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Klausur des DOSB-Präsidiums von Aufbruchstimmung geprägt - Anti-Doping-Kampf und Integration herausragende Aufgabenfelder

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

30.05.2006

Straffer Zeitplan unter Einbindung aller Beteiligten

Das Präsidium des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) hat in einer ersten dreitägigen Klausurtagung in Sailauf/Spessart wichtige Weichenstellungen beschlossen. DOSB-Präsident Thomas Bach sprach von einem gelungenen Start: „Wir haben neue Schwerpunkte gesetzt, die bis zum Jahresende in monatlichen Präsidiumssitzungen weiter entwickelt werden. Als nächstes werden auch die Präsidialkommissionen Leistungssport und Breitensport/Sportentwicklung ihre Arbeit aufnehmen.“

 

Hans-Peter Krämer (Gummersbach), für Wirtschaft und Finanzen zuständiger Vizepräsident, wurde zum Fusionsbeauftragten berufen. Er ist damit verantwortlich für den strukturellen Zusammenschluss der am 20. Mai aufgelösten Organisationen Deutscher Sportbund (DSB) und Nationales Olympisches Komitee (NOK).

 

Krämer sieht vordringlich finanzpolitischen Handlungsbedarf: „Auf Grund nicht eingetretener Einnahmeerwartungen, insbesondere aus der Glücksspirale für die Zeit vom 1. Januar 2006 bis zur Gründung des DOSB am 20. Mai 2006, ist die Erstellung eines Nachtragshaushalts und einer Eröffnungsbilanz zum 20. Mai 2006 unausweichlich.“

 

Der erste Entwurf eines Nachtragshaushalts soll bereits zum 15. Juni 2006 vorliegen. Zur Verbesserung der Einnahmesituation wurden bereits Gespräche mit dem Vermarktungspartner des DOSB, der Stiftung Deutsche Sporthilfe, aufgenommen. Deren Vorsitzender Hans-Wilhelm Gäb und Sporthilfe-Geschäftsführer Michael Illgner nahmen am betreffenden Tagesordnungspunkt der Klausursitzung teil.

 

Die Stellen des Generaldirektors und des Direktors Leistungssport werden auf Grund ihrer besonderen Bedeutung öffentlich ausgeschrieben. Für diese beiden wichtigen Positionen sind interne wie externe Bewerbungen möglich. In der Übergangszeit wird die DOSB-Geschäftsstelle kommissarisch von den bisherigen Generalsekretären von NOK und DSB geleitet.

 

Das Persönliche DOSB-Mitglied Jürgen Thumann (Berlin), Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), wurde zum ’’Governance“-Beauftragten ernannt. Er wird Regelungen für eine transparente Verbandsführung vorlegen, die auch Lösungen für mögliche Interessenskollisionen ehrenamtlicher und hauptamtlicher Mitarbeiter beinhalten.

 

In den Diskussionen über neue Programminhalte und straffere Strukturen sucht das Präsidium verstärkt den Dialog mit Landessportbünden und Spitzenverbänden. Bach: „Wir planen eine Reihe von Konferenzen in allen Regionen des Landes. Diese Regionalkonferenzen sollen schon im Juni und Juli 2006 stattfinden. Das Ergebnis wollen wird dann als Arbeitsprogramm einer außerordentlichen DOSB-Mitglieder-versammlung am 9. Dezember 2006 vorstellen.“

 

 

Im Bereich Leistungssport beschloss das DOSB-Präsidium als ersten Schritt den Aufbau eines wissenschaftlichen Verbundsystems unter Führung des DOSB. „Damit soll das sportwissenschaftliche Know-how, das derzeit über eine Vielzahl von Instituten und Akademien verstreut ist, zusammengefasst und Trainern, Athleten und Olympiastützpunkten besser zugänglich gemacht werden“, kündigte der Vizepräsident Leistungssport Eberhard Gienger an. Außerdem soll die Förderung des Leistungssports durch mehr Orientierung an Projekten schneller und zielgerichteter sowie entbürokratisiert werden. Gienger wird seine Vorstellungen in Kürze mit dem Präsidialausschuss Leistungssport diskutieren. Dabei kann auf bereits vorgestellten Überlegungen zur Reform der Leistungssportförderung aufgebaut werden.

 

Als herausragendes Aufgabenfeld bezeichnete das Präsidium den Kampf gegen Doping und unterstützte ausdrücklich Bachs "Null-Toleranz-Politik" ebenso wie seinen Vorschlag, die Doping-Prävention zu verstärken. Es wird deshalb in Kürze Anti-Doping-Vertrauenspersonen als unabhängige Ansprechpartner für Sportlerinnen und Sportler benennen.

