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Positive Umweltbilanz der Olympischen Spiele in Peking

Die Olympischen Spiele in Peking haben, nach einer Beurteilung der UNEP (United Nations Environment Programme), ihre Ziele in Sachen Umwelt erreicht, wenn nicht sogar übertroffen.

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

19.06.2009

Durch Maßnahmen zur Minderung der Luftverschmutzung, Investitionen im öffentlichen Verkehr und den Einsatz von erneuerbaren Energien trug das Organisationskomitee der Sommerspiele 2008 (BOCOG) dazu bei, die größte Sportveranstaltung der Welt umweltfreundlich zu gestalten.

Diese Ergebnisse sind Teil des Beijing 2008 Olympic Games - Final Environmental Assessment Berichts, der am 18. Februar 2009 im Rahmen eines Treffens des UNEP Governing Councils veröffentlicht wurde. Zugleich wird in diesem Evaluationsbericht betont, dass man in Bezug auf die CO2-Bilanz der Olympischen und Paralympischen Spiele sowie im Bereich von Kooperationen mit Non-Governmental Organisationen mehr hätte tun können.

Dennoch fällt das Gesamturteil positiv aus. Die Evaluation, die von unabhängigen Gutachtern durchgeführt wurde, bescheinigt den Ausrichtern, neue Maßstäbe im Umweltbereich gesetzt zu haben, und betont, dass die Spiele in der Stadt Peking ein nachhaltiges Vermächtnis hinterlassen haben. Dieser Erfolg ist umso beeindruckender, wenn man berücksichtigt, dass die Spiele in einer sich sehr dynamisch entwickelnden Stadt und in einem mit vielfältigen Herausforderungen konfrontiertem Land, stattgefunden haben.

Achim Steiner, UN Under-Secretary-General und UNEP Geschäftsführer, der die Spiele besucht hat, bilanzierte: „Die Welt schaute auf die Spiele in Peking mit der Frage, ob die Verantwortlichen es schaffen würden, Meilensteine in vielen Bereichen, einschließlich des Umweltschutzes, zu setzen. Sie haben das Versprechen der ‚Grünen Spiele’ in vielen Bereichen, wie dem öffentlichen Verkehr, der Abfallwirtschaft und den grünen Sportstätten, gehalten.“ Pekings Aufgabe besteht nun darin, die Erfolge der Spiele nachhaltig zu festigen. Die UNEP-Bilanzierung der Erfolge und Herausforderungen in Peking enthält überdies Empfehlungen für die Organisationskomitees der Spiele in Vancouver, London und Sochi (sowie für Ausrichter anderer Sportgroßveranstaltungen), die die Messlatte im Umweltschutz noch höher legen wollen.

1. Peking 2008 und Umwelt

Das Ziel der Ausrichter in Peking war es, der Welt „Grüne Spiele“ zu bieten - die Verantwortlichen in China haben hierfür geschätzte 17 Millionen Dollar in Umweltprojekte investiert. Der Plan konkretisierte sich in einer Reihe von Vorhaben, darunter die Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur, die Optimierung der Abfallwirtschaft und eine Erweiterung der städtischen Grünflächen. Darüber hinaus wurde, lange vor dem 2030-Ziel, eine komplette Eliminierung von Fluorchlorkohlenwasserstoff-Gasen (FCKW) erzielt. Neben diesen quantitativen Erfolgen ist ein weiterer Mehrwert der Spiele erkennbar: das veränderte Bewusstsein von Pekings Bürgerinnen und Bürgern sowie von Firmen für den Umweltschutz.

2. Ergebnisse und Empfehlungen

Der Bericht hebt einige Bereiche hervor, in denen das Organisationskomitee von Peking seine Ziele übertroffen hat:

  • Zur Verringerung des Emissions-Ausstoßes hatten die Ausrichter im Vorfeld beschlossen, die Euro-II Abgasnorm für Leichtfahrzeuge einzuführen - letztlich wurde die Norm zu den Spielen auf Euro-IV-Standard umgestellt.
  • Durch das Anlegen von 720 zusätzlichen Grünflächen wurde eine Begrünung der Stadt Peking und der Olympischen Austragungsorte erzielt. Insgesamt wurden seit der Entscheidung für Peking als Austragungsstadt der Spiele 8.800 Hektar Grünflächen neu entwickelt und mit 30 Millionen Bäumen und Rosenbüschen bepflanzt.
  • Die Anzahl der Tage mit blauem Himmel (Tage mit einem Air-Quality Index von ≤ 100) stieg von weniger als 180 im Jahr 2000 auf 274 Tage in 2008.
  • Abfall-Klassifizierungen und Recycling Ziele wurden um 2% bzw. 5% übertroffen. Des Weiteren wurden Aufbereitungsanlagen für toxischen und medizinischen Abfall erweitert und erneuert, Feststoffe sortiert, und die Recycling-Leistung an den Austragungsorten um 23% übertroffen.

