„Juden im deutschen Fußball und bei Werder Bremen“
Der SV Werder Bremen ist nach dem Hamburger SV der zweite Fußballbundesligist, der sich seiner Geschichte in der Zeit des Nationalsozialismus mit einer öffentlichen Ausstellung stellt.

27.02.2008

Am 31. Januar wurde die Sonderausstellung „Juden im deutschen Fußball und bei Werder Bremen“ im „Wuseum – Werder Bremen Museum“ im Weserstadion eröffnet. In seinem Grußwort wies der Bremer Innensenator und langjähriger Manager von Werder Bremen, Willi Lemke, auf die gesellschaftspolitische Verpflichtung auch des Sports zur Auseinandersetzung mit seiner eigenen Geschichte hin. „Für uns ist diese Ausstellung kein Thema der Vergangenheit. Sie ist wichtig für die aktuelle politische und sportpolitische Diskussion und ein weiterer Beitrag von Werder Bremen im Engagement gegen Rassismus und Gewalt im Sport“ -, spannte Werders Geschäftsführer Klaus-Dieter Fischer den Bogen von der historischen Aufarbeitung bis in die Tagesaktualität.
Jüdische Fußballer standen an der Wiege des Deutschen Fußball-Bundes und zahlreicher Vereine. Jüdische Fußballer wie Julius Hirsch, Gottfried Fuchs – die bislang einzigen deutschen jüdischen Nationalspieler –, Trainer wie Richard Dombie – führte Bayern München im Jahre 1932 zur Deutschen Fußballmeisterschaft –, Journalisten wie Walther Bensemann – Begründer des ‚Kicker’ – und Funktionäre wie Kurt Landauer – langjähriger Präsident von Bayern München vor 1933 und nach 1945 – haben für den deutschen Fußball Pionierarbeit geleistet. In ihrer aktiven Zeit vor und nach dem Ersten Weltkrieg wurden sie gefeiert, nach dem 30. Januar 1933 ausgeschlossen, verfolgt und ermordet – wie Julius Hirsch 1943 im KZ Auschwitz – und nach 1945 vergessen! Erst in den letzten zwei Jahrzehnten wurde ihr Schicksal durch einige wenige Sporthistoriker und Sportjournalisten wieder in Erinnerung gerufen.
Eines der prominentesten Mitglieder beim SV Werder Bremen war Alfred Ries. Als 12-Jähriger trat Alfred Ries bereits dem Verein bei und übernahm neben seiner sportlichen Aktivität schon mit 16 Jahren Funktionen im Verein. 1923 wurde er zum ersten Mal zum Vorsitzenden gewählt. 1935 erkannten ihm die Nazis die deutsche Staatsbürgerschaft ab. Seine Eltern wurden im KZ Theresienstadt von den Nazis ermordet. Alfred Ries überlebte die Zeit des Nationalsozialismus und kehrte nach Bremen zurück. In den Jahren 1947-1951 übernahm er erneut das Präsidentenamt beim SV Werder Bremen sowie von 1963 bis zu seinem Tode im Jahre 1967. Beruflich war Alfred Ries im diplomatischen Dienst der Bundesrepublik Deutschland tätig.
In mühevollen Recherchen wurde von den Verantwortlichen der Bremer Ausstellung das Schicksal weiterer jüdischer Mitglieder des SV Werder Bremen rekonstruiert und dokumentiert. Was mag in dem damals 10jährigen Leo Weinstein vorgegangen sein, als ihm sein Trainer zu Beginn des Jahres 1934 mitteilte, “dass Juden nicht mehr Mitglieder beim SV Werder sein durften“ und er somit aus seiner Mannschaft und dem Verein ausgeschlossen wurde?
Die Ausstellung „Jüdische Vereinsmitglieder bei Werder Bremen“ ist eingebettet in die Wanderausstellung „Kicker, Kämpfer, Legenden“ der Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum. Zu sehen ist die Ausstellung im „Wuseum – Werder Bremen Museum“ noch bis zum 28. Mai 2008.