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Stützpunktvereine mit Julius-Hirsch-Preis des DFB ausgezeichnet

SV Sedlitz Blau Weiß 90 und der SV 06 Lehrte unter den Preisträgern.

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

03.09.2010

    Der Deutsche Fußball-Bund ehrt am 7. September in Köln mit dem Julius-Hirsch-Preis Vereine, die sich für Menschenwürde und Toleranz und gegen Fremdenfeindlichkeit stark gemacht haben. Er erinnert damit an den von den Nationalsozialisten ermordeten Nationalspieler Julius Hirsch, aber auch an seine eigene Geschichte und die jüdischen und kommunistischen Mitglieder die nach 1933 aus ihren Heimatvereinen ausgeschlossen wurden. Mit dem SV Sedlitz Blau Weiß 90 und dem SV 06 Lehrte sind gleich zwei Stützpunktvereine unter den drei Preisträgern. Mit vielfältigen Aktionen konnten sie die prominente Jury um den ehemaligen Bundesinnenminister Otto Schily, DOSB-Präsident Thomas Bach und DFB-Teammanager Oliver Bierhoff überzeugen.

    Seit etwa 20 Jahren engagiert sich der SV Sedlitz als Stützpunktverein für Menschen mit Migrationshintergrund in seinem Einzugsgebiet im brandenburgischen Senftenberg. Die Wurzeln dieser Integrationsarbeit reichen aber noch weiter zurück. „Wir haben schon vor der Wende kubanische, ungarische und afrikanische Bürger, die hier im Bergbau arbeiteten, in den Vereinsport integriert“, berichtet Heinz Maintok, Abteilungsleiter Fußball und Integrationsbeauftragter des SV Sedlitz. Als nach der Wiedervereinigung im Ortsteil Sedlitz ein Übergangswohnheim entstand, hat der Club den Kontakt zu den Migranten gesucht. Und bis heute steht der Verein in intensivem Dialog mit dem örtlichen Asylbewerberheim.

    Mit vielfältigen Aktionen konnte der Verein die Jury überzeugen, den mit 10.000 Euro dotierten ersten Platz an den Kreisliga-Verein aus Senftenberg zu vergeben. So beteiligte sich der Club an der Initiative des Landes Brandenburg „Vielfalt tut gut“. Eine weitere Aktion des Vereins stand unter dem Motto „Verein(t) gegen Rechtsextremismus“. „Dieser Verein ist ein Leuchtturm im Programm ‚Integration durch Sport’“, so Uwe Koch, Landeskoordinator „Integration durch Sport“ in Brandenburg. „Er steht für viele gut arbeitende Vereine im Programm und im Landessportbund.“

    Dass Integrationsarbeit auch aneckt, musste der Verein immer wieder erfahren. „Es kam vor, dass bei Auswärtsspielen die Migranten unserer Mannschaften enorm beschimpft wurden“, so Heinz Maintok. „Irgendwann haben wir uns das nicht mehr bieten lassen. Die Vereine sind ja auch verantwortlich für ihre Zuschauer. Wir haben dann geklagt und empfindliche Geldstrafen erwirkt. Seitdem ist dann auch wieder Ruhe.“ Preise und Anfeindungen sind aber nur positive und negative Begleiterscheinungen. Im Vordergrund steht im Club der Einzelne, wie die Geschichte von Abdul Hamid Afghan zeigt. „Dieser Sportsfreund aus Afghanistan, der hervorragend Deutsch spricht und nicht nur Mitglied bei uns ist, sondern auch einen Übungsleiterlehrgang gemacht hat, sollte abgeschoben werden“, berichtet Maintok. „Da haben wir uns mit einer Unterschriftenaktion für ihn stark gemacht. Vor kurzem hat er endlich erfahren, dass er das Bleiberecht bekommt.“

    Fußballclub sorgt für gute Schulnoten

    Auch der SV Lehrte aus Niedersachsen konnte die Jury mit einer Vielzahl von Maßnahmen überzeugen, die von vier Integrationsbeauftragten im Verein koordiniert werden. Für sein Konzept gab es von der Jury den mit 4.000 Euro dotierten dritten Platz. Den zweiten Platz belegte der Verein Roter Stern Leipzig 99. Ein zentraler Baustein der Integrationsarbeit beim SV Lehrte ist der Nachhilfeunterricht. „Eine Idee, die aus der Not geboren war“, weiß Dennis Dörner, niedersächsischer Regionalkoordinator „Integration durch Sport“, zu berichten. „Eltern wollten ihren Kindern den Sport wegen schlechter Schulnoten verbieten. Da musste der Verein etwas tun.“ Seit Anfang dieses Jahres hat der Verein sein Bemühen noch einmal verstärkt. Die Nachhilfeschüler werden nun in Intensivgruppen mit zwei bis vier Kindern von Lehramtsstudenten betreut.

    „Darüber hinaus haben wir früher zwei Mal im Jahr Bewerbungstraining mit Fachleuten von der AOK und vom Jobcenter angeboten“, berichtet Dirk Ewert, Jugendkoordinator und Integrationsbeauftragter. „Inzwischen haben wir gemerkt, dass das nicht ausreicht. Ab September dieses Jahres bieten wir für die Jugendlichen einen 14-tägigen Stammtisch bei uns im Vereinshaus an. Dort richten wir mit Unterstützung der Agentur für Arbeit ein regelmäßiges Bewerbertraining aus.“

    Gitarren- und Mundharmonikaunterricht, eine große Werbeaktion für Organspenden und eine Fahrradwerkstatt, die dafür sorgt, dass die Kinder sicher zum Training und nach Hause zurück radeln – die Liste der Aktivitäten des Clubs ist lang. „Die Verleihung des Julius-Hirsch-Preises zeigt, dass unsere Integrationsarbeit langsam gewürdigt wird“, so Dirk Ewert. „Zu Beginn unseres Engagements wurden wir ein bißchen belächelt. Viele konnten mit dem was wir machen, nichts anfangen. Da ändert sich gerade die Wahrnehmung.“

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