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Wegbereiter für Bildung im Sport: Zum Tode von Friedhelm Kreiß

Bildung im Sport: Das war das Thema, das sich wie ein roter Faden durch die Berufs- und Sportfunktionärsbiografie von Friedhelm Kreiß zog, der am 17. Januar gestorben ist.

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

31.01.2018

„Angelegenheiten und Fragen der Bildung, der Ausbildung und damit der Personalentwicklung sind in meinen Augen die entscheidenden Faktoren der Sportentwicklung.“ So sagte er bei seiner Abschiedsrede als Vorsitzender des Bundesausschusses für Ausbildung des damaligen Deutschen Sportbundes (DSB) im Juni 2002 anlässlich der Bundeslehrwartetagung in Lindow im Land Brandenburg. Und: „ Es liegt auch am Sport, seine Bildungsarbeit und sein Bildungsverständnis der Gesellschaft gegenüber deutlich und nachhaltig zu präsentieren“.

Friedhelm Kreiß selbst hat Bildung, Ausbildung und Breitensportentwicklung im verbandlichen Sport entscheidend mitgeprägt. Am 17. Januar ist er nach langer, schwerer Krankheit im Alter von 81 Jahren gestorben. Das teilte der Deutsche Ruderverband (DRV) an diesem Dienstag mit.

Sein vielschichtiges Schaffen mit nationaler Ausstrahlung wirkt bis heute nach. Friedhelm Kreiß hat für seine großen Verdienste im Sport zahlreiche Auszeichnungen erhalten – um nur einige zu nennen: Der DSB, Vorgängerorganisation des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), ernannte ihn beim Bundestag 2002 in Bonn zum Ehrenmitglied. Im Deutschen Ruderverband (DRV) war ihm diese Ehre schon zehn Jahre vorher zuteil geworden. Im Jahre 2011 erhielt er die Goldene Ehrennadel des Landessportbundes (LSB) Nordrhein-Westfalen. Das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse erhielt er1994 aus der Hand des Bundespräsidenten.

Eine Aufzählung sämtlicher Ehrenämter, die Kreiß im DRV, im LSB, im DSB, im Landesarbeitskreis Kirche und Sport in Nordrhein-Westfalen und anderswo in seinem „ehrenamtlichen Leben für den Sport“ innehatte, unterliegt immer der Gefahr, eine Funktion zu vergessen oder nur un-zureichend zu beschreiben. Beispielhaft daran erinnert, dass Kreiß im DSB von 1968 bis 2007 die redaktionelle Leitung der Arbeitshilfen „Der Übungsleiter“ innehatte, dass er an der Erarbeitung der DSB-Lehrbriefe für die Ausbildung von Übungsleitern und Organisationsleitern feder-führend mitwirkte, dass er als Vorsitzender einer Projektgruppe in den 1980er Jahren die Revision der Rahmenrichtlinien des DSB maßgeblich begleitete, dass er seinerzeit Mitinitiator zur Gründung der Trainerakademie in Köln und der Führungsakademie Berlin des DSB war, wo er von 1990 bis 2002 auch stellvertretender Vorsitzender des Trägervereins war.

Friedhelm Kreiß war selbst „Mehrspartensportler“ und u.a. leistungssportlich aktiv im Rudern, im alpinen Skilauf und im Tennis, bis er sich nach zwei schweren Sportunfällen auf Windsurfing und Lazersegeln als Freizeitsport konzentrierte. Der in Münster geborene und zuletzt in Duisburg lebende Kreiß hatte in Münster, Freiburg, Kiel, Köln und Innsbruck die Fächer Sport, Deutsch und Musik mit Lehramtsabschluss und zusätzlichem Examen als Diplom-Sportlehrer studiert und war danach u.a. als Fachberater für die Lehrerausbildung im Fach Sport am Gymnasium im Schulkollegium Düsseldorf tätig.

Als Ehrenamtler wurde Kreiß 1982 in den Bundesausschuss Ausbildung im DSB berufen. Im Jahre 1990 übertrug das Gremium ihm den Vorsitz, gleichzeitig gehörte er damit dem Präsidium des DSB an.

Friedhelm Kreiß verdanken wir u.a. ein bis dahin völlig unbekanntes Berufsfeld im Sport: Er prägte 1995 die Entwicklung des ersten Ausbildungsberufes im Sport entscheidend und sorgte durch seine Initiative rasch für die staatliche Anerkennung. Seitdem können junge sportinteressierte Menschen nach einer dreijährigen Ausbildung nicht nur, aber auch in Sportvereinen und Sportverbänden einen Abschluss als „Sport- und Fitnesskaufmann/-frau“ erwerben und damit eine hauptberufliche kaufmännische Laufbahn im Sport anstreben. Als Mitglied im Fachausschuss bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Nürnberg hat Kreiß bewirkt, dass es bundesweit geltende Prüfungsunterlagen gibt. Er selbst hat als Mitglied im Prüfungsausschuss bei der IHK Düsseldorf danach geprüft und nicht zuletzt durch seine unermüdlichen Besuche von Informations-Veranstaltungen im ganzen Land für die zügige bundesweite Etablierung dieses Ausbildungsberufes gesorgt.

Parallel zu seinen vielschichtigen ehrenamtlichen Tätigkeiten auf DSB-Bundesebene engagierte sich Friedhelm Kreiß seit den 1960er Jahren ebenfalls im LSB Nordrhein-Westfalen in unterschiedlichen Funktionen und Arbeitsfeldern – exemplarisch sei hier an die Erstellung der sogenannten Freizeitpolitischen Konzeption und an die Mitbegründung des Bildungswerkes des LSB in seiner Funktion als Vorsitzender des Ausschusses Breitensport/Freizeitsport erinnert.

Vieles von dem, was Kreiß auf Bundes- und Landesebene auf den Weg gebracht hat, wurde mit seiner Hilfe auch sportartspezifisch im Rudern eingeleitet und umgesetzt. Hier hatte er u.a. den Vorsitz des Ausschusses Wissenschaft und Lehre inne und war über 20 Jahre Mitglied im Vorstand des DRV. Er war zudem Leiter des Beirates der Ruderakademie Ratzeburg. Die Ruderfamilie erinnert sich auch immer noch gern an den wissenschaftlichen Kongress „125 Jahre Deutscher Ruderverband“ in Köln, den Kreiß 2008 organisierte und leitete.

Friedhelm Kreiß ist dem Sport auch ohne offizielle Funktion neugierig und stets kritisch verbunden geblieben. In ihrer Gratulation zu Kreiß' 80. Geburtstag sagte Prof. Gudrun Doll-Tepper, Vizepräsidentin für Bildung und Olympische Erziehung des Deutschen Olympischen Sportbundes: „Er hat sich als Wegbereiter für Bildung im organisierten Sport einen großen Namen gemacht. Auf seine Leistungen können wir im DOSB aufbauen.“

(Quelle: DRV)

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