Spannend bis zum Schluss: Das Sportabzeichen in Weißwasser

12.06.2009
Der Tatort: Der Sportplatz in Weißwasser. Die Verdächtigen: Etwa 2000 seiner Einwohner. Die Tatwaffen: das Sportabzeichen T-Shirt von „kinder+sport“ und eine handelsübliche Sporthose. Auch für die Polizei, die sofort vor Ort war, liegt das Motiv ganz klar auf der Hand: Sportbegeisterte aus Weißwasser wollten – komme was wolle – am Ende des Tages eine Sportabzeichen-Urkunde mit nach Hause nehmen.
Hier der wahrscheinliche Tathergang: Im Stadion der Kraftwerker in Weißwasser wurde keine Kriminalgeschichte, aber ein gutes Stück Sportabzeichen-Geschichte geschrieben. Denn der Fall ist ziemlich schnell gelöst: In keiner anderen Stadt und in keiner anderen Region in Sachsen wurden bisher so viele Sportabzeichen abgelegt wie in Weißwasser. Zur Belohnung gastierte die Sportabzeichen-Tour am 12. Juni bereits zum zweiten Mal hier. Sportbegeisterung wird in Weißwasser groß geschrieben. Die Zahlen sprechen für sich: 0,5 Prozent der Sachsen legen regelmäßig das Deutsche Sportabzeichen ab, in Weißwasser sind es respektable 10 Prozent. Das sind 2000 Teilnehmer bei ca. 20.000 Einwohner.
Den Anfang machten die Schüler und Jugendlichen. Ein kräftiger Regenschauer am späten Vormittag und die damit verbundene halbstündige Zwangspause tat der Stimmung aber keinen Abbruch. Auch für die zwei Schulklassen, die extra aus Polen „rübergemacht“ hatten, um beim Deutschen Sportabzeichen dabei zu sein, hatte sich die Mühe gelohnt . Ebenso wie für die Allerkleinsten auf der Minifit-Tour. Viel Spaß hatten die Kinder später auch beim sportlichen Begleitprogramm der Sparkassen Finanzgruppe und der Barmer Ersatzkasse mit einer erneut großen Auswahl an Funsportmöglichkeiten.
Erstmalig wurden in Weißwasser die Urkunden vor Ort gedruckt und feierlich verteilt. Diesen schönen Testlauf hatten sich die Organisatoren vom Stadtsportbund und vom Oberlausitzer Kreissportbund für das Sportabzeichen-verrückte Weißwasser ausgedacht. Das freute besonders Oberbürgermeister und Schirmherr Hartwig Rauh, der die polnischen Schüler am Nachmittag auf der Bühne auszeichnen konnte. Er trat übrigens auch selbst bei den Prüfungen an, verpasste beim Kugelstoßen aber knapp die notwendige Weite und versprach, weiter fleißig zu trainieren und das ganze zu wiederholen.
Umsatteln musste bei der Sportabzeichen-Prüfung auch der Referent für Schulsport der Landesregierung in Sachsen Manfred Haupt. Eigentlich wollte der ausgebildete Sportlehrer eine Sonderprüfung auf der Inlinebahn absolvieren. Doch leider sind ihm seine Inlineskates vor kurzem kaputt gegangen. Manfred Haupt nahm es sportlich, stellte sich den klassischen Disziplinen und zeigte, dass er auch nach fünf Jahren im Verwaltungsdienst noch immer sehr fit ist.
Dr. Petra Tzschoppe, Mitglied des DOSB-Präsidialausschusses Breitensport und Sportentwicklung und Vizevorsitzende des Landessportbundes Sachsen, wünscht sich für die Zukunft, dass mehr Frauen das Deutsche Sportabzeichen ablegen. Sie ging gleich mit gutem Beispiel voran. Zusammen mit ihrem Kollegen Wolfgang Schmidt, Geschäftsführer für den Bereich Breitensport beim Landessportbund Sachsen, trat sie zum Fitness-Test an. Beide durften das Sportabzeichen mit nach Hause nehmen.
Laut Dr. Tzschoppe sind erwachsene Frauen bei den Sportabzeichenprüfungen vom Deutschen Olympischen Sportbund immer noch unterrepräsentiert. Sie hoffte darauf, dass es dem lokalen Medienpartner Radio WSW am Nachmittag noch gelingen würde, ein paar Frauen aus Weißwasser für die Sportabzeichen-Prüfung zu motivieren.
Mobil zeigte sich vor allem die Polizei. Sie war mit einem Infobus für die Kinder und Jugendlichen vor Ort. Und während sie für Fragen und Informationen rund um die Themen Polizeiberuf oder Schutz und Prävention zur Verfügung standen, legte jeder der zwölf Polizisten im Laufe des Nachmittags auch sein Sportabzeichen ab. Die Kids fanden es unglaublich spannend, den Beamten Löcher in den Bauch zu fragen, in den Polizeibus zu klettern oder mit dem Funkgerät zu funken.