Zum Inhalt springen

Langjähriger DHB-Trainer Klaus Langhoff vollendet 85. Lebensjahr

Mit der Auswahl der DDR wurde Klaus Langhoff 1980 in Moskau als Trainer Olympiasieger.

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

16.12.2024

Klaus Langhoff, einer der erfolgreichsten Handballer Deutschlands und eine der angesehensten Persönlichkeiten des Handballsports national und international, vollendete am Donnerstag, dem 5. Dezember 2024, an seinem Wohnort in Rostock das 85. Lebensjahr.

Klaus Langhoff war u.a. als Spieler Weltmeister und zweimal Vize-Weltmeister sowie als Trainer Olympiasieger mit dem Deutschen Handballverband (DHV) der DDR. Nach der Wiedervereinigung übte der 144-fache Nationalspieler des DHV über zwei Jahrzehnte verschiedene Funktionen im Deutschen Handballbund (DHB) aus, zuletzt äußerst erfolgreich in der DHB-Nachwuchsarbeit, bevor er mit 79 Jahren offiziell aus den DHB-Diensten verabschiedet wurde. Aber jetzt erstmal der Reihe nach:

Klaus Langhoff wurde in Rostock geboren und spielte Handball wie sein älterer Bruder Gerd (geb. 1931) zunächst bei der BSG Motor Rostock, später beim SC Empor Rostock; er besuchte die Kinder-Jugend-Sportschule (KJS) in Rostock und wurde 1957 bereits DDR-Jugendmeister. Mit Aufnahme des Studiums an der Deutschen Hochschule für Körperkultur (DHfK) in Leipzig, wo Klaus Langhoff den Abschluss als Diplom-Sportlehrer erwarb, wechselte er zum SC DHfK Leipzig und wurde u.a. sechsmal DDR-Meister und 1966 Europapokalsieger der Landesmeister (16:14-Finalsieg gegen Honved Budapest).

Mit dem innerdeutschen 14:7-Finalsieg 1963 in Basel gegen das DHB-Team konnte Klaus Langhoff seinen ersten großen internationalen Erfolg feiern: Feldhandball-Weltmeister mit der Auswahl des DHV der DDR. Seit 1966, als letztmals eine Feldhandball-Weltmeisterschaft ausgetragen wurde, darf sich Klaus Langhoff „ewiger Vizeweltmeister“ nennen u.a. zusammen mit seinen beiden alten Rostocker Mannschaftskameraden Klaus „Jimmy“ Prüsse (85) im Tor und dem 206-fachen Nationalspieler Rainer Ganschow (79), nachdem das Team des DHB mit den Haupttorschützen Josef Karrer (85) vom TV Großwallstadt und Herbert Lübking (83) von Grün-Weiß Dankersen nur aufgrund des besseren Torverhältnisses ewiger WM-Titelträger ist. Die Zeit des Übergangs vom Feld in die Halle war da bereits in vollem Gange – auch für den großen Abwehrspezialisten Klaus Langhoff:

Erstmals bei einer Hallen-WM wurde Klaus Langhoff 1964 in der Tschechoslowakei eingesetzt, wo das DDR-Team von Trainer Heinz Seiler (1920-2002) „nur“ Platz zehn belegte. Der größte WM-Erfolg der DDR mit Klaus Langhoff „mittenmang“ kam sechs Jahre später, als sein Team 1970 in Paris in einem dramatischen Finale mit 12:13 nach zweimaliger Verlängerung gegen Rumänien mit dem überragenden Linkshänder Gheorghe Gruia (1940-2015) verlor, der 1992 von der IHF zum besten Spieler aller Zeiten ernannt wurde.

Klaus Langhoff war 1972 noch bei einer ganz anderen Premiere dabei: Er gehörte mit der Auswahl des DHV der DDR zu jenen 16 Mannschaften, die die Sportart Hallenhandball erstmals bei den Olympischen Spielen 1972 in München präsentieren durften. Am Ende sprang Platz vier heraus nach der 16:19-Niederlage wiederum gegen Rumänien.

Nach seinem Karriereende wurde Klaus Langhoff Trainer, zunächst beim SC Empor Rostock, ab 1976 coachte er gemeinsam mit Paul Tiedemann (1935-2014) das DDR-Nationalteam: Für alle unvergessen ist ihr größter Erfolg als Olympiasieger am 30. Juli 1980 bei den Spielen in Moskau nach dem berauschenden Finalsieg gegen die „übermächtige“ Sowjetunion mit 23:22 nach Verlängerung. Dieser Olympiasieg ist bis heute der größte Triumpf einer deutschen Mannschaft im Hallenhandball ... und das noch mindestens vier weitere Jahre!

