Pflichtlektüre
Sport ist ein wichtiger Bildungsfaktor, das zeigt auch der DOSB-Bildungsbericht. Er sollte zur Pflichtlektüre werden, findet Jörg Stratmann, Chefredakteur der DOSB-Publikationen.

22.01.2014

Wie halten wir es mit der Bildung? Es ist eine der großen Zukunftsfragen unseres Landes. Weshalb auch die neue Bundesregierung die Verbesserung des Bildungssystems mit zahlreichen Maßnahmen festgeschrieben hat.
Doch leider ist der gemeinwohlorientierte Sport trotz vielfältiger Bemühungen noch immer nicht in den Bildungsberichten des Bundes und der Länder zu finden. Das muss verwundern, denn der Sport ist einer der größten Bildungsanbieter der Zivilgesellschaft.
Bildung ist, neben Wissenschaft und Forschung, „von überragender Bedeutung für die gesellschaftliche Entwicklung, gleiche Lebenschancen der Menschen und die internationale Wettbewerbsfähigkeit unserer Volkswirtschaft“. So hat es die Große Koalition in Berlin in ihrem Vertrag festgeschrieben. Dazu wird schon seit Jahren der Beitrag des Sports zur ganzheitlichen Bildung untermauert und betont, in wissenschaftlicher Theorie, praktischer Schulerfahrung und Sonntagsreden von Bildungspolitikern aller Parteien. Doch für die bildungspolitische Realität gilt nach wie vor: Das riesige Bildungspotenzial des Sports wird kaum genutzt.
Offenbar ist dafür zunächst eine veränderte Sichtweise auf die Rolle des Sports in der Bildung nötig. Darauf hatte schon der DOSB-Gründungspräsident Thomas Bach immer wieder hingewiesen, zuletzt auf der Mitgliederversammlung des Dachverbandes 2012. „Sport und unsere Sportvereine bieten eben nicht nur Freizeitbeschäftigung und Betreuung – Sport muss als Bildungsfaktor anerkannt werden“, hieß es.
Die Forderung besteht nach wie vor. Auch deshalb hat der DOSB die Leistungen des Sports für lebenslanges Lernen jetzt noch einmal zusammengefasst. „Das habe ich im Sport gelernt“, heißt die Broschüre, die auf mehr als 90 Seiten darstellt, wie breit und vielfältig das Spektrum von Ausbildungen im organisierten Sport ist.
Vor zwei Jahren hat der DOSB in eigener Verantwortung eine Expertise in Auftrag gegeben, wie sich die Ausbildungsgänge des Sports in den Deutschen Qualifikationsrahmen für lebenslanges Lernen einordnen ließen. Auch dieses Ergebnis verblüfft: Die erworbenen Kompetenzen lassen sich durchaus mit formalen Ausbildungsgängen vergleichen; und die Tätigkeit von Trainern und Übungsleitern ähnelt sehr dem Lehrerberuf. „Trotzdem genießt der Trainerberuf in der Gesellschaft noch zu wenig Anerkennung und findet sich beispielsweise nicht auf den Listen von Arbeitsämtern und Behörden wieder.“ Darauf weist die im DOSB für Bildung zuständige Vizepräsidentin Prof. Gudrun Doll-Tepper in der Veröffentlichung hin, „verbunden mit dem Wunsch, dass dies in der bildungspolitischen Diskussion zukünftig mehr Beachtung findet“.
Das darf der Sport getrost auch selbstbewusster formulieren: Für jeden, der in Gesellschaft, Politik und der Wirtschaft ernsthaft an Antworten auf die große Zukunftsfrage Bildung arbeitet, ist das Pflichtlektüre.