Kampfansage gegen Spielmanipulationen
In der vergangenen Woche fand in Berlin das Symposium „Kampf gegen Spielmanipulation“ statt. Organisiert wurde die Veranstaltung vom Deutschen Sportwettenverband (DSWV).

17.09.2015

„Nur ein Strafrecht, das die Manipulatoren auf dem Spielfeld als Täter erfasst, kann Spielmanipulationen im Sport effizient bekämpfen“, sagte Ole Schröder, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium des Innern, beim Symposium. Er kündigte weitergehende strafrechtliche Regelungen an.
Für Adrian Fiedler, Sprecher von Transparency International, ist dies nicht das Allheilmittel. „Gesetz ist gut, Prävention ist besser. Spielmanipulation verschwindet nicht allein durch ein Blatt Papier, sondern durch Veränderung innerhalb des Sports." In dieser Hinsicht seien die Verbände gefordert.
Kritik an der Gesetzgebung übte auch Carsten Koerl, Gründer und Chef der Firma Sportradar, und er verweist dabei auf den ersten großen Wettskandal des Fußballs um den Schiedsrichter Robert Hoyzer im Jahr 2005. Dieser hatte als Schiedsrichter Spiele manipuliert. „Seit dem Fall Hoyzer ist nicht genug geschehen. Es war ein verlorenes Jahrzehnt“, sagte er und fragte: „Warum ist Spielmanipulation immer noch kein Straftatbestand?"
Absage an Verbot der Live-Wette
Ein anderer Aspekt: Im Kampf gegen die Spielmanipulation sollen bestimmte Formen des Glücksspiels wie die Live-Wette verboten werden. Diesem Ansinnen erteilte DSWV-Präsident Matthias Dahms eine klare Absage. „Der Sportwettenmarkt ist international. Wenn wir bestimmte Wetten nicht anbieten, können wir sie auch nicht überwachen“, erklärte er. Daneben gebe es aber auch wirtschaftliche Interessen. „Die Live-Wette macht inzwischen die Hälfte des Sportwettenmarktes in Deutschland aus, im Internet und zunehmend auch bei den stationären Anbietern. Dem muss man auch bei einer Regulierung Rechnung tragen“, sagte Dahms.
In Sachen regulierter Sportwetteinmarkt waren sich Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Sport einig: Ein geordneter Markt sei die Basis für einen wirksamen Kampf gegen Spielmanipulation. Aber der derzeitige Glücksspielstaatsvertrag erfülle diese Ansprüche nicht.
Der Geschäftsführer von Lotto Hessen, Heinz-Georg Sundermann, bescheinigte den Minister-präsidenten zwar: „Ich glaube, der Ansatz, den die Ministerpräsidenten gewählt haben, war richtig. Sie haben sich damals entschieden, dass der Sportwettenmarkt geöffnet werden soll, weil die Faktenlage keine andere Lösung zuließ. Wenn man davon ausgeht, dass 95 oder 98 Prozent des Sportwettenmarktes nicht konzessioniert sind, dann muss man sagen, dann hat sich das alte System nicht bewährt.“ Aber Sundermann sieht die Umsetzung klar misslungen: „Die zahlenmäßige Beschränkung der Sportwettenkonzessionen war falsch. Notwendig ist ein qualitatives Verfahren, welches allen Teilnehmern, die die qualitativen Vorgaben der Regulierungsbehörden erfüllen, die Marktteilnahme ermöglicht."
Kontrolle durch Länder fehlt
Ähnlich sieht es DSWV-Chef Dahms, der auf die vielen Gerichtsurteile verweist, die das derzeitige Vergabeverfahren scharf kritisieren. Der Sportrechtler Professor Martin Nolte kommt so zu dem Schluss: „Das Konzessionsmodell bei Sportwetten nach dem jüngsten Glücksspielstaatsvertrag ist gescheitert und ist durch ein bewährtes Verbot mit Genehmigungsvorbehalt zu ersetzen."
Deshalb fordert die Justiziarin der Deutschen Fußball Liga, Christina Gassner, die Länder zum Handeln auf: „Obwohl der Glücksspieländerungsstaatsvertrag seit über drei Jahren in Kraft ist, sind die Länder anscheinend nicht in der Lage, den Glücksspielmarkt zu organisieren. Jeder kann Sportwetten anbieten, aber keiner kontrolliert es. Der Ball liegt jetzt bei den Ländern."
Der hessische Innenminister Peter Beuth hatte in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ zwar angekündigt, sich für eine Änderung des Glücksspielstaatsvertrages einzusetzen, aber laut Dahms sei die politische Stimmung derzeit dagegen.
Der DSWV-Chef fordert einen Informations- und Wissensaustausch aller Beteiligter. „Wir brauchen einen Dialog zwischen Regulierern, Anbietern und betroffenen Organisationen wie Suchthilfe und Verbraucherschutzverbände“, sagte er.
Die Frage ist nur, ob das Glücksspielkollegium dialogbereit bereit ist. Zum Beispiel lässt der Sportbeirat dieses Gremiums derzeit seine Tätigkeit ruhen, weil seine Vorschläge permanent ignoriert wurden. Aber DFL Justziarin Gassner sagte, der Sportbeirat sei jederzeit gesprächsbereit. Das Glücksspielkollegium sei gefordert.
(Quelle: DOSB-Presse, Ausgabe 38/Heinz Peter Kreuzer)