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Herzensprojekt Zeitschrift Leistungssport: Nachruf auf Peter Tschiene

Das ehemalige Redaktionsteam der Fachzeitschrift Leistungssport trauert um seinen langjährigen Chefredakteur Dr. Peter Tschiene, der am 15. September 2024 im Alter von 89 Jahren verstarb.

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

09.12.2024

Als Protagonist der ersten Stunde hob er die sportwissenschaftliche Zeitschrift aus der Taufe und profilierte sie mit Unterstützung seines Kollegiums zu einem international renommierten Fachorgan.

Peter Tschienes leistungssportliche Wurzeln liegen beim SC Brandenburg, wo er als Leichtathlet sein leistungssportliches Rüstzeug erhielt. Nach seiner Ausbildung und der Übersiedlung in die Bundesrepublik fand er in Darmstadt eine neue Heimat. Er war als Akademischer Rat am Institut für Sportwissenschaft der TU Darmstadt tätig. Seiner Sportart blieb er treu, und er machte sich national und international als erfolgreicher Trainer beim ASC Darmstadt in den leichtathletischen Stoß- und Wurfdisziplinen einen Namen. Zahlreiche Athleten führte er zu Europa- und Weltmeisterschaften sowie Olympischen Spielen, die Weltrekorde von Walter Schmidt im Hammerwurf tragen seine Handschrift. Auch über nationale Grenzen hinweg wurde seine Expertise geschätzt und mündete in langjährige Trainer- und Beratertätigkeiten für die Niederlande, Island und insbesondere Italien.

Sein Herzensprojekt aber war die Zeitschrift Leistungssport. Die Initialzündung hierfür erfolgte - mit Blick auf die Olympischen Spiele von München 1972 - im Zuge der Neuausrichtung des deutschen Leistungssports. Die Konzeption einer Zeitschrift für die Weiterbildung der Trainerinnen und Trainer und aller am Leistungssport Interessierten wurde auf den Plan gerufen. Ein solches Organ gab es in Deutschland nicht, war aber mit dem Fokus auf die erfolgreichen Sportnationen dieser Epoche längst überfällig. Für den damaligen ersten Leitenden Direktor des BA-L, Helmut Meyer, war es ein Glücksfall, Peter Tschiene als Chefredakteur zu bestellen und ihm die inhaltliche Verantwortung für die Zeitschrift zu übertragen. Gemeinsam mit dem nach dem Ressortprinzip agierenden Kollegium wurden Eckpunkte und Ausrichtung festgelegt, und ein Organ für die Trainerfortbildung im DSB, das internationalen Ansprüchen genügen und realitätsnah den Leistungssport abbilden sollte, nahm rapide Fahrt auf. Peter Tschienes Verdienst in dieser Anfangsphase war es, mittels zahlreicher Übersetzungen von Monografien und Fachbeiträgen das sportwissenschaftliche Know-how des russischen Sprachraums unabhängig vom politischen System in das eigene zu übertragen. Dieser originäre Brückenschlag von Ost nach West wurde schließlich mit der Ehrendoktorwürde der Sporthochschule Kiew belohnt.

Peter Tschiene hat von den beiden Ausgaben des ersten Jahrgangs bis zum Jahrgang 2017 über fast ein halbes Jahrhundert als Chefredakteur die Geschicke der Zeitschrift mit Bravour geleitet. Ein in diesem Zeitraum entstandener immenser Wissensfundus von über 3000 Fachbeiträgen spricht für sich! Für dieses Engagement wurde ihm 2018 die Ehrennadel des Deutschen Olympischen Sportbundes verliehen.

Seinen Mitstreiter*innen gegenüber war Peter Tschiene eine sehr angenehme und weltoffene Persönlichkeit. Immer interessiert, kritisch und hinterfragend, wenn es um die Sache ging. Im persönlichen Umgang von hoher Empathie, stets positiv und motivierend mit nach vorn gerichtetem Blick. Wir werden Peter Tschiene in bester Erinnerung behalten.

(Autor: Helmut Nickel)

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