Zum Inhalt springen

TSB Flensburg begeistert mit Safe-Sport-Initiative

Der größte Verein Flensburgs gewinnt den Hauptpreis bei den „Sternen des Sports“ und lädt dazu ein, seine Plakataktion für Schutz vor Handymissbrauch zu kopieren.

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

21.01.2025

Auf der Anfahrt von Flensburg nach Berlin hatten sie sich darauf geeinigt, die Erwartungen nicht zu hoch zu schrauben. Die Projekte der 16 Mitbewerber um den Hauptgewinn im Bundesfinale „Große Sterne des Sports“ fanden sie zum überwiegenden Teil richtig stark. „Die hätten es alle auch verdient gehabt, ganz oben zu stehen“, sagt Ben Ullmann, als er am Montagmittag in der Zentrale der DZ Bank am Pariser Platz in Berlin sitzt und noch immer etwas ungläubig auf die mittlerweile leere Bühne blickt. Der, der am Ende ganz oben gestanden hatte und ein Selfie mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier machen durfte, war er gewesen. „So richtig fassen kann ich das immer noch nicht“, sagt er. 

Ben Ullmann ist Jugendwart im Turn- und Sportbund (TSB) Flensburg. Anfang des vergangenen Jahres hatten er und ein Dutzend Mitstreitende nach Anregungen aus der jungen Mitgliedschaft des mit knapp 5500 Aktiven größten Flensburger Vereins die Idee geboren, den allgegenwärtigen Gebrauch von Mobiltelefonen im Sportumfeld einzudämmen. Insbesondere in Umkleideräumen fühlen sich Kinder und Jugendliche nicht mehr sicher, wenn sie befürchten müssen, beim Entkleiden gefilmt zu werden. Daraus entstand als Startschuss für die Kampagne „Mach mit! Handy aus.“ die Initiative „Ein sicherer Ort für alle!“, mit der die Nordlichter die Jury überzeugten und den mit 10.000 Euro dotierten Hauptpreis vor dem Kajakverein „Werrepiraten“ aus Nordrhein-Westfalen (7.500 Euro) und dem TV Gengenbach aus Baden-Württemberg mit der Initiative „Natürlich FIT im Weinberg“ (5.000 Euro) abstaubten. 

Die Idee hinter dem Projekt ist eine einfache. Der Jugendausschuss entwickelte innerhalb von drei Monaten in unzähligen Sitzungen sechs verschiedene Plakatmotive, die zum Abschalten oder gar der Abgabe der Mobiltelefone vor dem Betreten des zu schützenden Sportraums anregen sollten. Rund 200 Plakate ließ die TSB-Crew drucken, die dank der Unterstützung der Stadt bis zu den Sommerferien 2024 bei allen Vereinen in Flensburg und in den mehr als 30 Schulen aufgehängt wurden. 

„Die initiierte Plakatkampagne sensibilisierte Mitglieder in Flensburger Sportstätten und Schulen, gab Gesprächsanlässe und Raum für Diskussionen und forderte zum bewussten Umgang mit Handys auf“, sagt Ruth Reich, Präventionsbeauftragte des TSB Flensburg. „An bestehende Verbote halten sich viele nicht. Über die Plakataktion ist es gelungen, die Mitglieder zu sensibilisieren und zu erreichen, dass das Gebot, das Handy auszuschalten, von fast allen befolgt wird“, sagt Ben Ullmann. Der 20-Jährige, der aus dem Triathlon kommt, absolviert derzeit eine Ausbildung zum Erzieher und arbeitet im TSB oft bis in die Nacht ehrenamtlich als Trainer und Jugendwart. 

  • An bestehende Verbote halten sich viele nicht. Über die Plakataktion ist es gelungen, die Mitglieder zu sensibilisieren und zu erreichen, dass das Gebot, das Handy auszuschalten, von fast allen befolgt wird

    Ben Ullmann
    Jugendwart im TSB Flensburg

    Zwei Dinge stechen aus dem Gemeinschaftsprojekt ganz besonders hervor. Einerseits, dass das Engagement für sicheren und gewaltfreien Sport, das angesichts der erschütternden Enthüllungen aus dem Turnsport große Aktualität hat, von Kindern und Jugendlichen aus dem Verein angeschoben und entwickelt wurde. „Es kam von der Jugend zum Jugendausschuss, wir konnten es dort gemeinsam thematisieren und dann den Vorstand zur Unterstützung gewinnen. Dadurch haben wir alle Perspektiven einbinden können“, sagt Louisa Obermark (22), Jugendwartin der Schwimmsparte und eine Mitinitiatorin des Projekts, die angesichts ihres Lehramtsstudiums (Sport und Deutsch) zudem eine besondere Verbindung zum Bereich Schule mitbringt. 

    Zum anderen beeindruckt, wie offen die Flensburger ihre Initiative teilen. Auf ihrer Homepage tsb-flensburg.de und dem Instagram-Account des Jugendausschusses können Interessierte alle Plakatmotive herunterladen und kostenfrei für den Eigenbedarf nutzen. „Das Konzept ist einfach übertragbar und soll das soziale Miteinander respektvoller gestalten“, sagt Louisa Obermark, „wir wünschen uns sehr, dass möglichst viele Vereine unsere Aktion aufgreifen.“ Tatsächlich passiert das längst. Anfragen gibt es bundesweit und aus Österreich, auch mehrere Landessportbünde haben sich bereits gemeldet. Die Slogans auf den Plakaten sind aktuell auch in englischer und – der örtlichen Nähe geschuldet – dänischer Sprache erhältlich, Übersetzungen ins Russische und Arabische sind in Arbeit. 

    Was sie mit den 10.000 Euro Preisgeld machen, ist noch unklar. Klar ist, dass es der Jugendarbeit zugutekommen wird. „Wir haben in unserem Bereich so viele verschiedene Projekte, dass wir kein Problem haben werden, das Geld zu verteilen“, sagt Louisa Obermark. Für Ben Ullmann liegt der größte Lohn sowieso darin, das eigene Projekt ins Schaufenster stellen zu können. „Die mediale Aufmerksamkeit, die wir durch den Preis bekommen, ist wirklich Gold wert. Es ist unglaublich, dass wir jetzt bundesweit gesehen werden. Wir haben nun viele Möglichkeiten, die wir nutzen wollen“, sagt er. Die beiden Nächte vor der Preisverleihung hatte Ben vor Aufregung kaum geschlafen. Nun hat er ein Selfie mit dem Bundespräsidenten. Kein Traum hätte besser sein können. 

    Alle Informationen zu den “Sternen des Sports”

    Selfie von Ben Ullmann mit dem Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier Foto: Ben Ullmann

    Verwandte Artikel

    Title

    Title