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Zwischen Baseball und Eishockey – das Deutsche Sportabzeichen in Kanada

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

08.12.2009

  • Sportclub 64 Toronto
  • von links nach rechts: Werner Schwendt, Ekkehart Hildebrandt, Dieter Kahl

    Im kanadischen Bundesstaat Ontario gibt es eine „Sportabzeichen-Außenstelle“ mit Tradition: den Sportclub 64 Toronto. Seit 45 Jahren schicken Deutschstämmige und Kanadier von hier aus ihre ausgefüllten Prüfkarten für das Deutsche Sportabzeichen über den großen Teich nach Deutschland.

    „Der kanadische Winter ist rauh und lang. In Toronto kann es bis in den Mai hinein sehr kalt sein“ berichtet Werner Schwendt, Sportabzeichenprüfer und Vereinsvorsitzender des Sportclub 64 Toronto. „Wir treiben nur im Mai, Juni und September draußen Sport. Im Juli und August ist es zu heiß. Da kippen mir die Leute aus den Latschen - auf gut deutsch gesagt“, sagt er mit kanadischem Akzent und lacht.

    Ursprünglich kommt Werner Schwendt aus Berlin. 1956 zog er 24jährig mit seiner Frau Waltraud nach Toronto in Kanada. „Wir glaubten, wir hätten dort beruflich bessere Möglichkeiten. Und tatsächlich, habe ich gleich am ersten Tag nach meiner Ankunft angefangen, auf einer Baustelle zu arbeiten“, erzählt er. 1978 stieß Werner Schwendt zur Sportabzeichengruppe, die der ebenfalls deutschstämmige Hans Warwas 1964 gegründet hatte. „Seit 1982 bin ich anerkannter Prüfer für das Deutsche Sportabzeichen und das Bayrische Sport-Leistungs-Abzeichen“, sagt Werner Schwendt. „Der Prüfer, von dem ich meine Lizenz habe, kam damals extra aus Chicago, weil wir für das Bayrische Sport-Leistungs-Abzeichen niemanden in Kanada finden konnten.“

    „Die meisten, die das Deutsche Sportabzeichen bei uns machen sind deutschstämmig“, so Werner Schwendt. „Baseball, Eishockey, Basketball oder Football sind bei den Kanadiern viel populärer als Leichtathletik.“ In diesem Jahr haben im Sportclub 64 Toronto 49 Sportler den Fitnessorden gemacht. Darunter waren sechs Kanadier und ein Brasilianer. „Unseren Rekord hatten wir 2003 mit 61 Sportabzeichen“, fährt er fort. „In Kanada machen wir mit Abstand die meisten Fitnessorden. 2007 wurden insgesamt 69 Sportabzeichen im ganzen Land abgelegt. Davon 56 bei uns. Der Rest verteilte sich auf Kitchener, eine kleine Stadt nahe Toronto mit vielen Deutschen und British Columbia.“

    Deutsche Begegnungen bei Shopping und Sport

    In Toronto gibt es kein deutsches Viertel. „Im Gegensatz zu anderen Auswanderern verteilen sich die Deutschen eher“, berichtet Werner Schwendt. „Die wenigen Gelegenheiten wo wir zusammen kommen, sind beim Einkaufen in den deutschen Geschäften oder im Sport. Mitmachen kann bei uns aber jeder, gleich welcher Nationalität er angehört. Wir haben keine offiziellen Mitgliedschaften. Momentan sind etwa 60 bis 70 Sportler dabei.“

    Die, die mitmachen können bei erstklassigen Bedingungen Sport treiben. „Während des langen Winters trainieren wir in einer sehr gut ausgestatteten Sporthalle in der York University – im Nordwesten der Stadt, etwas außerhalb von Downtown“, berichtet Werner Schwendt. „Dort können wir im Prinzip alle Disziplinen machen. So können wir schon in den kalten Monaten mit dem Sportabzeichen beginnen. Gerade für uns Prüfer ist das ideal. Denn im Sommer, wenn der Großteil der Sportler kommt, um das Sportabzeichen abzulegen, haben wir wenig Zeit für unsere eigenen Disziplinen.“ So kommt stets eine verlässliche Anzahl an „kanadisch-deutschen“ Sportabzeichen zusammen, die beim Deutschen Olympischen Sportbund in Frankfurt jedes Jahr mit Spannung erwartet wird.

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