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Vor 50 Jahren ging das Zweite Deutsche Fernsehen auf Sendung

Auch „Das aktuelle Sport-Studio“ und „Die Sport- Reportage“ können im April ihren 50. Geburtstag feiern. Sie waren seit der Aufnahme des Sendebetriebs des ZDF fester Programmbestandteil.

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

03.04.2013

Der Frankfurter Allgemeinen Zeitung war es in ihrer Ausgabe vom 2. April 1963 auf Seite 1 unter der Überschrift „Sendebeginn in Mainz“ nur drei Sätze in einer zwölfzeiligen AP-Blockmeldung wert, dass am Vortag – Montag, 1. April 1963 – mit Ansprachen des damaligen Bundesratspräsidenten Kurt-Georg Kiesinger und von Intendant Prof. Karl Holzamer das Zweite Deutsche Fernsehen als neue Sendeanstalt der Länder den Sendebetrieb in Mainz aufgenommen hatte. Nach den entsprechenden Vorplanungen sollte auch die Sportberichterstattung eine besondere Bedeutung im Rahmen der neuen Sendeanstalt bekommen. Langfristig hatte der Aufbaustab des Senders zu diesem Zweck ein Team qualifizierter namhafter Journalisten angeworben.

20 bis 25 Stunden Sport pro Monat

In der Präsidiumssitzung des Deutschen Sportbundes (DSB) am 23. Februar 1963 in Karlsruhe hatte der zum Hauptabteilungsleiter Sport der neuen Anstalt berufene Horst Peets, bisher Sportchef der „Welt“ in Hamburg, die Ziele des Zweiten Deutschen Fernsehens vorgestellt, war dabei ausführlich auf die geplanten Sendungen und Sendezeiten der Hauptabteilung Sport eingegangen, die, so Peets damals, monatlich 20 bis 25 Stunden betragen sollten.

Peets wies auch darauf hin, dass die beiden Fernsehketten übereingekommen seien, die Sportprogramme in beiden Fernsehanstalten gemeinsam zu planen und auf beide Ketten zu verteilen. Die für die Übertragungen zu zahlenden Vergütungen würden von beiden Anstalten gleichmäßig gezahlt und zwar nach den Tarifen des Rahmenvertrages des DSB mit der ARD. In der Produktion und Platzierung von Eigensendungen zum Thema Sport seien die Anstalten völlig frei.

"Sportspiegel" im provisorischen Studio"

Nachdem nach jahrelangem politischen Tauziehen der Staatsvertrag über die Errichtung des Zweiten Deutschen Fernsehens als Anstalt des öffentlichen Rechts am 1. Dezember 1961 in Kraft getreten war und am 9. Juli 1962 der Freistaat Bayern als letztes der damals elf Bundesländer die Ratifizierungs-Urkunde hinterlegt hatte, war das ZDF in allen Bundesländern existent. Am 6. Februar 1962 hatte sich der ZDF-Fernsehrat konstituiert und einen Monat später Prof. Karl Holzamor zum Intendanten gewählt. An die Spitze des Fernsehrates war einstimmig ein Vertreter des Sports gewählt worden: der Vizepräsident des DSB und Präsident des Deutschen Ruderverbandes, der hannoversche Rechtsanwalt Walter Wülfing. Er bezeichnete dieses einstimmige Votum damals als „Anerkennung für den Sport, der durch alle Schichten der Bevölkerung geht und in seiner Vielseitigkeit ein bedeutender Sozialträger ist.“

Nachdem bereits am Abend des 2. April aus dem provisorischen Eschborner Studio mit dem „Sportspiegel“ ein Beitrag über die neue Fußball-Bundesliga gesendet worden war, – übrigens unter der Leitung von Alfons Spiegel, der von 1955 bis Ende 1962 als Geschäftsführer der Deutschen Sportjugend zum hauptamtlichen Führungsteam des DSB gehörte – hatte schon vom folgenden Wochenende an das am Sport interessierte Fernsehpublikum neben der traditionellen ARD-Sportschau die Auswahl an weiteren attraktiven Sportprogrammen aus der zweiten deutschen Sendeanstalt. So werden in diesem April mit dem Sender auch „Das aktuelle Sport-Studio“, und „Die Sport- Reportage“ ihren 50. Geburtstag feiern können.

