Interessante Diskussionen beim Sportbusiness-Kongress „ISPO SpoBis“ in München
Die Zeichen bei der „ISPO SpoBiS“ stehen auch weiterhin auf Wachstum. Insgesamt hatten sich beim größten europäischen Sportbusiness-Kongress in München mehr als 1.500 Teilnehmer angemeldet.

12.02.2009

160 Branchenexperten und Funktionäre hielten Vorträge und diskutierten bei den verschiedenen Foren über die Probleme und Chancen des internationalen Sports und der damit verbundenen Kommerzialisierung. Themen waren Olympia, Fußball, Sport und Recht, Neue Medien, Motorsport, Wintersport, Sponsoring, Internationale Großereignisse und E-Payment.
Bewerberstädte für die Olympischen Spiele 2016 stellten sich vor
So präsentierten sich auch die vier Bewerberstädte für die Sommerspiele 2016. Das Quartett nutzte die Möglichkeit, sich auf der SpoBis den Vertretern der internationalen Sportbusiness-Welt zu präsentieren. So unterstrich Patrick Sandusky, Kommunikationsdirektor von Chicago 2016, dass US-Präsident Barack Obama schon als Senator die Bewerbung unterstützt habe und auch als Präsident Chicago fördern werde. Als weiteres Plus für seine Stadt erwähnte Sandusky die kurzen Wege für die Sportler. 90 Prozent der Sportstätten seien in einem Umkreis von acht Kilometern um das Olympische Dorf. Ramiro lahera, Marketingmanager bei Madrid 2016, warb mit der These, ganz Madrid sei ein Olympisches Dorf. Denn die Stadt stehe für ein Miteinander der Kulturen und profitiere von mediterranen, europäischen und lateinamerikanischen Einflüssen. Außerdem habe das Komitee die Bewerbung im Vergleich zur gescheiterten für das Jahr 2012 wesentlich verbessert.
Boniperti Oliveira, der für die Apex, eine brasilianischen Handels- und Investment-Agentur arbeitet, erinnerte an die erfolgreiche Organisation der Panamerikanischen Spiele 2007. Auch zukünftige Großereignisse wie die Fußball-Weltmeisterschaft 2014 würden Rio de Janeiro helfen, wichtige Erfahrungen zu sammeln. Tokios Vize-Bewerbungschef Hidetoshi Maki fokussierte seinen Vortrag auf die anwesenden Wirtschaftsexperten. Er sagte, Sommerspiele in Japans Hauptstadt würden die Plattform für einen neuen Fernseh-Zuschauerrekord in der olympischen Geschichte bilden. Denn drei Milliarden Zuschauer könnten Olympia zur besten Sendezeit verfolgen. Das würde der olympischen Bewegung auch ungeahnte Möglichkeiten schaffen, um neue Märkte zu erschließen. Außerdem wäre Tokio laut Maki der perfekte Ort, um neue Produkte in den Markt einzuführen.
Nur Verlierer bei den Sportwetten
Ein anderes Forum beschäftigte sich mit dem Thema Sportwetten. 13 Monate nach dem Inkrafttreten des Glücksspielstaatsvertrages kamen die meisten Diskussionsteilnehmer zu dem Ergebnis, dass es derzeit nur Verlierer gebe. Bei der Podiumsrunde mit DFL-Geschäftsführer Christian Seifert, Bayern Münchens Vorstands-Chef Karl-Heinz Rummenigge, Peter Danckert, Sportausschuss-Vorsitzender des Bundestages, dem Deutschland-Chef von bwin, Jörg Wacker, und Thomas Deissenberger, Vorsitzender des Arbeitskreises Wetten des Verbandes Privater Rundfunk- und Telemedien (VPRT), erklärte DOSB-Generaldirektor Michael Vesper: „Ich bin überzeugt, dass der Vertrag die vier Jahre überleben wird.“ Damit reagierte er auf Prognosen von Danckert und Wacker, die erste Schritte einer Liberalisierung durch die Europäische Kommission oder den Europäischen Gerichtshof noch in diesem Jahr erwarten. Die Haltung des DOSB erklärte Vesper so: „Wir müssen vor allem die Sorgen der Landessportbünde ernst nehmen. Man hat uns noch nicht die Angst nehmen können, dass - wenn die Mauer zu den Wetten eingerissen wird - dann der nächste Schritt ist, das Monopol für die Glücksspiele anzugreifen.“ Schließlich sind die staatlichen Lotteriegesellschaften mit jährlich 500 Millionen Euro einer der wichtigsten Sportförderer in Deutschland.
Diese Einnahmen sind jedoch momentan gefährdet: Als Folge der vielen Einschränkungen hat der staatliche Anbieter Oddset nur noch einen Marktanteil von 15 Prozent, denn viele Wettkunden wandern in den Schwarzmarkt ab. Vesper erläutert: „Für Oddset ist dies keine günstige Situation. Es gibt eine Umsatzreduzierung von über 20 Prozent, das ist auch nicht weiter verwunderlich. Denn Oddset konkurriert mit Anbietern, überwiegend illegalen Anbietern, die keine oder wenig Steuern zahlen und auch keine Abgaben für gemeinnützige Zwecke wie den Sport entrichten und deswegen deutlich höhere Gewinne ausschütten können.“
Abgaben für den Sport würden auch die privaten Anbieter zahlen, erklärte Jörg Wacker von bwin: „Wir haben uns schon mehrmals dazu bereit erklärt, in Deutschland Abgaben zu zahlen. Wir haben mehrere Modelle vorgestellt, nach denen man ein Abgabenmodell konstruieren könnte. Unser Vorschlag ist, dass der Sportwettenmarkt liberalisiert wird, damit staatliche und private Unternehmen nebeneinander agieren können.“ Aber Vesper entgegnet: „Die Worte hör ich wohl, sie müssen mit Taten unterlegt werden. Wir brauchen ein entsprechendes Modell, das durchgerechnet und rechtlich überprüft werden muss, ob es funktioniert. Dann kann man sich damit auseinandersetzen.“
Weniger Probleme hat der deutsche Fußball, der sich trotz globaler Finanzkrise im Vergleich zur europäischen Konkurrenz gut aufgestellt sieht. So meint Peter Peters, Vize-Präsident der Deutschen Fußball-Liga (DFL): „Wir in Deutschland haben jahrelang neidisch in die anderen Länder geschaut. Wir haben keine jubelnden Verhältnisse gehabt, aber stabile. Und das Stabile ist in diesen Zeiten vielleicht wichtiger als das Wachstum.“ Dagegen ist in Spanien die Krise deutlich zu spüren. Das bestätigte auch der Vizepräsident des FC Sevilla, José Maria Cruz. „Alle Vereine stehen vor einer schweren Zeit, Ausnahmen sind da nur Real Madrid und der FC Barcelona. Zur Zeit ist es auch für uns sehr schwierig, neue Sponsoren zu finden.“ Die italienische Konkurrenz klagt über die hohen Personalkosten. Nach Aussage von Ernesto Paolillo (Inter Mailand) würden die Spielergehälter etwa 80 Prozent der Kosten ausmachen.
Die deutschen Fußball-Clubs dominieren den Marketingpreis des Sports. Nach Vorjahressieger Bayer 04 Leverkusen gewann dieses Mal der 1. FC Kaiserslautern mit der Image-Kampagne „Lautrer Herzblut.“ Zweiter wurde der Deutsche Golf Verband mit der „HypoVereinsbank Ladies German Open“, vor Gravis mit dem Online-Sammelalbum St. Paulini.