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Zum 100. Geburtstag des legendären Tennis-Barons Gottfried von Cramm

Nur wenige deutsche Sportler haben ein ähnlich hohes Maß an Beliebtheit und Verehrung erreicht wie der aus einem alten niedersächsischen Adelsgeschlecht stammende Gottfried Freiherr von Cramm, bekannt auch als der „Tennis-Baron“.

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

11.07.2009

Am 7. Juli dieses Jahres jährt sich sein Geburtstag zum hundertsten Male. Kaum ein anderer Athlet war während seiner sportlichen Aktivenzeit und darüber hinaus ein ähnliches Vorbild für sportliches Auftreten und Fairness. Schon vor dem Zweiten Weltkrieg, in dem er im Russlandfeldzug verwundet und später mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet wurde, war der 1909 im Schloss Nettlingen im Landkreis Hildesheim geborene Gottfried von Cramm eine Legende.

Gottfried von Cramm kam als drittältester Sohn auf die Welt und hatte sechs Brüder. Bereits im Alter von elf Jahren begann er mit dem Tennisspiel und zog nach dem Abitur zum Jura-Studium nach Berlin. Im Spitzenclub LTTC Rot-Weiß Berlin wurde er gefördert und erreichte schon bald die deutsche Tennis-Rangliste. Von Cramm brach seiner Tenniskarriere zuliebe das Studium ab, war bei zahlreichen Turnieren in Europa erfolgreich und gehörte ab 1934 zur Weltelite im weißen Sport. Dreimal stand Gottfried von Cramm in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts in Wimbledon, dem britischen Tennis-Mekka, im Finale des Herreneinzels, und dreimal unterlag er. 1935 und 1936 verlor er jeweils das Endspiel gegen den Briten Fred Perry und 1937 gegen den Amerikaner Donald Budge. Damit blieb er - wie man damals sagte - „der beste Spieler, der Wimbledon nicht gewonnen hat“. 1933 war er allerdings bereits Sieger in Wimbledon geworden, und zwar im Gemischten Doppel mit Hilde Krahwinkel, ohne im ganzen Turnier auch nur einen Satz abgegeben zu haben. Zweimal - 1934 und 1936 - gewann von Gramm die French Open in Paris, insgesamt sechs Mal zwischen 1932 und 1949 das Turnier am Hamburger Rothenbaum.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1937 auch im deutschen Sport fiel von Cramm politisch in Ungnade. Nach dem Hitler-Attentat vom 20. Juli 1944 wurde - nicht zum ersten Male - auch Gottfried von Cramm von der Gestapo mehreren Verhören unterzogen. Im letzten Kriegsjahr 1945 konnte sich von Cramm nach Schweden absetzen und hielt sich dort mit Unterstützung von König Gustav V. als Flüchtling auf.

Unmittelbar nach Kriegsende beteiligte sich der Tennis-Baron engagiert am Wiederaufbau des „weißen Sports“ zunächst in Hildesheim und Hannover, dann auch im gesamten späteren Bundesgebiet und war 1949 Mitbegründer des Deutschen Tennis-Bundes. 1948 wurde von Cramm Besitzer des Rittergutes Wispenstein aus dem elterlichen Erbe in der Nähe von Alfeld/Leine, nahm dort auch seinen Wohnsitz, wurde Kaufmann und gründete 1951 in Hamburg eine Importfirma für Baumwolle. Im gleichen Jahr begegnete er der Woolworth-Erbin Barbara Hutton wieder, mit der er bereits vor dem Zweiten Weltkrieg in Ägypten eine kurze Romanze gehabt hatte, und heiratete sie 1955 als deren fünfter Ehemann. Fünf Jahre später wurde die Ehe allerdings wieder geschieden.

Als es ihm nach der internationalen Wiederzulassung Deutschlands 1951 gelang, das deutsche Davis-Cup-Team noch einmal ins Europa-Finale zu führen, widmete er sich in den folgenden Jahren vor allem der Nachwuchsförderung im Deutschen Tennis-Bund. Als er dann 1957 als 48-Jähriger vom aktiven Turniersport zurücktrat, hatte er 37mal für Deutschland im Davis-Cup gespielt, dabei 82 Spiele im Einzel und Doppel gewonnen und 27 deutsche Titel errungen. 1947 und 1948 war von Cramm in den damaligen westlichen Besatzungszonen zum „Sportler des Jahres“ gewählt worden.

Am 9. November 1976 verunglückte Gottfried von Cramm während einer Geschäftsreise im Alter von 67 Jahren bei einem Autounfall in der Nähe von Kairo in Ägypten. Bestattet wurde er in der Familienkapelle derer von Cramm nahe Schloss Oelber bei Salzgitter. 1977 wurde er als erster Deutscher posthum in die International Tennis-Hall of Farne in den USA aufgenommen. Ge-blieben ist der legendäre Ruf eines erfolgreichen, untadeligen Sportsmannes und eines fairen und noblen Repräsentanten des deutschen Tennissports, nach dem zur Erinnerung in Berlin in der Nahe der Anlage des LTTC Rot-Weiß ein Weg benannt worden ist.

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