Zum Inhalt springen

Sportarten bei den Olympischen Spielen in London (Teil 5)

Bis zum Beginn der Sommerspiele in London am 27. Juli stellen wir in einer täglichen Serie die olympischen Sportarten vor. Heute: Leichtathletik, Reitsport, Schießen.

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

24.07.2012

    Leichtathletik

    Beim antiken Olympia gab es zu Beginn ab 776 vor Christus nur einen Wettlauf über die Distanz des Stadions (192,24 m), später den Pentathlon (Diskus, Weitsprung, Speerwurf, Lauf - und Ringen). Vor der Wiedereinführung der Spiele 1896 wurde die Leichtathletik ab ca. 1830 in England entwickelt, ab 1876 in den USA.

    OLYMPIA DER NEUZEIT: Nach Wiederbelebung der olympischen Idee ist die Leichtathletik seit 1896 das Herzstück und fester Bestandteil der Spiele. In Athen 1896 standen zwölf Wettbewerbe (nur für Männer) auf dem Programm. Die Frauen wurden erst in Amsterdam 1928 mit fünf Wettbewerben (100 m, 800 m, 4 x 100-m-Staffel, Hochsprung und Diskus) aufgenommen. Der erste Olympiasieger war der Amerikaner James Conolly, der am 6. April 1896 in Athen den Dreisprung gewann. Die erste Olympiasiegerin hieß Halina Konopacka (Polen/Diskus). In den Gründerjahren gab es viele außergewöhnliche Wettbewerbe (wie Springen aus dem Stand), seit Los Angeles 1932 ist das Programm beständig. Heute gibt es 24 Disziplinen für die Männer und 23 für die Frauen (kein 50-km-Gehen)

    STARS DER GESCHICHTE: Einer der ersten war John Flanagan, Olympiasieger 1900, 1904 und 1908 im Hammerwurf. Die meisten Siege erzielte der Springer Ray Ewry (USA/10) von 1900 bis 1908 (einschließlich 1906). Neunmal Gold gewannen der finnische Läufer Paavo Nurmi 1920 bis 1928 und Carl Lewis 1984 bis 1996. Nach Diskuswerfer Al Oerter (ebenfalls USA/1956-68)) konnte Lewis als zweiter Athlet der Geschichte in der gleichen Disziplin (Weitsprung/1984-96) viermal in Serie siegen.

    BESONDERHEITEN DER SPORTART: Die Leichtathletik lebt von der direkten Vergleichbarkeit der Leistungen und hat das größte Spektrum an Disziplinen: Sprints inklusive Staffeln und Hürdenläufe, Mittelstrecken, Langstrecke mit Hindernislauf bis zum Marathon. Neben je vier Sprung- und Wurfdisziplinen ergänzen der Mehrkampf (Männer 10, Frauen 7 Disziplinen) und das Gehen das Programm. In allen Disziplinen werden Weltrekorde, dazu kontinentale, nationale und regionale Rekorde geführt.

    Ergebnisse von Peking in der Olympia-Datenbank 2008

    Olympiadatenbank London 2012


    Reitsport

    Schon bei den antiken Spielen gab es Reitwettbewerbe. Dabei standen die Wagenrennen mit zwei oder vier Pferden pro Wagenlenker im Mittelpunkt. Beim Reiten fanden Wettbewerbe für erwachsene Pferde und für Fohlen statt. Die Anzahl der Teilnehmer war eher gering, da nur wohlhabende Athleten ein Sportpferd halten und trainieren konnten.

    OLYMPIA DER NEUZEIT: Der Startschuss für die olympischen Reiterwettbewerbe der Neuzeit fiel im Jahr 1900. In Paris wurde erstmals ein olympisches Springen ausgerichtet. 1912 in Stockholm folgten Entscheidungen in der Dressur (Einzel), im Springreiten (Mannschaft) sowie in der Vielseitigkeit (Einzel und Mannschaft). Seit 1928 gibt es den Wettbewerb für die Dressur-Mannschaft. Das Hoch- bzw. Weitspringen gehörte nur 1900 zum Programm. Frauen sind seit 1952 zugelassen. Anders als in anderen Sportarten gibt es keine Geschlechtertrennung.

    STARS DER GESCHICHTE: Deutsche Reiter haben die olympischen Wettbewerbe geprägt. Hans Günter Winkler holte 1956 mit der Wunderstute Halla bei den ausgelagerten Spielen in Stockholm Doppel-Gold. Im ersten Durchgang zog sich Winkler einen schmerzhaften Muskelriss zu, brachte aber Gold nach Hause. Winkler ist mit fünf Goldmedaillen der erfolgreichste Springreiter der Welt. Der erfolgreichste Olympiareiter ist aber Reiner Klimke, der in der Dressur sechsmal Gold holte. Von den aktuellen Reitern sind Isabell Werth (Dressur) mit fünf und Ludger Beerbaum (Springen) mit vier Goldmedaillen die deutschen Aushängeschilder.

