Höller verspricht: Werde wieder ganz die „alte“ Miri
Nach einem schweren Unfall bei einem Action-Fotoshooting sitzt Miriam Höller vorübergehend im Rollstuhl. Im Interview berichtet die Sportabzeichen-Botschafterin für Ernsting’s family darüber, wie es dazu kam und wie sich ihr Leben dadurch verändert hat.

07.09.2016
Miriam, die wichtigste Frage zuerst: Wie geht es Dir momentan?
Es wird jeden Tag ein bisschen besser. Nachdem ich die Diagnose bekommen hatte, stand ich erst mal unter Schock. Dann kam die Operation und im Anschluss die Zeit, in der ich realisieren musste, was diese Verletzung für mich und meine Selbstständigkeit bedeutet. Nun sitze ich seit knapp sechs Wochen im Rollstuhl und kann es kaum erwarten, wieder meine ersten Schritte zu gehen. Ich bin sehr positiv und optimistisch gestimmt, dass ich wieder ganz die „alte“ Miri werde und erneut Vollgas geben kann.
Wie kam es zu Deinem Unfall und was ist seitdem passiert?
Bei einem Action-Fotoshooting für ein Fashionmagazin bin ich einige Male von einer ungefähren Höhe von 1,50 Meter mit 13 Zentimeter hohen High Heels gesprungen. Die ersten zehn Sprünge haben super funktioniert, doch bei einem weiteren Sprung bin ich falsch mit den Füßen aufgekommen und habe mir mehrfache Brüche im rechten Mittelfuß und Trümmerbrüche im linken Mittelfuß zugezogen. Der linke Fuß wurde über mehrere Stunden operiert, dabei wurden Knochen aus dem Schienbein in den Fuß implantiert. Jetzt steht die Heilung im absoluten Fokus. Ich habe zwei Gipse und bewältige meinen Alltag im Rollstuhl. Der nächste Schritt wird dann eine Umstellung auf Gehgipse werden, von da aus geht es dann hoffentlich Schritt für Schritt vorwärts.
Als Stuntfrau gehst Du auch immer wieder Risiken ein. War das Deine erste schwere Verletzung in Deiner beruflichen Laufbahn?
Im Frühjahr nächsten Jahres bin ich seit zehn Jahren als Stuntfrau selbstständig und habe mich vielen Risiken ausgesetzt, bei denen leicht etwas hätte passieren können. Zum Job gehört es aber dazu, das Risiko richtig einzuschätzen und damit umgehen zu können. Ich wusste immer wo meine Grenzen liegen und habe diese nie leichtsinnig überschritten. Bei einem Mini-Stunt, den ich normalerweise mit links mache, brach ich mir dann beide Füße. Die Schuld liegt ganz klar bei mir. Ich war am Shootingtag sehr krank, hatte Fieber und schon Antibiotika genommen, sodass ich diesen Job annehmen und den Kunden zufrieden stellen kann. Mein Bauchgefühl sagte mir aber schon am Vortag, dass es besser wäre, diesen Job abzusagen. Mein Stolz und mein Image sehr zuverlässig zu sein, wurde mir bei dieser kleinen Sache dann zum Verhängnis. Genau das ist es, worüber ich mich nun am meisten ärgere, denn ich wurde darauf trainiert, immer selbst zu entscheiden, wie weit ich geistig und körperlich gehen kann.
Du hast trotz Deiner Verletzung den Sportabzeichen-Tourstopp in Magdeburg besucht. Wie war es für Dich, im Rollstuhl teilzunehmen?
Ich bin nun seit vier Jahren Botschafterin für Ernsting´s family bei der deutschen Sportabzeichen-Tour und diese Aufgabe liegt mir sehr am Herzen. Wir wollen Familien zu mehr Sport motivieren und sie darüber wieder mehr zusammenbringen – Sport verbindet eben. Genau diese Momente sind sehr schön bei den Tourstopps zu beobachten. Da die Inklusion bei einigen Tourstopps im Vordergrund steht, war es für mich keine Frage dabei zu sein, denn auch im Rollstuhl kann man mit den Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mitsporteln und sie motivieren.
Können wir beim Finale der Sportabzeichen-Tour in Weißwasser auch mit Dir rechnen?
Natürlich. Das Feedback und die Hilfsbereitschaft der Teilnehmer in Magdeburg haben mich erstaunt. Als 1,84 Meter große Blondine, wirke ich oftmals leider unbewusst unnahbar auf Mitmenschen. Jetzt im Rollstuhl erfahre ich allerdings eine ganz neue Art von Nächstenliebe, einen tollen Zusammenhalt und Hilfsbereitschaft. Deshalb möchte ich unbedingt den letzten Stopp unserer Tour unterstützen und mit dabei sein.
Du begleitest die Sportabzeichen-Tour für den Nationalen Förder Ernsting’s family seit 2013. Was treibt dich als Sportabzeichen-Botschafterin an?
Ich selbst war schon immer ein sehr sportliches Kind und ständig unterwegs. Mit 29 Jahren gehöre ich wohl zur letzten Generation, deren soziales Netzwerk Wald, Fluss oder Spielplatz hieß. Es ist zu beobachten, dass Kinder immer mehr in ihren Smartphones verschwinden, jedoch sind wir Menschen für Bewegung gemacht. Wir erfahren eine ganz andere Bestätigung und Freude, wenn wir eine Herausforderung beispielsweise im Sport annehmen, diese versuchen zu meistern und den Erfolg oder Misserfolg dann mit unseren Freunden teilen. Dieses Teilen von Emotionen wird uns nie ein Computerspiel oder das „Social Network“ bieten können. Reales, also echtes, Erleben sollten meines Erachtens wieder mehr werden. Das schaffen wir am besten, indem wir es den Kindern als Selbstverständlichkeit vorleben und es somit wieder aus ihnen herauskitzeln.
Das Deutsche Sportabzeichen ist ja für alle Altersklassen angelegt. Darum möchte ich Familien dafür begeistern. Alle können gemeinsam Spaß beim Sport haben. Das bringt Schwung ins Familienleben und schweißt zusammen.
Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin gute Besserung!
(Quelle: Wirkhaus)