„!Nie wieder“: Zeichen setzen gegen jegliche Form der Diskriminierung
Zum 13. Mal startet die Initiative „!Nie wieder – Erinnerungstag im deutschen Fußball" ihre Kampagne zum Gedenken für die Opfer des Nationalsozialismus mit Veranstaltungen rund um den 27. Januar.

20.01.2017

Die 13. Kampagne an den Spiel- und Turniertagen um den 27. Januar verstehe sich als ein öffentliches Zeichen gegen die aktuellen verstörenden Geschehnisse in Deutschland und in unseren europäischen Nachbarländern, sagen die Initiatoren. Wie jedes Jahr wenden sie sich an Fans und Fanprojekte des Fußball sowie über die Landesverbände und den Deutschen Fußball-Bund an die Vereine. „! Nie wieder – Erinnerungstag im deutschen Fußball“ lade dazu ein, „ein machtvolles Zeichen gegen den allgegenwärtigen Rassismus, gegen jegliche Form der Diskriminierung, gegen Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus“ zu setzen.
Per Brief würdigte die Initiative zudemdie „vielfältigen Aktionen innerhalb und außerhalb der Stadien und Fußballplätze“ in den letzten Jahren. „Mit Eurem Engagement zum Erinnerungstag im deutschen Fußball habt Ihr Euch für eine wertschätzende, wehrhafte und demokratische Gesellschaft eingesetzt“, heißt es darin. Die Initiative sei dadurch zu einer unüberhörbaren Stimme im Fußball und in der Zivilgesellschaft geworden. Die aktuelle politische und gesellschaftliche Lage europaweit fordere die Einmischung des Fußballs.
„Die Anschläge auf Asylbewerberheime, das Erstarken rechter Bewegungen und Parteien, nicht nur in Deutschland, die gewalttätig auftretenden neonazistischen Alt- und Neuhooligans in den Kurven, die junge Ultragruppierungen massivst attackieren, die Sehnsucht nach einem autokratischen Führer, das alles beunruhigt und verlangt nach Widerspruch.“
Der folgende Text steht zur Veröffentlichung in Stadionmagazinen, online oder in anderen Publikationen zur Verfügung.
„Das Konzentrationslager Auschwitz wurde am 27. Januar 1945 durch die Rote Armee befreit. An diesem Tag, der seit nun mehr 72 Jahren Erinnerungstag für die Opfer des nationalsozialistischen Terrors ist, gedenken auch die Vereine im deutschen Fußball – zusammen mit ihren Fans - allen Menschen, die durch die Nazi-Diktatur und den Folgen ihrer Gräueltaten ihrer Heimat entrissen und in die Ungewissheit der Flucht getrieben wurden. Derer, die es schafften, an anderen Orten Fuß zu fassen, und derer, für die Flucht oder Fluchtversuche keine Rettung bedeutete.
Die Auswanderung sicherte vielen Verfolgten das Überleben. Jenö Konrad, Trainer des 1. FC Nürnberg, machte sich schon 1932 auf den Weg und fand später in den USA eine neue Heimat. Kurt Landauer, legendärer Präsident des FC Bayern München, verbrachte die Kriegsjahre in der Schweiz. Beide hatten Glück, in anderen Ländern Aufnahme und Unterstützung zu finden.
NS-Terror und Verfolgung
Anders ging es Martin Abraham Stock, Schiedsrichter sowie Verteidiger und langjähriger Funktionär bei der Spielvereinigung Hamburg Altona. Ohne Vermögen blieben seine Versuche, ein Visum für ein anderes Land zu bekommen, erfolglos. Auf den gepackten Koffern saß er fest, als Nazi-Deutschland im Krieg seine Vernichtungsmaschinerie ins Unvorstellbare trieb. Statt Flucht folgte die Deportation, Jahre in Konzentrationslagern und bei Zwangsarbeit. Er wurde im April 1945 von britischen Streitkräften aus dem KZ Bergen-Belsen befreit.
Martin Abraham Stock überlebte, doch Unzählige fanden den Tod, weil sie keine Möglichkeit bekamen, vor dem Unrecht, vor Krieg und Verfolgung zu fliehen. Viele wurden an den Grenzen abgewiesen. Auch lange nach Kriegsende bestimmten Flucht und Vertreibung den europäischen Kontinent, der sich nur langsam von den furchtbaren Ereignissen erholt.
Schutz von Verfolgten
Die Weltgemeinschaft zog aus den vielen Schicksalen ihre Lehren, verankerte das Recht Asyl zu ersuchen in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte und verabschiedete 1951 ein bemerkenswertes Dokument: Die Genfer Flüchtlingskonvention sollte zuerst das Elend auf dem europäischen Kontinent lindern und die damalige Flüchtlingsfrage lösen. Heute verpflichtet sie Staaten weltweit, Verfolgten und Menschen in Not ihren Schutz zu gewähren, ihre Grenzen zu öffnen.
Diese Verpflichtung wird aber immer häufiger in Frage gestellt: Fast 4000 Menschen starben im vergangenen Jahr bei dem Versuch das Mittelmeer zu überqueren. Unter ihnen war auch die Nationaltorhüterin Gambias, Fatim Jawara.
Mit „!Nie wieder“ stark gegen Fremdenhass und Diskriminierung
Das „!Nie wieder“ 2017 ist eine Erinnerung, die Verpflichtungen aus der Genfer Flüchtlingskonvention ernst zu nehmen und dem Schutz der Menschen in Not Priorität zu geben.
Diesem Anliegen verleiht der Fußball auch und ganz besonders Nachdruck durch die vielen Projekte, in denen Amateur- und Profivereine und ihre Fans, sich für Geflüchtete engagieren. Die Projekte beweisen eindrücklich die Kraft des Sports, bei dem Herkunft, Hautfarbe, Religion, Sprache, sexuelle Orientierung und vergleichbare Unterscheidungsmerkmale keinen Grund für Ausgrenzung bedeuten.
Weitere Informationen zum 13. Erinnerungstag im deutschen Fußball und der Initiative unter www.niewieder.info und auf Facebook.
(Quelle: Initiative Erinnerungstag im deutschen Fußball)