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TSV GutsMuths in Berlin feiert 150. Geburtstag

DOSB-Vizepräsidentin Gudrun Doll-Tepper würdigte anlässlich des Vereinsjubiläums den Namensgeber und Wegbereiter des Schulturnens.

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

18.05.2011

Die Idee mit der ungewöhnlichen Zeitangabe entbehrte nicht einer gewissen Originalität. Zu 18.61 Uhr hatte der TSV GutsMuths Berlin seinen Vorstand, die Abteilungsleiter und Ehren-mitglieder am 11. Mai ins Restaurant "Zur Wulle" eingeladen, um mit einem Glas Sekt auf die Geburtsstunde jenes Vielsparten- und Familiensportvereins anzustoßen, der auf den Tag genau vor 150 Jahren von dem Turnlehrer Fleischmann und einigen angesehenen Bürgern des damals kleinen Ortes Moabit aus der Taufe gehoben wurde.

Im Festvortrag würdigte DOSB-Vizepräsidentin Gudrun Doll-Tepper die Verdienste des 1759 in Quedlinburg geborenen Johann Christop Friedrich GutsMuths, der 54 Jahre lang, bis zu seinem Tod 1839, als Lehrer in Schnepfental. Hier widmete sich in dieser Zeit intensiv der pädagogischen Reformbewegung mit dem Ziel einer harmonischen Bildung von Körper und Geist. Gudrun Doll-Tepper wies auf das Standardwerk "Gymnastik für die Jugend" hin. Die dort beschriebene Selbstvervollkommnung, das unermüdliche Streben nach individueller Leistungssteigerung wecke durchaus auch heute Assoziationen, damit der Mensch seiner Verantwortung für sich und die Gesellschaft nachkomme.

"Während sein jüngerer Zeitgenosse Friedrich Ludwig Jahn den Terminus Turnen verwendete und als Turnvater in die Geschichte einging, so war GutsMuths, wenn nicht der Erfinder, so doch der Wegbereiter des Schulsports. Man könne ihn also getrost als Vater des Schulsports bezeichnen. Auf jeden Fall begründete er eine Bewegung, aus der sich der moderne Sport entwickelte, wobei der Fokus im Gegensatz zu Coubertins internationalem Anstrich rein auf die deutsche Jugend gerichtet war", sagte die DOSB-Vizepräsidentin.

Schmunzelnd erzählte sie, was GutsMuths, der fünf Söhne und drei Töchter hatte, den Mädchen und Frauen ins Stammbuch schrieb. Er billigte ihnen eine angepasste Form der Betätigung mit der Maßgabe zu, wonach sie sich keineswegs nur in Haus und Hof verbannt fühlen sollten. Er empfahl ihnen sogar "die tägliche Bewegung im Freien, muntere und bewegende häusliche Verrichtungen sowie kleinere Fuß-Reisen." Das sei längst überholt, sagte Gudrun Doll-Tepper, auch wenn das Ziel einer umfassenden Gleichstellung der Geschlechter längst nicht erreicht sei.

Eher teilte sie die These, jungen Menschen gebührenden Raum zu geben, ihnen Lebensfreude und Zuversicht zu vermitteln, sie stark und selbstbewusst zu machen, ihnen Verantwortung für sich und andere vorzuleben und sie als Verfechter einer humanen Gesellschaft zu gewinnen. "Das sind Ziele, die auch für uns in den Vereinen und Verbänden generell die höchste Priorität besitzen. Darüber hinaus sollten wir uns von dem innovativen Denken und Handeln inspirieren lassen, um nachdrücklich und nachhaltig für Verbesserungen im Schulsport einzutreten, uns für die Bewegte Schule zu engagieren, die international vorbildliche Vereinsstruktur zu erhalten und auszubauen sowie das Potenzial des Sports noch stärker für integrative Maßnahmen zu nutzen, um so die Werte des Sports in der Gesellschaft zu verankern."

 

(Autor: Hansjürgen Wille)

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