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Sportreporter-Legende Bruno Moravetz gestorben

Am Silvestertag ist der Sportjournalist Bruno Moravetz in Kempten im Alter von 92 Jahren verstorben.

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

07.01.2014

Die Reporterlegende vom Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF) ist der Mann, der einst Jochen Behle suchte und die Zuschauer mit packenden Reportagen fesselte.

Bruno Moravetz wurde am 11. September 1921 in Kronstadt in Siebenbürgen geboren. Nach Ende des Krieges kam er nach Deutschland und begann, als Volontär für die „Allgäuer Zeitung“ zu schreiben. Nach Stationen in Stuttgart, Kornwestheim und Heidenheim wechselte er zum neugegründeten ZDF und avancierte zu einem der kompetentesten und beliebtesten Sportjournalisten Deutschlands. Seine Fachgebiete waren vor allem nordischer Skisport, Fechten und Alpinismus.

„Mora“, wie er im Kollegenkreis genannt wurde, hat als Fachautor mehrere Bücher über den Winter- und Bergsport herausgegeben. Zahlreiche Expeditionen führten ihn zu den höchsten Bergen der Welt im Himalaya und Karakorum, wo er die Gipfelerfolge von Reinhold Messner mit der Kamera dokumentierte.

1977 hätte ihm das bei einer Himalaya-Expedition zum Dhaulagiri (8167 Meter) fast das Leben gekostet, als der 55-jährige Moravetz an einem Lungenödem erkrankte. Ein Sherpa eilte ins Tal und alarmierte einen Hubschrauber, der Moravetz nach Kathmandu in eine Klinik brachte.

Olympia-Reporter seit 1952

Seine ersten Olympischen Winterspiele als Reporter erlebte Moravetz 1952 in Oslo, seine letzten 1992 in Albertville, wo nach dem Fall der Mauer erstmals wieder eine gesamtdeutsche Mannschaft an den Start ging. Die Landsleute in der DDR waren ihm als kritischen Journalisten immer ein Anliegen. Bei der Flucht des DDR-Kombinierers Ralph Pöhland (Dynamo Klingenthal) 1968, der sich im schweizerischen Les Brassus mit Unterstützung von Olympiasieger Georg Thoma, in den Westen absetzte, war Moravetz mit seinem ZDF-Filmteam dabei, verzichtete aber auf eine Ausstrahlung, um Pöhland nicht in Schwierigkeiten zu bringen. Auch bei den Sommerspielen von Rom 1960 bis Los Angeles 1984 war Reporter Moravetz  vor Ort.

Der fleißige Journalist arbeitete von 1963 bis zu seiner Pensionierung 1986 beim ZDF. Seine gut recherchierten Filmbeiträge für den „Sport-Spiegel“ und die „Sport-Reportage“ sind vielen noch in guter Erinnerung geblieben. Er war politisch engagiert und immer kommunikativ. Jungen Pressekollegen aus Ostdeutschland, die 1992 erstmals zu Olympischen Spielen reisen konnten, half er in Albertville engagiert mit Rat und Tat.

„Wo ist Behle?“

Moravetz konnte Geschichten erzählen, seine raue Stimme war markant. Von seinen vielen packenden Reportagen ist die Übertragung des 15-Kilometer-Skilanglaufs bei den Winterspielen 1980 in Lake Placid legendär, als der Finne Juha Mieto bei seiner letzten Chance, eine Einzel-Goldmedaille zu gewinnen, vom Schweden Thomas Wassberg um eine Hundertstelsekunde geschlagen wurde. „Mein Gott, wie wird das Mieto treffen“, kommentierte spontan der Reporter.

Im selben Rennen wurde der 19-jährige, damals weithin unbekannte deutsche Skilangläufer Jochen Behle aus dem Hochsauerland, trotz Zwischenbestzeit von der US-Fernsehregie nicht eingeblendet. Reporter Moravetz fragte daraufhin immer wieder in seiner TV-Kabine: „Wo ist Behle ?“ Der Spruch wurde zum Klassiker.

Moravetz, der, obwohl ein bekanntes Fernsehgesicht und Mitbegründer des „Aktuellen Sportstudios“, stets mit beiden Füßen auf dem Boden blieb, war Mitbegründer des Forum Nordicum, einer Interessengemeinschaft nordischer Skisport-Journalisten in Europa. Seit 1972 lebte der Vater dreier Töchter in seinem Haus in Nesselwang im Allgäu. Das Sportgeschehen verfolgte er bis zum Schluss mit großem Interesse, trotz seiner nach mehreren Herzinfarkten stark beeinträchtigten Gesundheit. Auch wenn er den Sport zunehmend kritisch als mehr und mehr kommerzialisierte Show wahrnahm. „Geld verdirbt den Charakter, daran ging schon das klassische Olympia zu Grunde“, mahnte Moravetz vor Jahren kritisch an.

(Autor: Thomas Purschke)

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