    BESONDERHEITEN DER SPORTART: Das Reiten ist die einzige Sportart, in der der menschliche Athlet in Verbindung mit einem Tier um Medaillen kämpft. Aus diesem Grund hat der Weltverband FEI Maßnahmen ergriffen, die das Pferd vor dem zu großen Ehrgeiz des Reiters schützen. Unter dem Überbegriff "Welfare of the horse" dürfen den Vierbeinern keine oder nur geringe Medikationen verabreicht werden, deren Einsatzmenge auf den vom Weltverband veröffentlichten Medikationslisten genau aufgeführt werden.

    DEUTSCHE OLYMPIABILANZ SEIT 1990: Deutschland liegt in den drei gängigen Disziplinen Springen, Dressur und Vielseitigkeit mit 36 Gold-, 20 Silber- und 23 Bronzemedaillen klar auf Platz eins der Nationenwertung vor Schweden (17/10/14) und Frankreich (12/12/10). Beeindruckend ist vor allem die historische Siegesserie der deutschen Dressur-Equipe. Seit Platz zwei 1972 in München hat die deutsche Mannschaft mit Ausnahme der Boykott-Spiele 1980 in Moskau immer Gold geholt.

    Ergebnisse von Peking in der Olympia-Datenbank 2008

    Olympiadatenbank London 2012


    Schießen

     In Europa hat das Sportschießen eine lange Tradition. Im Mittelalter schlossen sich Stadtbewohner aus Verteidigungsgründen oftmals zu Bürgerwehren zusammen. Um ihre Fertigkeiten gemeinsam zu trainieren, gründeten sie Gilden, Vereine und Gesellschaften. Als im 13. Jahrhundert das Schießpulver von Asien nach Europa kam, liefen die Feuerwaffen der Armbrust mehr und mehr den Rang ab. Der erste bezeugte Schützenwettbewerb fand 1442 in Zürich statt.

    OLYMPIA DER NEUZEIT: Das Sportschießen gehörte bereits bei den ersten Spielen der Neuzeit 1896 zum olympischen Programm. Selbst Pierre de Coubertin, der Begründer der neuzeitlichen Spiele, galt als passionierter Pistolenschütze. In Athen standen 1896 fünf Wettbewerbe - drei mit dem Gewehr, zwei mit der Pistole - auf dem Programm. Erster Goldmedaillengewinner war Pantelis Karasevdas. Das Sportschießen war lediglich 1904 in St. Louis und 1928 in Amsterdam nicht olympisch. Frauen dürfen seit den Sommerspielen 1968 in Mexico City an Olympia teilnehmen. Getrennte Wettbewerbe zwischen den Geschlechtern gibt es allerdings erst seit den Spielen 1984 in Los Angeles. In London stehen 2012 insgesamt zwölf Entscheidungen (neun bei den Männern, sechs bei den Frauen) an.

    STARS DER GESCHICHTE: Einer der frühen Stars ist Carl Osburn. Der US-amerikanische Offizier holte zwischen 1912 und 1924 fünf Goldmedaillen und ist mit insgesamt elf Medaillen der erfolgreichste Schütze bei Olympischen Spielen. Der Schwede Oscar Swahn gewann 1912 um Alter von 64 Jahren Gold und ist damit der älteste Olympiasieger aller Zeiten. Unter den aktiven Sportlern ragt der Deutsche Ralf Schumann heraus. Der 50-Jährige, der in London zum siebten Mal an Olympia teilnimmt, gewann bisher dreimal Gold und zweimal Silber mit der Schnellfeuerpistole.

    BESONDERHEITEN DER SPORTART: Das Sportschießen zeichnen das Zusammenspiel von Kraft und Konzentrationsvermögen aus. Geschossen wird mit verschiedenen Kalibern und Waffen. Zusätzlich werden die Disziplinen zum Teil in verschiedenen oder mehreren Lagen ausgetragen. In den Pistolen- und Gewehrdisziplinen schießen die Athleten auf Scheiben, bei den Wettbewerben mit der Flinte sind Wurfscheiben das Ziel.

    DEUTSCHE OLYMPIABILANZ SEIT 1896: Deutsche Mannschaften holten bisher bei Olympischen Spielen insgesamt 49 Medaillen, darunter 15 Mal Gold. 1936 in Berlin triumphierte Cornelius van Oyen mit der Schnellfeuerpistole und stand als erster Deutscher ganz oben auf dem Treppchen. 1976 in Montreal holte Deutschland zum bisher einzigen Mal durch die DDR (2) und die BRD (1) drei Goldmedaillen. Letztmals gewann Deutschland Gold durch Ralf Schumann bei seinem Sieg mit der Schnellfeuerpistole 2004 in Athen. Silvia Sperber siegte 1988 in Seoul im Dreistellungskampf mit dem Kleinkalibergewehr für die DDR und holte als einzige deutsche Frau Olympiagold im Schießen.

    Ergebnisse von Peking in der Olympia-Datenbank 2008

    Olympiadatenbank London 2012

     

    (Quelle: Sport-Informations-Dienst, SID)

    Title

    Title