Vielseitig aber nie auf der Jagd nach Rekorden
Für Helmut Wilke aus Halberstadt war und ist der Sport immer Spaß und Freude, die er auch an den Nachwuchs weitergegeben hat.

23.07.2013
Was macht einen guten Sportverein aus? Die Angebote, die Zusammengehörigkeit, sportliche Erfolge und natürlich seine Mitglieder; die Aktiven und jene, die deshalb so unverzichtbar sind, weil sie einfach immer da sind. Vor allem für andere. Einer dieser Menschen ist Helmut Wilke aus Halberstadt in Sachsen-Anhalt. Wenn er am 18. Juli 2013 seinen 80. Geburtstag feiert, ist das ein Anlass, an dem neben Familie und Freunden auch Vertreter des Sports zu den Gratulanten gehören. Denn engagierte Menschen wie Helmut Wilke sind unverzichtbar für den Breitensport.
Inspiration schwarz auf weiß
Helmut Wilke hat viele Sportarten für sich entdeckt. „Als Junge habe ich Fußball gespielt, das war ja damals so üblich und weit verbreitet, ähnlich wie heute“, erzählt er. Das reichte ihm aber nicht. Helmut Wilke suchte nach einer neuen sportlichen Herausforderung und so war es 1951 ein Artikel in der Tageszeitung „Junge Welt“, der den damals 18-Jährigen fesselte und für die Leichtathletik und einen ganz bestimmten Orden begeisterte.
In der Zeitung, die von 1947 bis 1990 das Zentralorgan der Freien Deutschen Jugend in der DDR war, wurde in einer Serie das Sportleistungsabzeichen vorgestellt. „Dort wurden die einzelnen Disziplinen gezeigt und mit Bildern erläutert“, erzählt Helmut Wilke. „In dem Moment war klar, dass ich das mit dem Sportabzeichen auch probieren will“, erinnert er sich.
Gesagt, getan. Schon einige Wochen später hatte er das Abzeichen in der Tasche. Und es sollte ihn noch viele Jahre weiter begleiten. „1959 begann ich als Sportlehrer an der Polytechnischen Oberschule in Dedeleben zu arbeiten. Ich unterrichtete mehr als 30 Jahre lang dort und habe in dieser Zeit hunderten jungen Sportlern das Sportabzeichen abgenommen“, erzählt Helmut Wilke. „Am 1. Juni, am Tag des Kindes, fand an unserer Schule immer ein großes Sportfest statt und da wurde auch das Sportabzeichen abgelegt“, erinnert er sich. „Außerdem nahm ich es in meinen Stundenplan auf und auch später, zum Beispiel in den Berufsschulen oder bei der NVA oder Polizei gehörte das Sportabzeichen zu den Aufnahme-Kriterien.“
Zufrieden mit Gold
Während Helmut Wilke viele sportliche Talente in seiner Zeit als Lehrer förderte, sah er seinen persönlichen Erfolg nie im Vordergrund. „Ich habe eigentlich alles gemacht, was es im Sport so gibt: Fußball, Handball, Turnen und schließlich Leichtathletik. Aber es ging bei mir nie um Pokale oder Titel. Ich weiß heute, dass bei mir immer der Spaß und die Freude um Vordergrund standen. Deshalb habe ich auch selbst nicht kontinuierlich jedes Jahr das Sportabzeichen abgelegt. Als ich damals Gold erreicht hatte, reichte mir das. Es gab ja keine Steigerung“, lacht Helmut Wilke. Gleichzeitig legte der Sportlehrer aber 1954 die Prüfer-Lizenz ab und war bis zum Jahr 2000 auch Sportabzeichen-Beauftragter des Kreises Halberstadt, der heute zum Landkreis Harz gehört. Somit begleitete er tausende Jungen und Mädchen vor und nach der Wende auf dem Weg zum Fitnessorden.
Vor allem seine Zeit als Kampfrichter ist für Helmut Wilke mit unvergesslichen Erlebnissen verknüpft. „Ich war eigentlich überall dabei: DDR-Meisterschaften, Spartakiaden, Turn- und Sportfeste, Junioren-Europameisterschaften und Leichtathletik-Weltmeisterschaften. Ein ganz besonderer Moment war für mich beim Olympischen Tag 1984 im Berliner Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark, als Uwe Hohn seinen Fabelrekord von 104,80 Meter im Speerwurf aufstellte“, schärmt Helmut Wilke. „Das miterlebt zu haben, ist für mich pure Motivation und hat sich fast so angefühlt, als hätte man selbst gewonnen.“
Ich gehe gern am Stock
Wenn Helmut Wilke sich heute an seine aktive Zeit erinnert und darüber erzählt, dann macht er das gerne. Aber stundenlange Plauderei ist nichts für ihn. Denn der rüstige Pensionär hat immer viel vor. „Zwei Mal in der Woche bin ich mit der Nordic Walking-Gruppe des Gesundheitssportvereins Halberstadt im Wald unterwegs. Unser Motto ist 'Alles für das Herz' und das ist auch mein persönlicher Antrieb. Ausdauertraining ist besonders im Alter wichtig und Nordic Walking ist bestens geeignet, in der Natur etwas für seine Kondition zu tun.“ Dass manche diese gelenk-schonende Sportart belächeln, ist Helmut Wilke egal. „Mein Sohn, der auch Sportlehrer ist, sagt immer, dass er nie am Stock gehen wird. Aber ich habe ihm versichert, dass er in ein paar Jahren anders darüber denken wird“, lächelt der Halberstädter.
(Quelle. wirkhaus)