauerstrahlen während des Gesprächs unterstreicht, wie ernst er sein Motto vom Spaßhaben tatsächlich nimmt. Wenn er den Kick schildert, den er beim Ausprobieren neuer Elemente im Schnee oder im Banger Park, wo das Sommertraining stattfindet, spürt, dann würde man sich am liebsten sofort selbst aufs Board stellen. Was natürlich nicht zu empfehlen wäre, denn um auf das Niveau zu kommen, das für die europäische Spitze seiner Altersklasse notwendig ist, braucht es stundenlanges Training auf professionellem Niveau.

    Deshalb ist Luka Kamissek sehr froh darüber, als Zwölfjähriger den Weg ins Internat gegangen zu sein. „Hier bin ich ganz nah dran an den Bergen und kann trainieren, wann immer es geht“, sagt er. So früh schon von zu Hause fortzugehen, ist für Elitesportler*innen zwar nicht ungewöhnlich, aber trotzdem nicht einfach. „Für meine Eltern war es aber härter“, sagt Luka und strahlt wieder, „ich hatte sofort das Gefühl, dass es für mich das Richtige ist!“ Angefangen hatte das mit seiner Wintersport-Leidenschaft schon im Grundschulalter, mit seinen Eltern war er oft zum Skifahren in Tschechien, der Heimat seiner Mutter. „Da wurden auch Snowboardkurse angeboten. Als ich acht Jahre alt war, habe ich mitgemacht, und das hat mir so saumäßig getaugt, dass ich seitdem nichts anderes machen möchte“, sagt er.

    Weil auch die Eltern merkten, dass ihr Sohn seine große Liebe gefunden hatte, durfte er daheim in den Verein eintreten. Wenig später wurde der bayrische Verband auf ihn aufmerksam, es folgten der Wechsel ans Internat und Starts bei nationalen und bald auch internationalen Wettkämpfen. Aktuell geht Luka vorrangig im Europacup in den Schnee. Seine Paradedisziplinen: Slopestyle, also das Durchfahren eines Parcours aus verschiedenen Hindernissen, und Big Air, wo die Athlet*innen über eine Sprungschanze, den Kicker, waghalsige Flugelemente in die Luft zaubern. „Ich liebe es einfach, mich künstlerisch auszuprobieren und im Freestyle mein Ding machen zu können“, sagt er.

     Als Kind hat Luka Kamissek, der neben Tschechisch auch Englisch fließend spricht, weil er mehrere Jahre seiner Kindheit in New Jersey (USA) verbrachte, lange zu Shaun White aufgeschaut, dem US-Superstar, der in der Halfpipe dreimal Olympiagold gewann. „Ich habe ihn sogar einmal am Kitzsteinhorn getroffen. Seitdem war er mein Vorbild“, sagt Luka, der aktuell den Norweger Marcus Kleveland als Idol nennt. Der gewann vor zwei Jahren sein zweites WM-Gold im Slopestyle genau dort, wo nun das Winter-EYOF stattfindet – in Bakuriani. „Für mich ist Georgien Neuland, ich war noch nie dort, bin aber total gespannt darauf, weil die Bilder vom Park bei der WM 2023 super rüberkamen“, sagt er.

    Sein bisheriges sportliches Highlight war die Junioren-WM vor eineinhalb Jahren in Neuseeland. Seitdem hat Luka kontinuierlich an sich und seiner Performance gearbeitet. Kraft- und Ausdauertraining gehören zum Programm ebenso dazu wie Trampolintraining für Sprungkraft und Koordination sowie das theoretische Austüfteln von neuen Elementen. Besonders viel Freude macht ihm aber weiterhin das Fahren selbst, größten Nachholbedarf hat er an der Flexibilität und Beweglichkeit. „Ich bin wirklich nicht gut dehnbar, ich müsste häufiger Yoga machen.“ Selbsterkenntnis ist bekanntlich der erste Schritt zur Besserung…

    Der größte sportliche Traum bleibt für Luka, der im Sommer zum Ausgleich gern mit seinem Vater zum Mountainbiken in die Berge fährt, skatet und surft, natürlich eine Teilnahme an Olympischen Winterspielen. „Das ist ein Ziel, das jeder Athlet hat. Ich weiß, dass das ein sehr langer Weg ist. Aber ich freue mich auf die Reise.“ Eine Reise, die ihn nun erst einmal nach Georgien führt. Im Slopestyle geht es am Montag, den 10. Februar, in die Qualifikation und tags darauf um Medaillen, im Big Air muss er dann am 14. und 15. Februar in Bestform sein. Die härteste Konkurrenz erwartet Luka aus Italien und der Schweiz. Aber das Podium ist für ihn in Sichtweite. Und den meisten Spaß hat man am Ende auch im Snowboarden beim Gewinnen. Also dann: Gute Reise, Luka, und willkommen im Team Deutschland!

    Verwandte Artikel

    Title

    Title