Dem „Sport-Spiegel“ ist dieses Jubiläum leider nicht vergönnt, obwohl sich dieses Format vierzehntäglich am Dienstagabend mit seinen Dokumentationen, Reportagen, Features und Porträts schon nach kurzer Zeit hohe Anerkennung erwarb und vielfach ausgezeichnet wurde, so u. a. mit dem Grimme-Preis. Aber den „Sportfeuilletonisten“ in der ZDF-Sportredaktion fehlte zum Schluss ein ähnlicher „Marktanteil“ wie bei der aktuellen Berichterstattung, so dass die Sendung 1989 ohne Angaben von Gründen von den ZDF-Planern aus dem Programm genommen wurde.

"Das aktuelle Sportstudio", ein revolutionäres Format

Das „Aktuelle Sportstudio“ dagegen zieht auch nach fünf Jahrzehnten noch viel Stammpublikum an, obwohl die inhaltliche Kritik wächst. „Langeweile auf dem Lerchenberg“ betitelte die Hannoversche Allgemeine Zeitung kürzlich auf ihrer Medienseite einen kritischen Beitrag zum 50. Jahr des „einstigen Flaggschiffs“ des ZDF, das „dringend frischen Wind“ brauche.

Kritisch gesehen wird vor allem die zu späte Sendezeit und – auch dadurch bedingte – mangelnde Aktualität, die geringe Attraktivität der Gäste der Sendung im Vergleich zu früher und das zwischenzeitlich zu krasse Missverhältnis von Fußball zu anderen Sportarten. Auch Dieter Kürten, vierzig Jahre lang einer der führenden Köpfen der ZDF-Sportredaktion, zeigte in seinem Buch „Drei unten, drei oben - Erinnerungen eines Sportjournalisten“ zahlreiche Beispiele von Sport, Spiel und Spannung auf, wie das „Aktuelle Sportstudio“ einmal „ein revolutionäres Format“ war.

Es waren qualifizierte und engagierte Persönlichkeiten, die vor mehr als fünfzig Jahren den Sportbereich aufbauten, zunächst im Provisorium in den Baracken in Eschborn, dann „Unter den Eichen“ in Wiesbaden und bis zum Umzug auf den Mainzer Lerchenberg. Es waren meist jüngere Journalisten und Redakteure, oft mit Sportlehrer-Diplom, aber auch Quereinsteiger, deren Namen noch heute nicht nur bei der älteren Generation bekannt und beliebt sind.

Wim Thoelke, „Big Wim“, wie er im Kollegenkreis genannt wurde, zuvor Hauptgeschäftsführer des Deutschen Handball-Bundes, war einer der „Macher“ im Aufbaustab und sprudelte voller Ideen, Initiativen und Energie. Er begann als Redaktionsleiter der Hauptabteilung Sport, seine berufliche Karriere und große Popularität gewann der Fernsehmacher par excellence aber später als Showmaster und Moderator beliebter ZDF-Unterhaltungssendungen wie „Drei mal neun“, „Vergissmeinnicht“ und vor allem „Der große Preis“.

Über fast drei Jahrzehnte prägte Harry Valerien mit seiner unnachahmlichen Art das „Aktuelle Sportstudio“, das Filetstück des ZDF-Sports am Samstagabend. Als er 88jährig im Oktober vorigen Jahres starb, würdigte „Der Spiegel“ ihn als einen „der ganz Großen im deutschen Sportjournalismus“. Für Norbert Geis, den früheren Regisseur der ZDF-Sportsendungen, war er „ein hervorragender Reporter und Moderator, für mich das Vorbild eines Fernsehmachers.“

Persönlichkeiten der Sportberichterstattung

Vom Bundespresseamt aus Bonn kam seinerzeit Willi Krämer, wo er als Sportreferent auch als Verbindungsmann von Bundeskanzler Adenauer zum DSB-Präsidenten Willi Daume fungierte. Er galt als der Sportpolitiker im ZDF und der solide Organisator und übernahm 1964 von Horst Peets die Leitung der Hauptabteilung Sport. Er führte auch die turnusmäßigen Verhandlungen mit dem damaligen ARD-Sportkoordinator Robert Lembke über die Übertragungen der Großveranstaltungen des Sports.

Die sportlichen Anfangsjahre des ZDF prägten aber auch ganz wesentlich Reporter, Redakteure und Moderatoren wie, Gerd Krämer, Bruno Morawetz, Wolfram Esser, Karl Senne, Rainer Günzler, Oskar Wark, Werner Schneider und Klaus Angermann.

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