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„Ich war immer lieber Sportler als ein Streber in der Schule“

Kurt Vogel wird in Schweinfurt „Mister Sportabzeichen“ genannt und gilt damit als ungekrönter Botschafter für den Fitnessorden.

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

09.05.2012

    Wenn Stadtrat Vogel im Schweinfurter Sport- und Freizeitbad SILVANA drei Mal wöchentlich seine Runden dreht, machen die meisten freiwillig die Bahn frei. Der 72-Jährige ist als Sportskanone stadtbekannt und beim Schwimmen geht es für ihn um viel mehr als nur um Freizeitsport. Bei der letzten Prüfung für das Bayerische Sport-Leistungs-Abzeichen 2011 kraulte er die 400 Meter in 12:30 Minuten. Nur fürs Protokoll: das ist die Zeitvorgabe für 45-Jährige. In seiner Altersklasse hätte sich Kurt Vogel fast fünf Minuten mehr Zeit lassen können. Aber für ihn war Sport schon immer Wettbewerb und halbe Sachen galten nie – mit einer einzigen Ausnahme.

    Mütter behalten am Ende doch immer Recht

    Seine Kindheit verbrachte Kurt Vogel in Kitzingen, südlich von Schweinfurt. Damals gehörte seine Leidenschaft dem Handball. Mit 15 wechselte er – gemeinsam mit zehn Kumpels – in den örtlichen Kraftsportverein. Dieser erlebte durch die quirlige Truppe einen wahren Aufwind. Kurt Vogel entdeckte Gewichtheben und Boxen für sich, musste allerdings auf Wettkämpfe verzichten.

    „Da ich noch nicht 18 war, durfte ich nicht aktiv in den Ring“, erzählt er heute. „Meine Mutter hat es verboten, weil sie wegen der Schläge auf den Kopf Angst um mich hatte. Und ganz ehrlich, heute bin ich froh darüber, dass sie so fürsorglich war. Muhammad Ali zum Beispiel war immer ein großes Idol. Sehen Sie ihn sich heute an“, sagt Kurt Vogel nachdenklich. Beim wohl bekanntesten Boxer der Welt wird dessen Parkinson-Erkrankung immer wieder im Zusammenhang mit Boxen gebracht. Belegt wurde das allerdings nie. Trotzdem ist Kurt Vogel überzeugt: „Dass ich heute noch topfit bin, habe ich wohl meiner Mutter zu verdanken.“ Trainiert hat Vogel aber trotzdem und bis heute ist der inzwischen 72-Jährige dem Kraftsport treu geblieben.

    Die Mission, Leute zu bewegen und die Liebe seines Lebens

    Im Alter von etwa 16 Jahren hörte Kurt Vogel erstmals vom Jugendsportabzeichen. „Das war vor allem deshalb interessant, weil ich mir meine Fitness selbst beweisen konnte und gleichzeitig den Vergleich zu Anderen hatte“, erzählt er heute. Weil er aber immer schneller, weiter und höher wollte, entdeckte Kurt Vogel das Bayerische Sport-Leistungs-Abzeichen als Alternative für sich. „Dort konnte ich durch die höheren Anforderungen schnell das goldene Abzeichen erlangen“. Das ist genau nach dem Geschmack des studierten Sport- und Wirtschaftsphilologen und so hat er seit 2011 das 50. weiß-blaue Abzeichen in der Tasche.

    Zum 100-jährigen Sportabzeichenjubiläum im Jahr 2013 werden dessen Vorgaben reformiert. Mit der Einführung der drei Leistungsstufen Gold, Silber und Bronze fließt ein zentrales Element des Bayerischen Leistungssportabzeichens mit ein. Kurt Vogel ist überzeugt, dass die Reform dem Deutschen Sportabzeichen noch mehr Glanz verleihen wird. Er selbst ist in Schweinfurt als wandelnde Werbefigur bekannt. „Meine Mission ist, die Leute für das Sportabzeichen zu begeistern. Und die beste Motivation dafür ist, dass sie ihre müden Körper bewegen“, sagt der Stadtrat. Überzeugt hat er schon Viele. Eine von ihnen ist Ehefrau Anna-Margareta, genannt Meta. „Ich bezeichne sie gern liebevoll als Beutestück aus der Schweiz“, lacht Kurt Vogel. Er lernte die Schweizerin während eines Auslandssemesters an der Université de Neuchâtel kennen. Die sportliche Kommilitonin folgte ihm nach Schweinfurt und ließ sich auch in Sachen Sportabzeichen von der Euphorie ihres Mannes anstecken. Bereits seit über 10 Jahren ist Meta Vogel-Jehli Sportabzeichen-Referentin in Schweinfurt.

    Ein Fehlstart und eine Flasche Sekt als Meilensteine des Herrn Vogel
    2013, wenn das Deutsche Sportabzeichen 100 Jahre alt wird, feiert auch Kurt Vogel ein rundes Jubiläum. Dann ist er nämlich auch 50 Jahre Sportabzeichenprüfer. Und er kann sich noch genau an sein „erstes Mal“ erinnern. „Mein erster Prüfling 1963 war eine Unternehmer-Gattin. Sie kutschierte uns mit ihrem schicken Mercedes vom Sportplatz zur Schwimmhalle und wieder zurück. Und zum Dank schenkte sie mir eine Flasche ‚Henkel trocken‘“, erinnert sich Kurt Vogel.

    Eine zweite Anekdote hat in Schweinfurt schon Kult-Status. Nämlich die, als BLSV-Präsident Peter Kapustin 1988 beim 100-Meter-Lauf einen Fehlstart verursachte, Niemand traute sich, den „Chef“ zurückzupfeifen aber Kurt Vogel fing Kapustin auf den letzten Metern ab und siegte. Genau diese Situation zeigt seine Einstellung. „Der Wettbewerb im Sport ist Motivation pur. Deshalb rate ich auch jedem, das Sportabzeichen zu zweit zu machen“, sagt Kurt Vogel. Ein Rat von einem Mann, der es wissen muss.

    (Quelle: wirkhaus)

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