Vom „Flieger“ beim Handball zum „Überflieger“ beim Sportabzeichen
Udo Winkelmann aus Helmstedt hat sich den neuen Bedingungen im Jubiläumsjahr bereits erfolgreich gestellt.

27.02.2013
Dass aus Udo Winkelmann mal so eine Sportskanone wird, hätten seine Eltern wohl am allerwenigsten gedacht. Die Landwirte sahen die Prioritäten für ihren Sohn eher an anderer Stelle. „Mein Vater hat immer gesagt, du brauchst keinen Sport. Hier auf dem Hof, in den Kuh- und Pferdeställen bekommst du genug Bewegung“, erinnert sich der heute 77-Jährige. Aber der Bewegungsdrang war dann doch größer als der elterliche Hof.
Schon als Junge zog es Udo Winkelmann auf Bolzplätze und Straßen. Wie bei so vielen Jungen schlug sein Herz für den Fußball. An jeder Ecke und bei jeder Gelegenheit flitzte er dem runden Leder hinterher. Mit Anfang 20 entdeckte er dann eine andere Sportart für sich, blieb aber am „Ball“. „Durch Freunde kam ich zum Großfeld-Handball. Ich wurde Torwart und hatte dort sehr schnell meinen Spitznamen weg. In Handballkreisen nannte man mich ‚Flieger’, weil ich eine ziemlich gute Sprungkraft hatte“, erzählt er.
Wenn 400 Meter zum Albtraum werden
1959 hörte Udo Winkelmann zum ersten Mal vom Deutschen Sportabzeichen. Für den jungen Mann war sofort klar, dass er sich den Anforderungen stellt und er hatte keinen Zweifel daran, diese auch zu bestehen. „Als Freunde zu mir sagten: ‚du bist doch sportlich, mach mal das Sportabzeichen’, legte ich direkt los. Allerdings habe ich mich in meinem Eifer wohl etwas übernommen. Beim 400-Meter-Lauf bin ich die Sache viel zu schnell angegangen und ich habe im Ziel im wahrsten Sinne des Wortes Sterne gesehen“, erinnert sich Udo Winkelmann heute.
Trotzdem lag er mit 63,8 Sekunden in der Zeit und das erste Sportabzeichen war geschafft. Seither gehörten die Anforderungen zum festen Jahresplan des sportlichen Helmstedters. „1960 musste ich wegen einer Sportverletzung pausieren, ansonsten habe ich das Sportabzeichen jedes Jahr wiederholt“, erzählt er. Über die Jahre wurde er zwar vernünftiger, aber nicht langsamer. „Bei meinem 50. Sportabzeichen mit 74 Jahren bin ich die 50 Meter in 8,7 Sekunden gelaufen und schaffte beim Weitsprung 3,44 Meter. Darauf bin ich ziemlich stolz“, schmunzelt Udo Winkelmann.
Warum auf den Sommer warten…
Mit dem 100-jährigen Bestehen des Deutschen Sportabzeichens 2013 ändern sich die Bedingungen. Diese wurden bereits im Vorfeld viel diskutiert, aber Udo Winkelmann nimmt es sportlich. „Ich wusste zwar, dass es schwerer wird als zuvor, aber ich hatte trotzdem den Ansporn, Gold zu holen“, sagt Udo Winkelmann. Und so nahm er das Unternehmen „Sportabzeichen 2013“ auch gleich im Februar in Angriff und schaffte die erforderlichen elf Punkte.
Warum so früh und im Winter? Ganz einfach: er hat viel vor. Mit Mitte 30 fand Udo Winkelmann nämlich zum Fußball zurück und spielt seither beim Helmstedter Sportverein 1913 e.V. Zuerst in der Altherren-Mannschaft und heute im Altliga-Team. „Ich spiele zwar keine Turniere mehr, aber jeden Dienstag ist Training und das ist ein fester Termin für mich. Ich bin der Älteste im Team, aber ich gebe immer alles und meine Sportkameraden nehmen auch keine Rücksicht auf mich. Das würde ich auch nicht wollen“, lacht der 77-Jährige.
Und weil ja beim Fußball immer etwas passieren kann und die Verletzungsgefahr ihm zu hoch war, hat Udo Winkelmann eben schon im Februar das Sportabzeichen erledigt. Mit seiner Begeisterung für den Fitnessorden steht er aber nicht alleine da. Sechs der Altliga-Fußballspieler sind im Dezember 2012 für besondere Leistungen im „Fünfkampf mit sich selbst“ geehrt worden. Zusammengerechnet haben sie die Übungen für das Sportabzeichen 117 Mal wiederholt. „Altligaspieler des Helmstedter SV sammeln Abzeichen“ schrieb die örtliche Tageszeitung über diese Ehrung.
Es kann nicht immer alles auf Anhieb klappen
Der größte Wunsch von Udo Winkelmann ist es, sich auch in den kommenden Jahren zu beweisen, dass er noch nicht zum so genannten „alten Eisen“ gehört. Wenn er gesund bleibt, wird er sich auch 2014 den Anforderungen stellen – dann zum 55. Mal. Dafür hält er sich mit täglichen Fahrradtouren und wöchentlichem Schwimmtraining fit. Und er hat auch einen Rat für alle Sportabzeichen-Neulinge: „Man sollte nicht mit Vollgas an die Sache herangehen und sich überschätzen. Viel besser ist es, zu üben und auch mal Misserfolge einzukalkulieren. Umso schöner ist es dann, wenn man es schafft“.
(Quelle: wirkhaus)