Runde Geburtstage führender Persönlichkeiten des Sports
Die ehemalige Fechterin und erste Frau an der Spitze der dsj, Erika Dienstl, feiert am 1. Februar ihren 80. Geburtstag. Zwei Tage vorher kann Wildor Hollmann seinen Jahrestag sogar zum 85. Mal begehen.

27.01.2010
„Une Grande Dame dans le monde du sport“
Als „engagierte Außenministerin des deutschen Sports“ hatte Manfred von Richthofen, Präsident des damaligen Deutschen Sportbundes, Erika Dienstl in seinem Glückwunsch zu ihrem 70. Geburtstag bezeichnet, doch wären auch Begriffe wie Jugend-, Umwelt-, Sozial- oder zuletzt Europaministerin zutreffend, um ihr ehrenamtliches Engagement über Jahrzehnte zu würdigen.
Der sportliche Werdegang begann bereits mit sechs Jahren im Allgemeinen Turnverein Stolberg-Atsch, dem sie heute noch verbunden ist. Aktive Fechterin war Erika Dienstl bis 1968 im Stolberger Fechtclub. 1963 wurde sie Jugendwartin des Rheinischen und zwei Jahre später des Deutschen Fechter-Bundes. In der Deutschen Sportjugend war sie ab 1970 Vorstandsmitglied für internationale Aufgaben und übernahm von Dezember 1972 bis 1982 als erste Frau überhaupt den Vorsitz der dsj.
Aus einem Fachverband kommend, war sie damals besonders darum bemüht, die sport-fachlichen Bezüge in der Arbeit der dsj zu vertiefen. Sie setzte jedoch auch vielfache Akzente in den sozialen Aktivitäten der Sportjugend, wie z. B. schon in ihrem ersten Amtsjahr mit der Aktion „Vietnam-Hilfe“, mit der von dsj, Deutscher Olympischer Gesellschaft und ADAC gemeinsam veranstalteten Kinderspielplatzaktion sowie mit der Unterstützung des Kinderdorfes Oberhausen. Als Integrationsfigur war Erika Dienstl erfolgreich darum bemüht, neue gesellschaftspolitische Strömungen in der Sportjugend der 70er Jahre mit notwendigen Veränderungen des Althergebrachten in einer sinnvollen Synthese zu vereinen.
Erika Dienstls Verdienste für den Fechtsport, den sie bis 2000 als Präsidentin des Deutschen Fechterbundes mit großen internationalen Erfolgen und hohem Ansehen repräsentierte, wurden durch die Berufung zur Ehrenpräsidentin gewürdigt. Im Deutschen Sportbund war sie seit 1982 als Vizepräsidentin für den Bereich „Internationales“ und viele Jahre auch für „Sport und Umwelt“ verantwortlich und brachte ihre in der Sportjugend erworbene Kompetenz und Erfahrung nachdrücklich auch in die Umweltkommission des IOC ein.
In der Sportdiplomatie - hier focht sie von 1975 bis 1996 über zwei Jahrzehnte bereits im Kuratorium des Deutsch-Französischen Jugendwerks (DFJW) - lag ihre erfolgreiche Hauptaufgabe zuletzt in der Einbeziehung des Sportes in die EU-Verträge. Im NOK für Deutschland wurde Erika Dienstl in den Ältestenrat berufen, in der Stiftung Deutsche Sporthilfe zum Ehrenmitglied ernannt.
Das Wirken Erika Dienstls, fachlich wie überfachlich, im nationalen wie im internationalen Rahmen, wurde vielfach ausgezeichnet, so auch mit der Sportplakette des Landes NRW (1980), der Goldmedaille des französischen Ministeriums für Jugend und Sport (1995), dem Großen Bundesverdienstkreuz (1996), der Ehrenmitgliedschaft in Makkabi Deutschland und - als Höhepunkt - dem Olympischen Orden, der höchsten internationalen Sportauszeichnung, im Jahre 1997. Die Europäischen Olympischen Komitees (EOG) verliehen ihr 2008 in Istanbul den Laurel Award.
