Migrantenanteil sinkt, Bildungsgrad steigt
Seit Jahren wird Deutschlands ein Bevölkerungsrückgang vorhergesagt, aber von dem Tempo war keine Rede: Nach nun vorliegenden Zahlen des Zensus 2011 leben hierzulande 80,2 Millionen Menschen.

06.06.2013

Bisher war man von etwa 81,8 Millionen ausgegangen. Laut Statistischem Bundesamt betrifft die Abweichung auch und vor allem die Zahl der ausländischen Staatsbürger: Sie lag zum Zeitpunkt der Messung, im Mai 2011, bei 6,2 Millionen Menschen und damit um fast 1,1 Millionen niedriger, als es sich aus dem sogenannten Mikrozensus ergeben hatte. Der Anteil der Nichtdeutschen beläuft sich demnach auf 7,7 Prozent.
„Ausländer“ heißt bekanntlich nicht Zugewanderte respektive Menschen mit Migrationshintergrund – deren Mehrheit (über 60 Prozent) hat einen deutschen Pass, ihre Gesamtzahl beläuft sich nach den neuen offiziellen Angaben auf etwa 15 Millionen. Das entspricht einem Bevölkerungsanteil von rund 18,9 Prozent statt der bisher angenommenen 19,5 Prozent.
Unter dem Begriff „Menschen mit Migrationshintergrund“ erfasst das Statistische Bundesamt Ausländerinnen und Ausländern plus nach 1955 eingewanderte Deutsche sowie deren Nachkommen. Ihr Anteil schwankt regional sehr stark, zwischen 27,5 Prozent in Hamburg und unter 5 Prozent in den östlichen Bundesländern. Das größte Gewicht haben Menschen türkischer (17,9 Prozent) und polnischer Herkunft (13,1 Prozent), viele andere stammen aus Russland, Kasachstan und Italien. Über die Hälfte der Migrantinnen und Migranten hat seine Wurzeln in einem dieser fünf Länder.
Außer den Zensus-Zahlen widerspricht auch eine von der Bertelsmann-Stiftung in Auftrag gegebene Studie verbreiteten Annahmen zum Thema Einwanderung. Die Studie attestiert heutigen Migranten ein höheres Bildungs- und Qualifikationsniveau als der einheimischen Bevölkerung. Demnach bringen 43 Prozent der Neuzuwanderer zwischen 15 und 65 Jahren einen Meister, Hochschul- oder Technikerabschluss mit, wie ihn nur 26 Prozent der Deutschen ohne Migrationshintergrund haben. Studienautor Herbert Brückner, Forschungsbereichsleiter am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Nürnberg, sagte laut Deutscher Presseagentur, das Qualifikationsniveau der Zuwanderer sei seit Jahr 2000 langsam, aber stetig gestiegen.
Laut Statistischen Bundesamtes kamen 2012 über 1 Million Menschen nach Deutschland, so viele wie zuletzt 1995 – Folge nicht zuletzt der Wirtschaftskrise in Südeuropa. Die oft hohe Qualifikation dieser Zuwanderer steht im Gegensatz zum relativ schwachen Ausbildungsniveau von Migranten in Gänze. 42 Prozent der Zugewanderten im erwerbsfähigen Alter haben keinen beruflichen Bildungsabschluss. Unter Deutschen ohne Migrationshintergrund sind es 12 Prozent.
(Quelle: DOSB / Text: Nicolas Richter)