Die Autoren des Berichts weisen auch auf einzelne Defizite hin:

  • Fehlende verbindliche Richtlinien für Lieferanten bezüglich Materialien, z.B. Bauholz.
  • Es wurde die Gelegenheit verpasst, mit Non-Governmental Organisationen zu kooperieren und so von deren Expertise zu profitieren.

3. Luftqualität

Luftqualität war bei weitem das dringendste Problem, das Ausrichter und städtische Behörden zu bewältigen hatten. Dies war auch bereits ein Problem für frühere Ausrichterstädte, einschließlich Los Angeles und Athen. Der Bericht weist darauf hin, dass „erhebliche Bemühungen vor und während der Spiele auf die Verbesserung der Luftqualität in Peking zielten“ und dass „die Luftqualität deutlich verbessert werden konnte“. Spezielle Maßnahmen dieser Olympischen Spiele - in Verbindung mit den Wetterbedingungen im August - führten zu einer Reduktion von Kohlenstoffmonoxid (CO) um 47%, Stickstoffdioxid (NO2) um 38%, flüchtige organische Verbindungen (VOC) um 30%, Feinstaub (PM 10) um 20%, und Schwefeldioxid (SO2) um 14%. Zusätzlich generierten die Spiele eine „verstärkte öffentliche Wahrnehmung der veränderten Luftqualität“ in Peking und unterstützen dadurch auch eine stärkere Erwartungshaltung der Öffentlichkeit im Hinblick auf die Fortsetzung von Maßnahmen zur weiteren Verbesserung der Lebensqualität.

Nichtsdestotrotz unterstreicht der Bericht aber auch, dass „ immer noch erheblicher Raum für weitere Verbesserungen der Luftqualität in Peking“ bleibt - die Feinstaub-Werte in der Stadt

bleiben eine Herausforderung. Zukünftige Qualitätsherausforderungen konzentrieren sich sehr wahrscheinlich auf feinere gesundheitsschädigende Schwebstoffe, die derzeit noch keine Berücksichtigung in Chinas Normenverzeichnis finden.

4. Transport

Ein Teil der umfassenden Maßnahmen zur Reduktion von Emissionen und der Verbesserung des öffentlichen Verkehrnetzes war der Wechsel zu strikteren Abgasnormen (Euro-III und Euro-IV) für Fahrzeuge und Qualitätsstandards für Treibstoffe.

Die Verantwortlichen konnten ebenfalls die Verkehrsinfrastruktur verbessern, indem sie die Zahl der Eisenbahnspuren in Peking von vier auf acht erhöht haben. Des Weiteren wurden einige der vorübergehenden Maßnahmen, die während der Spiele eingeführt wurden - dazu gehören das Verbot von stark umweltverschmutzenden Fahrzeugen und die Beschränkung der Anzahl von Fahrzeugen im Stadtzentrum - noch Monate nach den Spielen weitergeführt. Die Olympischen Spiele spielten darüber hinaus eine wichtige Rolle im Übergang zu strengeren Fahrzeug-Standards und unterstützten die Behörden Pekings und Chinas hinsichtlich weiterer nachhaltiger Verkehrsinitiativen.

Dennoch bleibt mit täglich 1.000 neu registrierten Fahrzeugen Staubildung eines der großen Verkehrsprobleme von Peking. Die Autoren empfehlen der Stadt, ihre Kapazitäten im öffentlichen Verkehr durch den Bau von weiteren Eisenbahn- und U-Bahnstrecken auszubauen. Darüber hinaus werden Steuersenkungen für saubere Fahrzeuge und Staugebühren in kritischen Gebieten angeregt. Der Bericht empfiehlt außerdem, den integrierten Ansatz von Peking für Treibstoffe und Fahrzeuge auf gesamtstaatlicher Ebene anzustreben.

5. Energie

Priorität der Ausrichter war es, Pekings Abhängigkeit von Kohle als Energiequelle zu reduzieren und so Energieeffizienz und Luftqualität zu erhöhen. Die Evaluation zeigt, dass die Olympischen Spiele die Einführung von energieeffizienten Infrastrukturen beschleunigt hat - mehr als 20% der gesamten Energie, die an den Austragungsstätten verbraucht wurde, kam aus erneuerbaren Energiequellen - durch die Präsentation dieser Best-Practice Beispiele im Bereich der sauberen Energie und Energieeffizienz haben die Spiele „eine Basis geschaffen, von der Ausrichter anderer Events lernen können“. Dennoch deckt Peking weiterhin 40% seines Energiebedarfs durch den Einsatz von Kohle. Der Bericht empfiehlt „bewusstere Anstrengungen zur Reduktion des Kohleverbrauchs in Peking und eine gleichzeitig höhere Versorgung mit sauberer und erneuerbarer Energie“.

6. Wasser

Eines der Hauptziele der Ausrichter war es, Pekings knappe Wasserressourcen zu schützen. Die Maßnahmen, die hierfür ergriffen wurden, „sind ein internationales Beispiel kreativer und aggressiver Maßnahmen zur Reduktion des Wasserverbrauchs, zur Maximierung des effizienten Nutzens existierender Wasserquellen und zum Schutz des Ökosystems“.

