„Sport in Metropolen“ am Beispiel der Stadt Köln
„Der Sport ist für jede Stadt ein Wirtschaftsfaktor; er trägt zur Imagebildung einer Stadt bei; er nimmt wesentlichen Einfluss auf die Lebensqualität jeder Stadt; er ist ein Integrationsfaktor in einer Stadt.“

05.01.2007
So erklärte Ingo Wolf, Innen- und Sportminister in NRW das Engagement seines Ministeriums in das Pilotprojekt „Sport in Metropolen“. Für das Projekt war Köln als die größte Stadt im bevölkerungsreichsten Bundesland ausgewählt worden. Sicherlich trug zur Stadt-Wahl der Standort der Deutschen Sporthochschule Köln Wesentliches bei. Das Institut für Sportsoziologie unter der Leitung von Prof. Dr. Volker Rittner hat die Untersuchung auch mit Unterstützung des Landessportbundes NRW, der Stadt Köln und des Stadtsportbundes Köln durchgeführt.
Viele klassische Sportarten verlieren an Bedeutung
Der ehemalige Leistungssportler Wolf - lange Jahre Bundesligaspieler in der Traditionssportart Hockey - sieht mit der Studie den Wandel des Sports und seine Herausforderung durch zukünftige Entwicklungen bestätigt: Viele klassische Sportarten verlieren an Bedeutung. Die Zukunft des Sports wird geprägt von den drei großen „F“ - Fußball, Fitness, Fun. Der Rückgang der Geburtenrate wird in absehbarer Zeit dazu führen, dass 20 Prozent weniger Kinder und Jugendliche für den Sportlernachwuchs zur Verfügung stehen. Der heute schon festgestellte Bewegungsmangel, vor allem die mangelhafte Schwimmfähigkeit, ist alarmierend.
Sportnachfrage und Sportangebot driften auseinander
Unter diesen Aspekten auffallend war gleich zu Beginn seiner Zusammenfassung der Hinweis von Prof. Volker Rittner, dass Sportnachfrage und Sportangebot in einer Stadt auseinander driften. In der Pilotprojektstadt Köln erkannten Rittner und seine Mitarbeiter, dass rund 75 Prozent der Sporttreibenden ihre Aktivitäten selbst organisieren. Die Zahl derer, die in Sportvereinen aktiv sind (23 Prozent), ist fast identisch mit der Zahl der in kommerziellen Einrichtungen Aktiven (20 Prozent). Allerdings wurden diese Zahlen während einer Podiumsdiskussion von Wortmeldern, die aus vielen anderen deutschen Regionen ins Kölner Rathaus gekommen waren, in Zweifel gestellt. Unstrittig ist, dass an der Individualisierung keiner vorbei kommt. Der Bruch traditioneller Zuordnungen zeigt sich am hohen Anteil der selbstorganisierten Sportausübung und den Veränderungen im ehrenamtlichen Engagement. Großen Einfluss nimmt auch der demographische Wandel. Die Alten werden immer mehr und immer aktiver, in den Vereinen machen die „Ü60“ schon zirka 20 Prozent der Mitglieder aus. Frauen sind inzwischen sportlich fast ebenso aktiv wie Männer, tendieren jedoch stärker zu den kommerziellen Angeboten, während die Männer noch mehr Vereinstreue zeigen.
Zustand der Sportstätten ist befriedigend
Reichlich Diskussionsstoff wird der Aspekt „Nutzung von kommunalen Sportstätten“ bieten. In der Podiumsdiskussion wurde in Folge des Finanzmangels der Kommunen die kontinuierliche Pflege von Sportstätten beklagt. Sportsachbearbeiter in Köln definierten den Gebäudezustand im Durchschnitt als befriedigend. Zum Nutzungsaspekt der kommunalen Sportstätten werden noch die Veränderungen kommen müssen, die sich aus der Veränderung der Schulzeiten ergeben, die erst neueren Datums sind. Die Ganztagsschulen mit Hallenbelegung oft bis 16.00 Uhr, dann die Tatsache, dass die Schüler oft zuerst nach Hause und dann erst zum Vereinssport fahren können, nehmen dem traditionellen Sport viel Handlungsfreiraum. Es gibt eine Projektpublikation, die es gründlich zu lesen und zu diskutieren lohnt. Mehr zum Thema finden Sie unter Projekt „Sport in Metropolen“ und
Institut für Sportsoziologie an der DSHS Köln.