 

Beschlossen wurde, das direkte Gespräch mit den Opfern des Dopingsystems der früheren DDR zu suchen. Jenseits juristischer Auseinandersetzungen will sich das DOSB-Präsidium dabei über die verständlichen Anliegen der Betroffenen aus erster Hand informieren. Im direkten Gespräch unter Beteiligung des Vorsitzenden des Beirats der Aktiven, Stefan Forster, soll auch ausgelotet werden, ob und wie dieser Personenkreis einen Beitrag zum aktuellen Kampf gegen Doping leisten kann.

 

Zum Angebot von Bundesinnenminister Dr. Wolfgang Schäuble, einen "Runden Tisch" zum Thema Gen-Doping unter Beteiligung von Experten einzurichten, erklärte DOSB-Präsident Bach: „Wir nehmen dieses Angebot dankbar an, denn hier steht der Sport vor einer großen Herausforderung, der er sich gemeinsam mit Partnern aus Politik, Wissenschaft und Gesellschaft stellen muss.“

 

Das DOSB-Präsidium betrachtet den Bereich Integration als eine bedeutende gesellschaftspolitische Aufgabe und will mit den Mitteln des Sports auch in Zukunft Fremdenhass, Intoleranz und Gewalt entgegentreten. Bach: „Die Führung der mit 27 Millionen Mitgliedschaften größten Bürgervereinigung Deutschlands nimmt deshalb die Einladung der Bundeskanzlerin zum Integrationsgipfel im Juli dieses Jahres gerne an, um dort die vielfältigen Aktivitäten unter dem Motto ‚Sport baut Brücken’ und ‚Sport spricht alle Sprachen’ vorzustellen.“

 

Präsidiumsmitglied Ingo Weiss (Münster), der Vorsitzende der Deutschen Sportjugend (dsj), umriss in diesem Zusammenhang das umfangreiche Betätigungsfeld der Jugendorganisation des deutschen Sports und schilderte die wichtige Aufgabe der bei der dsj angesiedelten Koordinierungsstelle Fan-Projekte: „Unsere Fan-Experten sind in enger Zusammenarbeit mit dem Deutschen Fußball-Bund ein wichtiger Baustein eines Integrationskonzeptes, um Gewalt in und vor den Stadien auszuräumen, auch bei der bevorstehenden Fußballweltmeisterschaft in Deutschland.“

 

Die Vizepräsidentin Bildung und Olympische Erziehung, Gudrun Doll -Tepper (Berlin), verwies auf die Chance, im neuen Verband auch die Aufgaben der Integration mit olympischen Erziehungsidealen zu verknüpfen: „Wer Fair Play, internationale Begegnung und die Achtung des Anderen lebt, kommt nicht auf die Idee, seinen Gegenüber wegen dessen Hautfarbe, Herkunft oder Weltanschauung anzugreifen.“

 

Im Bereich "Frauen im Sport" spielen Integrationsmaßnahmen ebenfalls eine entscheidende Rolle. „Wir wollen mehr Migrantinnen und Migranten in unsere Vereine holen“, sagte die für den Frauenbereich verantwortliche DOSB-Vizepräsidentin llse Ridder-Melchers (Coesfeld). „Besonders Migrantinnen wünschen sich einen Schlüssel zur Integration – gemeinsames Sporttreiben und das damit ganz beiläufig verbundene Erlernen der Sprache sind derartige Türöffner.“

 

Das Präsidium des neu gegründeten Sportdachverbandes sieht im Bereich Breitensport/Sportentwicklung große Herausforderungen auf Grund demografischer Entwicklungen und der Situation im Gesundheitssystem. „Gerade der Zielgruppe der über 50-Jährigen müssen wir über unsere 90.000 Vereine maßgeschneiderte Angebote präsentieren“, erläuterte der Vizepräsident für Breitensport und Sportentwicklung, Walter Schneeloch (Bensberg), der auch in den Bereichen Sportstättensanierung und Umwelt Handlungsbedarf sieht.

 

Angesichts des beeindruckenden Leistungskatalogs für alle Teile der Gesellschaft setzte sich das DOSB-Präsidium nachdrücklich für die Aufnahme des Sports als Staatsziel in das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland ein. „Das ist an der Zeit, denn der Sport entlastet Staat und Gesellschaft bei sozialen, integrativen und gesundheitlichen Aufgaben und prägt durch das ehrenamtliche Engagement seiner Mitglieder das Gesicht unseres Landes“, betonte DOSB-Präsident Bach.

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