Zum Gedenken an Prof. Dr. med. Dr. h. c. mult. Wildor Hollmann:
Der Kölner Sportmediziner, der 2021 verstarb, wäre am 30. Januar 100 Jahre alt geworden. Er gilt als Motor der internationalen Sportmedizin.
27.01.2025
Er gilt als der Nestor der deutschen und als der Motor der internationalen Sportmedizin, und er hat seit den 1950er Jahren dieses wichtige medizinische Fach wegweisend mitgeprägt: Universitäts-Prof. Dr. med. Dr. h. c. mult. Wildor Hollmann, der Begründer und langjährige Leiter des Instituts für Kreislaufforschung und Sportmedizin an der Deutschen Sporthochschule in Köln, wäre am Donnerstag, 30. Januar, 100 Jahre alt geworden.
Wildor Hollmann ist am 13. Mai 2021 an den Folgen des Corona-Virus im Alter von 96 Jahren an seinem Heimatort in Brüggen (Kreis Viersen am Niederrhein) gestorben. Noch wenige Wochen vor seinem Tod war er in der Lehre an der Deutschen Sporthochschule Köln mit Vorlesungen zu sportmedizinischen Themen aktiv und bis zuletzt bei seinen Studierenden sehr beliebt.
Der aus dem Sauerland stammende Hollmann studierte Medizin an der Universität zu Köln und begann bereits 1949 mit ersten experimentellen Untersuchungen über den Einfluss von körperlicher Arbeit und Training sowie über die Auswirkungen von Bewegungsmangel auf den gesunden und den kranken Menschen. 1956 mietete Hollmann einen Keller an der Sporthochschule Köln, um hier als „Ein-Mann-Privat-Institut“ seine Forschungen mit (vor allem studierenden) Sportlerinnen und Sportlern zu intensivieren. Der damalige Präsident des Deutschen Sportbundes (DSB), Willi Daume, war auf den jungen Forscher Hollmann aufmerksam geworden und sorgte für finanzielle Unterstützung durch ein Kuratorium für Sportmedizin. Zehn Jahre später übernahm das Land Nordrhein-Westfalen das Institut als staatliche Einrichtung.
1965 wurde Wildor Hollmann auf den neu eingerichteten Lehrstuhl für Kardiologie und Sportmedizin an der Kölner Sportuniversität berufen. Aus dieser Einrichtung sollten unter seiner Leitung 24 Habilitationen und später daraus 14 Professorinnen und Professoren hervorgehen. Als akademischer Lehrer betreute er mehr als 1000 Diplomarbeiten und mehr als 200 Promotionen. Hollmann reüssierte auch als gefragter Wissenschaftsmanager: 1965 wurde er erstmals zum Prorektor der Deutschen Sporthochschule gewählt, von 1969 bis 1971 stand er als Rektor an der Spitze. „Wildor Hollmann war nicht nur ein Wegbereiter der modernen Sportmedizin, sondern auch ein inspirierender Visionär, der zeitlebens die Menschen und ihre Gesundheit in den Mittelpunkt stellte. Mit unermüdlicher Leidenschaft und tiefem menschlichen Engagement hat er Generationen geprägt und die Grundlagen für ein besseres Verständnis von Bewegung und Gesundheit geschaffen“, sagt Prof. Dr. Ansgar Thiel, Rektor der Deutschen Sporthochschule Köln.
Wildor Hollmann war Präsident des Deutschen Sportärztebundes sowie des Weltverbandes für Sportmedizin, Vorsitzender des Fachbereichs Sportmedizin im Bundesinstitut für Sportwissenschaft und Chefredakteur der Deutschen Zeitschrift für Sportmedizin. Von 1994 bis 1997 amtierte er als Präsident der Deutschen Olympischen Gesellschaft. Viele Jahre arbeitete er als betreuender Sportarzt für die Nationalmannschaften im Fußball, Golf und Hockey.
Auch die Liste der Ehrungen, mit denen seine sportmedizinischen Verdienste weltweit bedacht wurden, ist lang und vielschichtig: 1961 erhielt er die Carl-Diem-Plakette für Sportmedizin und Sportwissenschaft (heute Wissenschaftspreis des Deutschen Olympischen Sportbundes) des DSB, drei Jahre später den Hufeland-Preis für Präventivmedizin, 1976 den Philip-Noel-Baker-Forschungspreis der UNESCO, 2002 wurde er mit der Paracelsus-Medaille, der höchsten Auszeichnung der Deutschen Ärzteschaft, geehrt. Die Bundesrepublik Deutschland verlieh ihm das Schulterband zum Großen Bundesverdienstkreuz mit Stern.
Anlässlich seines 95. Geburtstags wurde in einer Feierstunde an der Deutschen Sporthochschule Köln eine Dauerausstellung mit zahlreichen Erinnerungsstücken aus dem akademischen und privaten Leben und dem sportmedizinischen Wirken von Wildor Hollmann zu seinen Ehren eröffnet, die an allen Wochentagen tagsüber auch für Gäste geöffnet ist. Zusammen mit dem langjährigen DSB-Breitensportchef Dr. Jürgen Palm brachte sich Hollmann bei der Entwicklung der damals höchst erfolgreichen Trimm-Dich-Kampagnen ein. Aus dieser Zeit in den 1970er Jahren stammt sein bis heute vielzitierter Satz: „Durch ein geeignetes körperliches Training gelingt es, 20 Jahre lang 40 Jahre alt zu bleiben.“ Diesen Lebensgrundsatz können wir uns jetzt anlässlich seines 100. Geburtstages in Erinnerung rufen.
Prof. Detlef Kuhlmann