Um auf diesen Erfolgen aufzubauen, wird empfohlen, weiterhin innovative und effiziente Maßnahmen zur Reduzierung des Wasserverbrauchs (einschließlich Regenwasserfang und -speicherung) in der Stadt einzusetzen, besonders in allen neuen Gebäuden und Bauvorhaben. Zusätzlich empfehlen die Autoren dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC), allen Ausrichterstädten die Einführung einer nachhaltigen Wasser-Management-Strategie nahezulegen, von denen die Städte weit über die Spiele hinaus profitieren können.

7. Abfall

Im Bereich der Abfallwirtschaft hat Peking alle Zusagen eingehalten - Abfall-Klassifizierungen und Recycling-Ziele wurden übertroffen, und die Recycling-Leistung an den Austragungsorten war 23% höher als die ursprüngliche Vorgabe. Der Bericht empfiehlt, Methoden und Infrastrukturen auszubauen, um die Abfallwirtschaft und deren Kapazitäten zu erhöhen. Gleichzeitig sind wirtschaftliche Anreize als Ergänzung zur Abfallreduktion und umfassendere politische Gesetze und Richtlinien notwendig.

8. Grüne Austragungsstätten

Der Bericht lobt Pekings „beachtliche Leistung der Einbeziehung einer Reihe von Umweltelementen bei Planung, Bau und Management der Austragungsstätten“. In einigen Bereichen (besonders bei Aspekten der erneuerbaren Energie sowie bei konzeptionellen Fragen), begünstigten die Spiele neue Technologien und Planungskonzepte, die ein grünes Erbe für weitere Entwicklungen in ganz China und auch für Ausrichter anderer Events darstellen.

Verbesserungsempfehlungen gibt es im Bereich der Forstwirtschaft: Es fehlten bindende Richtlinien für den Einkauf von Bauholz sowie systematische Analysen des „ökologischen Fußabdrucks“, um den Fortschritt durch Umweltmaßnahmen genau zu bestimmen. Das IOC sollte zukünftige Ausrichterstädte ermutigen, in neue, innovative Ansätze im Bereich „energieeffiziente Planung“ und „Wassereinsparung“ zu investieren; darüber hinaus sollten bindende Richtlinien für die Anschaffung von Baumaterialien formuliert werden.

9. Klimaneutralität

In Pekings Programm zur Klimaneutralität wurden zum ersten Mal bei einem globalen Sportevent die CO2-Emissionen der internationalen Flüge berücksichtigt. Jedoch erschweren zahlreiche Faktoren (z.B. eine unklare Methodik), die CO2-Bilanz der Peking Spiele und die Wirkung der Maßnahmen zu Reduktion und Ausgleich von Emissionen umfassend zu bewerten.

Der Bericht legt den Organisatoren kommender großer Sportereignisse nahe, ihre CO2-Bilanz detailliert zu bewerten und Primärdaten von Events zu analysieren. Weiterhin ist es notwendig, dass das IOC und andere Sportorganisationen mit einheitlichen Standards das Thema CO2-Neutralität im Sport aufarbeiten.

10. Kooperationen mit Non-Governmental Organisationen

Der Bericht kritisiert, dass das Organisationskomitee von Peking die Gelegenheit verpasst hat, von Anfang an mit Non-Governmental Organisationen (NGOs) zu kooperieren und so von Ihrer Expertise zu profitieren. Erst ab Ende 2006 begann BOCOG den Austausch mit NGOs; zu dieser Zeit waren jedoch die meisten Sport- und Funktionsstätten der Spiele bereits fertig gestellt und viele Richtlinien bereits festgesetzt. Die Autoren halten es für sinnvoll, dass die Pekinger Behörden die eingeführten Umweltmaßnahmen mit den NGOs weiter diskutieren und so optimieren.

Der UNEP-Bericht erfolgt auf Grund eines Memorandum of Understanding zwischen UNEP und BOCOG von 2005, in dem UNEP seine Unterstützung beim Erreichen von umweltfreundlichen Spielen erklärt hat.

Als Teil dieser Vereinbarung führte UNEP eine Bewertung durch und publizierte im Oktober 2007 einen Bericht über die Leistung des Organisationskomitees im Bereich Umweltschutz:

http://www.unep.org/sport_env/Activities/beijingConf07/media/index.asp.

UNEP verpflichtete sich außerdem, eine abschließende Evaluation durchzuführen - ein Rückblick auf die Wirkungen der Umweltmaßnahmen. Dieser Bericht (Beijing 2008 Olympic Games - Final Environmental Assessment) ist auf der UNEP Webseite www.unep.org hinterlegt.

(Die hier vorliegende Zusammenfassung dieses Berichts wurde übersetzt und zur Veröffentlichung bearbeitet von Sarah Zorell und Andreas Klages, Deutscher Olympischer Sportbund.)

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