Wenig triumphal und für viele (jüngere Leute) kaum vorstellbar ist dagegen, was Klaus Langhoff zu seiner Zeit als DDR-Nationaltrainer „intern“ ertragen musste: Er wurde fast drei Jahre lang „politisch gesperrt“, nur weil und nachdem er bei der B-WM in Oslo seine in Hamburg lebende Schwester von der Rezeption des Hotels „privat“ angerufen hatte. Die „Stasi“ war auch in Norwegen präsent!

Klaus Langhoff war 1990 der letzte Chefcoach der Auswahl des DHV der DDR und sicherte so im Zuge der Wiedervereinigung bzw. mit dem Zusammenschluss von DHV und DHB dem deutschen Männer-Handball mit dem Olympiaticket für Barcelona 1992 und der Qualifikation für die nächste A-Weltmeisterschaft im Jahre 1993 in Schweden den Verbleib in der Weltspitze. Die erste gesamtdeutsche DHB-Auswahl wurde jedoch damals weiter vom bis dahin amtierenden DHB-Bundestrainer Horst Bredemeier trainiert; Co-Trainer blieb Dietrich Späte. Klaus Langhoff sollte quasi als dritter Mann fungieren - eine ungewöhnliche Konstellation, die ihm nicht zielführend erschien und die viele als eine ungerechte Zurücksetzung für Klaus Langhoff empfanden.

Klaus Langhoff stellte sich trotzdem mit seiner großen Erfahrung und mit seiner weltweit anerkannten Expertise weiterhin in den Dienst des DHB und arbeitete erfolgreich als verantwortlicher Nachwuchstrainer im männlichen Bereich. Gemeinsam mit seinen Trainern Wolfgang Sommerfeld und Georg Jaunich sowie Helmut Kurrat und Frank Hansel wurden junge Talente wie Markus Baur, Stefan Kretzschmar, Thomas Knorr, Bennet Wiegert, Johannes Bitter, Silvio Heinevetter, Uwe Gensheimer, Martin Strobel und viele andere an das Niveau der Männer-Nationalmannschaft herangeführt.

Im 80. Lebensjahr wurde Klaus Langhoff vor großer Kulisse offiziell aus den Diensten beim DHB verabschiedet. Den Blick, Talente zu erkennen, hat er seitdem selbstverständlich nicht verloren, und sein Rat, diese Talente auf ihrem Weg in die Weltspitze zu begleiten, ist immer noch gefragt.

Den Handballsport verfolgt Klaus Langhoff auch mit 85 Jahren weiterhin auf nationaler und internationaler Bühne sehr genau: „Das zurückliegende Jahr war aus der Sicht der Nationalmannschaften der Frauen und der Männer so erfolgreich wie schon lange nicht mehr.“ Aber auch die Basis liegt dem „Grand Senior“ des deutschen Handballs sehr am Herzen: „Wir müssen aufpassen, dass uns der Nachwuchs vor allem in der notwendigen Breite von der E- bis A-Jugend erhalten bleibt. Außerdem muss die Nachwuchstrainer-Ausbildung auf das erforderliche Niveau im sportartspezifischen und pädagogischen Bereich angehoben werden. Im Nachwuchs liegen das Potenzial und die Zukunft unserer Sportart“!

Im Dezember 2018 wurde Klaus Langhoff eine besondere Ehre zuteil: Im Rahmen des Länderspiels Deutschland gegen Polen (35:23) in seiner Heimatstadt Rostock durfte er sich als Dritter nach Bernhard Kempa (1920-2017) und Grit Jurack (47) in das Goldene Buch des DHB eintragen. Zum 85. Geburtstag werden - wie in jedem Jahr - unzählige Telefonate von langjährigen Weggefährten und Handballkameraden aus Rostock und dem ganzen Land bei Familie Langhoff ankommen! „Klaus Langhoff ist einer der ganz großen und verdienstvollen Protagonisten unserer Sportart. Als DHB-Trainer hat er im Nachwuchsbereich die ersten Jahrzehnte in der Nachwendezeit höchst erfolgreich gestaltet. Dafür ist ihm nicht genug zu danken. Von seiner Arbeit profitieren wir bis heute. Für das neue Lebensjahr wünsche ich Klaus beste Gesundheit und weiterhin viel Freude bei all seinen Aktivitäten,“ gratulierte DHB-Präsident Andreas Michelmann im Namen der DHB-Handballfamilie.

(Autor: Prof. Dr. Detlef Kuhlmann)

Title

Title