Mehr als ein Zehnkämpfer: Werner von Moltke zum 80. Geburtstag
Werner von Moltke vollendete am Dienstag (24. Mai) sein 80. Lebensjahr. Der Leichtathlet galt als einer der weltbesten Zehnkämpfer seiner Zeit.

25.05.2016

Dabei verfügt Werner von Moltke – wie sich im Laufe seines Lebens schnell herausstellen sollte – über wesentlich mehr großartige Talent als „nur“ im leichtathletischen Springen, Werfen und Laufen auf höchstem internationalen Niveau.
Werner Konrad Graf von Moltke wurde in Mühlhausen (Thüringen) geboren. Seinen Weg im Sport führte ihn zunächst zum Handball und bald in die Leichtathletik, wo er erstmals 1958 mit dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft im Zehnkampf jenem Titel errang, den er zehn Jahr später noch einmal gewinnen konnte. Dazwischen liegen seine größten Erfolge, u.a. mit dem Gewinn der Europameisterschaft 1966 in Budapest und EM-Silber 1962 in Belgrad.
Werner von Moltke („WvM“) war der erste deutsche Zehnkämpfer, der die runde Summe von 8.000 Punkten beim Zehnkampf überbieten konnte. Bereits zu seiner Zeit als Aktiver, wo er mit Vereinszugehörigkeit für den TSV Ellwangen, die Stuttgarter Kickers und den USC Mainz startete und maßgeblich vom legendären Zehnkamf-Experten Friedel Schirmer betreut wurde, entdeckte Werner von Moltke zwei weitere Talente außerhalb des Sports: Eines als Sänger („Zehnkampf ist mein Leben“) und ein anderes als Buchautor: „Meine Kämpfe, meine Siege“ lautet 1963 der Titel seines damals viel gelesenen Sportbuches im Schneider-Verlag.
Talent als Sportfunktionär
Nach Beendigung seiner aktiven Laufbahn als Leichtathlet startete WvM seine berufliche Karriere, wo er rasch zum Sportdirektor bei adidas avancierte, nachdem er zuvor an der Universität Mainz (u.a. bei Prof. Berno Wischmann) das Examen als Diplom-Sportlehrer abgelegt hatte. Sein Talent als Sportfunktionär entdeckte er spätestens mit der Wahl zum Vize-Präsidenten (1989 bis 1997) im Deutschen Leichtathletik-Verband – einer der Höhepunkte in seiner Tätigkeit dort war die bis heute unvergessene Europameisterschaft in Stuttgart 1993, wo WvM maßgeblich in die Vorbereitung eingebunden und für die reibungslose Organisation verantwortlich war. Von 1991 bis 2006 gehörte er dem Vorstand des Bundesausschusses Leistungssport im damaligen Deutschen Sportbund an. Bereits 1984 rief von Moltke den „Club der Besten“ ins Leben.
Für manche überraschend kam dann die zweite Funktionärs-Karriere als Präsident des Deutschen Volleyball Verbandes (DVV), dem Werner von Moltke von 1997 bis 2012 vorstand und dessen Mitgliederversammlung ihn nach Amtsniederlegung zum DVV-Ehrenpräsidenten ernannte. Während seiner Präsidententätigkeit hier war es ihm u.a. gelungen, zahlreiche international bedeutsame Volleyball-Veranstaltungen nach Deutschland zu holen – nicht zuletzt auch mit dem Ziel, dieser Ballsportart dadurch weitere mediale Präsenz zu verschaffen. Der Bogen der Events spannt sich zeithistorisch von der Frauen-Weltmeisterschaft 2002 bis zur Frauen-Europameisterschaft 2013; dazwischen liegen u.a. zahlreiche Olympia-Qualifikationsturniere und die 6. Beach-Volleyball Weltmeisterschaft 2005 in Berlin.
Stellvertretend für seine zahlreichen Ehrungen sei in Erinnerung gerufen, dass er zweimal (1962 und 1966) Sportler des Jahres war und im Jahre 1967 das Silberne Lorbeerblatt sowie später für seine Verdienste als Sportfunktionär 2005 das Große Bundesverdienstkreuz erhielt. Vom ehemaligen Bundesinnenminister Otto Schily stammt übrigens in diesem Zusammenhang die Zuschreibung, Werner von Moltke sei ein „positiv Verrückter“.
(Quelle: DOSB/Prof. Detlef Kuhlmann)