Qualmende Socken beim Prominenten-Wettkampf
Ehrgeizige Sportler geben in Schwalmstadt-Treysa alles

15.06.2011
Für die rund 1.200 Schülerinnen und Schüler im Schwalmstadion war es ein besonderer Tag mit unvergesslichen Begegnungen. Bei der fünften Station der Sportabzeichen-Tour des Deutschen Olympischen Sportbundes konnten die Kinder und Jugendlichen gleich mehreren Weltklasse-Sportlern die Hand drücken. Der ehemalige Zehnkämpfer Frank Busemann, Turnstar Fabian Hambüchen und Weitspringer Philipp Imhof vom ASV Köln waren zu Gast.
Bewegung an der frischen Luft statt Mathe im Klassenzimmer- das Konzept der Sportabzeichen-Tour fand auch in der größten Stadt des Schwalm-Eder-Kreises großen Anklang. Bereits vor 9 Uhr herrschte im Stadion ausgelassene Stimmung. Und das bei allerbestem Wetter mit viel Sonnenschein und sportlich-angenehmen Temperaturen. Die Tourstopp-Ausrichter aus dem Sportkreis Schwalm hatten im Vorfeld ganze Arbeit geleistet und eine gut organisierte Veranstaltung auf die Beine gestellt. 80 Helfer sorgten dabei für einen geregelten Ablauf, sodass sich die Teilnehmer ganz auf den Sport und das Rahmenprogramm konzentrieren konnten.
Das Deutsche Sportabzeichen ist für alle da
Bereits zum dritten Mal innerhalb der Sportabzeichen-Tour 2011 gab es ein Schwerpunktthema. In Schwalmstadt stand das „Sportabzeichen für Menschen mit geistiger Behinderung“ im Vordergrund. Sieben geistig behinderte Sportler der Hephata Diakonie traten zur Sportabzeichenprüfung im Stadion an. Und das mit Erfolg. Gleich zwei der Athleten liefen die 100 Meter in 14,3 Sekunden. Patricia Odriozola, Sport-Koordinatorin der Hephata zeigte sich schon am Vormittag zuversichtlich. „Ich denke, dass heute alle unsere Sportler die Prüfungen schaffen und wir mit sieben Sportabzeichen nach Hause gehen.“
Der Direktor der Hephata, Peter Göbel-Braun, wirkte sichtlich stolz. „Sport ist in der Hephata genauso Alltagskultur wie für alle anderen Menschen auch. Und für Menschen mit geistiger Behinderung ist Sport vor allem eine Bestätigung.“ Margit Budde aus dem DOSB-Präsidialausschuss Breitensport/Sportentwicklung betonte, dass die Schwerpunktthemen der Tour gut tun. „Dadurch wird die Sportabzeichen-Tour interessanter und erfährt noch mehr Aufmerksamkeit“, sagte sie bei der Pressekonferenz. „Es ist wichtig, alle Bevölkerungsgruppen einzubeziehen. Das Sportabzeichen ist für alle da, das sieht man hier in Schwalmstadt sehr deutlich“, so Margit Budde.
Bernhard Conrads, Vizepräsident von Special Olympics Deutschland, wünscht sich aber noch mehr Engagement. „Etwa 40.000 Athleten treiben bei Special Olympics regelmäßig Sport. Damit sind wir aber noch nicht zufrieden, da es etwa 10 Mal so viele Menschen mit einer so genannten geistigen Behinderung gibt. Deshalb wollen wir in den nächsten 3 bis 4 Jahren doppelt so viele einbinden“, nennt Bernhard Conrads als Ziel.
Bestätigung dafür gibt es von Gerhard Knapp, dem Präsidenten des Hessischen Behinderten-und Rehabilitations-Sportverbandes e.V. „Wenn ich dieses Sportfest hier sehe, dann ist Inklusion dabei. Es sollte überall selbstverständlich sein, dass behinderte und nicht- behinderte Menschen gemeinsam Sport treiben.“ Und Gerhard Knapp setzte sich das ehrgeizige Ziel, mit Unterstützung von Frank Busemann im Schwalmstadion das Sportabzeichen abzulegen.
Einer der besten Weitspringer Deutschlands als Vorbild
Frank Busemann, der als Botschafter von kinder+Sport die Sportabzeichen-Tour bereits im dritten Jahr begleitet, war erneut begeistert über die Energie der Schülerinnen und Schüler im Stadion. „Die Kinder sind hier mit Feuer und Flamme dabei“, sagte der Olympia-Zweite im Zehnkampf von 1996 in Atlanta. Und in Schwalmstadt wurden für den früheren Weltklasse-Athleten sogar Wettkampf-Erinnerungen wach. „Wenn ich gleich zur Sprint-Messung gehe, kommt bei mir wieder der Leistungssportler durch. Da qualmen die Socken, obwohl ich ja inzwischen Breitensportler bin“, lacht Busemann.
Die Sprint- und Sprung-Messanlage war auch eine Herausforderung für den Weitspringer Philipp Imhof. Der Athlet vom ASV Köln zeigte nicht nur Frank Busemann, dass er in Top-Form ist. Mit 3,78 Sekunden am 30-Meter-Messpunkt beim Sprint ließ er die Konkurrenz deutlich hinter sich. Angetreten waren auch Bastian Schäfer, Nordhessischer Jugendmeister über 100 und 200 Meter sowie Hermann Mager, mehrfacher Deutscher- und Europameister der Senioren auf den Sprintstrecken. Etwas außer Konkurrenz lief und sprang DOSB-Maskottchen Trimmy, was aber durchaus an den übergroßen Schuhen liegen könnte. Dafür war Trimmy beliebtes Foto-Motiv bei den Teilnehmern im Schwalmstadion.
Ein Superstar als Turn-Trainer
Ein ganz besonderer Gast wurde dann am Nachmittag in Schwalmstadt mit Hochspannung erwartet. Kunstturner Fabian Hambüchen nahm sich die Zeit und machte sich nach seinem Training auf den Weg von Wetzlar in den Schwalm-Eder-Kreis. Schnell war der Olympia- Dritte von 2008 in Peking von den Kindern umringt und schrieb Autogramme. „Ich mag solche Sport-Veranstaltungen und es liegt mir sehr am Herzen, hier dabei zu sein und den Kindern Tipps zu geben.“ Und das konnte er auch gleich in die Tat umsetzen. Am Barren, der extra im Stadion aufgestellt wurde, zeigte Fabian Hambüchen mehreren Nachwuchstalenten wie es geht. Als der Turn-Star am Ende des Tages auch die Auszeichnungen vornahm und den Schülerinnen und Schülern aus Schwalmstadt ihre Urkunden überreichte, waren viele leuchtende Augen zu sehen. Und garantiert hat der sympathische Turner jetzt in Nordhessen ein paar weitere Fans.
Für das ganz besondere Erinnerungsbild an diesen Tag gab es die Foto-Station von kinder+Sport.
Und für die richtige Portion Spaß sorgten das Quartertramp der Sparkassen-Finanzgruppe und der Multi-Tower der BARMER GEK.
Am Stand des Partners der Sportabzeichen-Tour BIONADE gab es kostenlose Erfrischungsgetränke und auch bekannte Spiele, wie Büchsenwerfen am Stand des Deutschen Sportausweises sorgten für Spaß und gute Laune.