Auch im 80. Lebensjahr war Erika Dienstl sowohl sportlich wie auch noch sportpolitisch aktiv, so beispielsweise am 21./22. November 2009 als Ehrenmitglied bei der Mitgliederversammlung des Internationalen Fechtverbandes (FIE) im italienischen Palermo und durch ihr regelmäßiges Training für das 19. Deutsche Sportabzeichen in Gold. Auch das hat Jacques Rogge sehr imponiert. „Chapeau!“
Auch mit 85 Jahren ist noch lange nicht Schluss
Auch heute noch ist sein Terminkalender fast so voll wie vor Jahrzehnten, denn er ist auch im hohen Alter nicht nur bei vielen Anlässen ein gefragter Redner, sondern auch weiterhin ein engagierter Forscher im Sportmedizinischen Institut der Deutschen Sporthochschule Köln. Erst 2008 prägte er den Begriff „Cerebrologie“ für die multidisziplinäre Gehirnforschung und führte in Verbindung mit dem Max-Planck-Institut für Hirnforschung in Köln und der Forschungsanlage Jülich zahlreiche Untersuchungen über Gehirn und Geist in Verbindung mit körperlicher Aktivität durch. Am 30. Januar feiert Professor Wildor Hollmann seinen 85. Geburtstag.
Er sei „ein Botschafter in Sachen Sport, Lehrer und Entwicklungshelfer zugleich, ein Reisender, der überall ankam, ein gefragter Mann, der Antworten geben konnte“ hieß es bereits vor 15 Jahren im Editorial der Sonderausgabe der „Deutschen Zeitschrift für Sportmedizin,“ die 1995 zu seinem 70. Geburtstag herausgegeben wurde. Und an anderer Stelle auch, dass ihm bewusst sei, dass der Sport zwar kein Allheilmittel darstelle, „aber ein Heilmittel für alle bedeuten kann“. Weiter hieß es damals: „Mit dieser Maxime war er kosmopolitisch, gesundheitspolitisch und hochschulpolitisch unermüdlich tätig.“ Zu ergänzen wäre eigentlich nur: ... und ist er heute noch.
Nach dem Medizinischen Staatsexamen 1953 in Köln arbeitete Hollmann bis 1965 als Arzt in der Universitätsklinik unter seinem Lehrer Prof. Dr. Knipping. Der Promotion zum Dr. med. (1954) folgte die Habilitation für das Fachgebiet Sportmedizin an der Universität Köln (1961) und schließlich die Berufung auf den Lehrstuhl für Kardiologie und Sportmedizin an der Deutschen Sporthochschule Köln (1965). Bereits am 1. April 1958 begründete Hollmann zunächst als Einmann-Betrieb das Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin an der Kölner Sporthochschule und baute es innerhalb weniger Jahre als ein Institut von herausragender internationaler Bedeutung aus.
1965 wurde Hollmann erster gewählter Prorektor der Deutschen Sporthochschule Köln und war von 1969 bis 1971 deren Rektor. Als er im Februar 1990 emeritiert wurde, hatte er der Kölner Hochschule über vier Jahrzehnte gedient und ihr ganz wesentlich mit zur heutigen Weltgeltung verholfen. In seinem im Academica-Verlag 1993 erschienenen Buch „Medizin - Sport - Neuland, 40 Jahre mit der Deutschen Sporthochschule Köln“ hat er sein berufliches Wirken detailliert beschrieben.
Über seinen Beruf hinaus engagierte sich Hollmann in zahlreichen Ehrenämtern und Punktionen.. Den Bezug zur Sportpraxis behielt Hollmann als betreuender Sportarzt von drei Nationalmannschaften: Fußball (1958 bis 1978), Golf (1959 bis 1963) und Hockey (1964 bis 1971).
Groß ist die Zahl der Auszeichnungen, mit denen die Forschungen des Kölner Sportmediziners gewürdigt wurden. Der Bundespräsident zeichnete Prof. Dr. Wildor Hollmann 2000 mit dem Schulterband zum Großen Verdienstkreuz mit Stern aus; Ministerpräsident Rau verlieh ihm 1993 den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen. Hollmann ist Ehrenpräsident des Weltverbandes für Sportmedizin (FIMS) und des Deutschen Sportärztebundes und Ehrenbürger der Deutschen Sporthochschule Köln sowie der Städte Brüggen und Menden. 2008 wurde von der Landesregierung von NRW ein nach Wildor Hollmann benannter und jährlich zu vergebender Forschungspreis für Sportwissenschaften gestiftet.
Das Deutsche Sport- und Olympiamuseum in Köln ehrt Prof. Dr. Hollmann anlässlich seines 85- Geburtstags mit einer Ausstellung, die seinem Leben von der Kindheit an und seiner beruflichen Laufbahn als Arzt, Forscher, Wissenschaftler und ehemaliger Rektor der Deutschen Sporthochschule Köln gewidmet ist. Mit einem persönlich besprochenen Audioguide wird Wildor Hollmann quasi selbst durch die Ausstellung führen. Die Ausstellung wird vom 7. Februar bis zum 11. April im Salon des Museums zu sehen sein und eine Reihe eröffnen, in der jährlich eine um den Sport besonders verdiente Persönlichkeit vorgestellt und damit für ihr Lebenswerk geehrt werden soll.