Olympisches Dorf der Antike freigelegt - Prof. Dr. Müller spricht von sporthistorischer Sensation
Aus einer Utopie wurde Wirklichkeit. Bereits 1993 entwickelte Prof. Norbert Müller (Universität Mainz), langjähriger Vorsitzender des Kuratoriums Olympische Akademie des NOK für Deutschland, gemeinsam mit dem bis 2001 verantwortlichen griechischen Archäologen Prof. Nikolaos Yalouris die Idee der Ausgrabung der antiken Sportanlagen von Elis, 60 km nördlich vom antiken Olympia gelegen.

10.10.2006

Das Österreichische Archäologische Institut hatte vor dem Ersten Weltkrieg als einziges das Theater von Elis ausgegraben, dann fiel der Ort für jahrzehnte in Vergessenheit. Dank des persönlichen Engagements von NOK-Präsident Prof. Walther Tröger und der konkreten Planungsarbeit des deutschen Archäologen Dr. Christian Wacker, der bereits in Olympia gearbeitet hatte, konnte Tröger bei der 100 Jahrfeier der Olympischen Bewegung in Deutschland 1997 die Finanzierung der Ausgrabung eines Gymnasiums von Elis als deutschen Beitrag offiziell ankündigen.
Griechenland hat die deutsche Initiative aufgegriffen und diese für die Sportwelt so bedeutende Grabungsidee erfolgreich zu einem außergewöhnlichen Kulturbeitrag im Rahmen der Olympischen Spiele von Athen 2004 gemacht. Die Grabungen haben zu sensationellen Ergebnissen geführt. Zehn Jahre nach der deutschen Initiative ist die Ausgrabung des gesamten „Trainingscamps“ der antiken Athleten und eines Teils der Stadt Elis Wirklichkeit geworden.
Elis, das „Olympische Dorf“ der Antike, wo sich alle Athleten gemäß der olympischen Regel 30 Tage vor Beginn der vierjährigen Wettkämpfe in Olympia einfinden und gemeinsam trainieren mussten, ist wieder auferstanden.
Gemeinsam mit seiner Frau leitet der griechische Archäologe Dr. Andreas Andreou im Auftrag der griechischen Altertumsverwaltung und mit Stiftungsgeldern in Millionenhöhe die großflächigen Ausgrabungen nicht nur der Sportanlagen (Gymnasien für Lauf- und Wurftraining, Palästra für Kampfsportarten) sondern auch der Funktionsräume und des Marktplatzes (Agora) der angrenzenden antiken Stadt Elis. Die Vermutungen, dass dieser einmalige Grabungskomplex, welcher vom 6.Jh. v. Chr. bis in das 4 Jh. n. Chr. Bedeutung hatte, immense sporthistorische Schätze enthielt, haben sich bewahrheitet. Disken und Halteren tauchten auf, als wenn gestern die Athleten sie dort abgelegt hätten. Dass das Ehepaar Andreou an der Johannes-Gutenberg Universität in Mainz Archäologie studierten und dort 1986 mit Promotion abschlossen, macht die Überraschung aus deutscher Sicht perfekt.
Prof. Müller konnte bei seiner soeben beendeten Griechenlandexkursion mit Diplomanden und Doktoranden zum Thema „Sport & Archäologie“ die Ausgrabungen erstmals in Augenschein nehmen. Ein neues attraktives Museumsgebäude ist errichtet worden und bereits zugänglich.
Prof. Müller drückte gegenüber der Direktorin des Ausgrabungsbezirkes Olympia/Elis, Frau Georgia Chatzi-Spiliopoulou, seine Bewunderung für die einmaligen archäologischen Erfolge im antiken Elis aus. Als Mitglied der IOC-Kommission für Kultur und olympische Erziehung betonte er die Wichtigkeit dieses für die olympische Bewegung neben dem antiken Olympia bedeutenden Grabungskomplexes. Bei dieser Gelegenheit wurden Pläne für weitere archäologisch-sporthistorische Untersuchungen erörtert. In Zusammenarbeit mit der in Olympia ansässigen Internationalen Olympischen Akademie wird an studentische Grabungscamps als konkreter Form von „olympischer Erziehung“ in den kommenden Jahren gedacht.