Große Powerfrau mit leichter Kugel - Bundeswehrsportlerin Nadine Kleinert im Porträt
„Ich war ein hyperaktives Kind und habe schon früh mit Sport angefangen – um genau zu sein, mit drei Jahren“, erzählt Oberfeldwebel Nadine Kleinert. Die Kugelstoßerin hat dann bereits mit Eintritt in die Schule mit der Leichtathletik angefangen.

26.06.2009

„Mit sechs Jahren habe ich schon dreimal in der Woche trainiert“, erklärt die Bundeswehrsportlerin. In der siebten Klasse zeichnete sich dann heraus, dass ihr Talent das Kugelstoßen war.
„Ich bin zwar noch bis 1990 auch im Diskuswerfen gestartet, aber der war mir mit einem Kilogramm viel zu leicht“, sagt die kecke Athletin. Selbst die Kugel sei ihr mit vier Kilogramm manchmal viel zu leicht. Das erklärt natürlich den Medaillenregen, den die Kugelstoßerin in ihrer Karriere über sich ergehen lassen musste. Eine olympische Silbermedaille und drei Weltmeisterschaftsmedaillen hat sie bisher gewonnen, ganz zu schweigen von zahlreichen Medaillen bei Deutschen Meisterschaften.
Ihren ersten internationalen Erfolg feierte Kleinert 1997 bei der U23 Europameisterschaft: Dort gewann sie eine Goldmedaille. Bei der Weltmeisterschaft in Sevilla gewann sie 1999 eine Silbermedaille und positionierte sich damit erstmals in der Weltspitze. Ein Jahr später landete die Bundeswehrsportlerin bei den Olympischen Spielen in Sydney auf einen achten Platz. Die Weltmeisterschaften in Edmonton 2001 beendete sie wieder mit einer Silbermedaille.
Herausstechend sind 2004 die Bronzemedaille bei der Hallenweltmeisterschaft in Budapest und die Silbermedaille bei den Olympischen Spielen in Athen. Ihre persönliche Bestleistung erreichte sie 2005 mit 20,06 Metern. Bei der Weltmeisterschaft in Osaka gewann Kleinert 2007 wieder eine Silbermedaille.
Und auch das Jahr 2008 führte die Kugelstoßerin erneut zu Olympischen Spielen. In Peking warf sie sich auf einen siebten Platz, wobei sie damit nicht ganz zufrieden war. „Ich habe im Probetraining dasselbe gestoßen wie die Zweitplatzierte. Nur im Wettkampf hat es einfach nicht geklappt, meine Beine wollten nicht“, erklärt sie. Traurig wurde die Athletin bei der Abschiedsfeier. „Es waren mit Sicherheit meine letzten Olympischen Spiele“, sagt sie wehmütig.
Böse Onkelz mit dabei
Das Training der talentierten Werferin ist dementsprechend umfangreich. „Ich trainiere zweimal am Tag etwa zwei bis zweieinhalb Stunden“, erzählt Kleinert. Das Training ist dabei eine Kombination aus Kugelstoßen, Krafttraining, Sprintübungen und Sprüngen. „Mit den Sprintern können wir die ersten 30 Meter gut mithalten, denn auch wir haben eine Anstoßgeschwindigkeit von 2,5 Meter in die Sekunde“, erklärt die Bundeswehrsportlerin.
Zu Wettkämpfen nimmt Kleinert immer ihren Mp3 Spieler mit. „Dort ist eine Mischung aus meinen Lieblingstiteln drauf – die etwas härtere Musik wie Böse Onkelz“, sagt sie. Genau 38 Minuten Power, die sie sich während des Aufwärmens anhört.
Für das Aufwärmen separiert sich der Oberfeldwebel gerne, um Ruhe zu haben und in eine andere Welt abtauchen zu können. „Dann setze ich mich mit einem Stuhl in Richtung Publikum, also mit dem Rücken zum Wettkampfgeschehen, bis ich dran bin. So kann ich am besten abschalten“, verrät die Kugelstoßerin.
In diesem Jahr würde sie dies am Liebsten bei der Weltmeisterschaft in Berlin praktizieren. Doch bis dahin stehen noch andere Wettkämpfe vor der Tür. „Das Hauptziel ist es jetzt erstmal, gesund durch die Wettkämpfe zu kommen“, wünscht sie sich.
Action und Adrenalin
In Zukunft möchte die Kugelstoßerin dem Sport erhalten bleiben. Über den Berufsförderdienst wird die Athletin eine Ausbildung zur Fitness- und Ernährungsexpertin machen. Doch auch eine Trainerausbildung steht auf ihrer Liste – möglichst bis zum A-Trainer.
Die begeisterte Sportlerin braucht Action und Adrenalin. „Urlaub am Strand gibt es für mich nicht. Ich muss ständig in Bewegung sein“, verrät sie. Deshalb war für sie auch sehr früh klar, dass sie in die Sportfördergruppe der Bundeswehr wollte, um Profi-Sportlerin zu werden. „In meiner Trainingsgruppe war ein Bundeswehrsportler, der konnte zweimal täglich trainieren und das fand ich toll“, erzählt Kleinert.
Also hat auch der heutige Oberfeldwebel um einen Platz gekämpft und ihn bekommen. „Sport war und ist mein Leben, es gab für mich keine Alternative“, sagt sie. Und mit Kugelstoßen hat sie einen Sport, mit dem sie sich auch noch im Alter verbessern kann, was sie sehr fasziniert.
„Außerdem mag ich es als Einzelkämpferin dazustehen. Wenn es nicht geklappt hat, bin ich selber Schuld“, verrät sie. Wenig Zeit bleibt ihr indes neben dem Sport. „Wenn ich mal Zeit habe, dann verbringe ich diese mit meinem Lebensgefährten und unserem neuen Haus. Das eigene Haus wird eigentlich nie fertig und so ist da immer etwas zu tun“, erzählt die Bundeswehrsportlerin. Gut, dass man sich auch im eigenen Garten mal auspowern kann.
Sportliche Erfolge (eine Auswahl):
2009 ISTAF 1. Platz
2008 Deutsche Meisterschaft 1. Platz
2007 Weltmeisterschaft 3. Platz
2006 Hallenweltmeisterschaft 2. Platz
2005 Deutsche Meisterschaft 1. Platz
2004 Olympische Spiele 2. Platz
2001 Weltmeisterschaft 2. Platz