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Gewaltprävention im Sport – der Fußball im Umfeld der Gewalt

"Fanarbeit ist soziale Prävention. Entscheidend ist, sich mit den Problemen der Jugendlichen auseinanderzusetzen, die zu Gewalt und Vandalismus im Umfeld von Fußballspielen führen", so der Projektleiter der Koordinationsstelle Fan-Projekte bei der Deutschen Sportjugend Thomas Schneider.

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

04.05.2006

Seit den 80iger Jahren beschäftigt sich die Soziologie mit Fußball als Zuschauersport. Im Fußball sind Gewalt und Vandalismus stark im Fokus der Öffentlichkeit. „Jugendliche wollen mit Gewaltaktionen auf sich aufmerksam machen und das gelingt durch die Medienpräsenz im Fußball wesentlich besser als beispielsweise im Tischtennis“, erklärt Thomas Schneider. Fußball gilt schon immer als sehr gewalttätig, sowohl auf dem Feld als auch bei den Zuschauern. Zu Beginn der Fußballbundesliga in den 60iger Jahren waren es vor allem Erwachsene, die auffällig wurden, im Laufe der Zeit wurden es immer mehr Jugendliche. In den 80iger Jahren hatte die Gewalt vor allem eine territoriale Komponente. „Man kann von einer spätbarbarischen Form der Legitimation von Gewalt sprechen, wenn etwa die Hamburger Fans sich gegen die Bremer verteidigen“, beschreibt der Projektleiter. Ein Fußballspiel hat drei Halbzeiten, die dritte Halbzeit ist die Hooligan-Auseinandersetzung mit der Polizei als Schiedsrichter.

 

Allein mit Polizeimaßnahmen war man in der Vergangenheit wenig erfolgreich. Die Trennung der Gruppen brachte kaum etwas, zumal diese Maßnahmen auch sehr teuer waren. Vor allem aus soziologischen Interesse starteten in den 80iger Jahren erste Fan-Projekte, die zeigten, dass der Werdegang von den Tätern gebrochen werden kann. „Fan-Arbeit ist aufsuchende Arbeit. Das heißt als Sozialarbeiter muss man sich erst einmal nach den Regeln der Jugendlichen richten und ein Gefühl für ihre Probleme bekommen“, verdeutlicht Thomas Schneider seine Arbeit. „Der kriminalisierende Blick verstärkt das Problem nur noch, denn ihren eigenen Wert erleben die Jugendlichen nur als Kämpfer. Durch das Polizeiaufgebot fühlen sie sich bestätigt.“ Der Schlüssel zum Erfolg liegt laut Schneider vor allem in der Verdeutlichung der eigenen Kompetenzen. „Wir vermitteln den Jugendlichen, dass wir sie nicht als Kämpfer sehen, sondern als Menschen mit vielen Fähigkeiten“, erklärt Schneider, mit dessen Hilfe Jugendliche zum Beispiel ihren Hauptschulabschluss nachholten, Fan-Zeitschriften herausbrachten oder auch als Berater von Theaterstücken über Skinheads mitwirkten.

 

„Fan-Arbeit ist keine Sozialarbeit von der Stange, man muss immer wieder sehen, wie man mit gezielten Anreizen destruktive Verhaltensmuster unterbrechen kann“, beschreibt Schneider seine Aufgaben. Inzwischen gibt es eine Vielzahl von Beispielen für effektive Projekte in ganz Deutschland. Auch die großen Fan-Clubs sind positive Beispiele für Fan-Arbeit. Allein in Hamburg sind inzwischen 30.000 Fans einem Fan-Club angeschlossen, organisieren gemeinsam Auswärtsfahrten und geben sich gegenseitig Schutz ohne gewalttätig zu werden.

 

Der Deutsche Fußballbund unterstützt soziale Fan-Projekte jährlich mit 1 Millionen Euro. Seit 1990 werden auch deutsche Fußball-Fans im Ausland betreut. „Mit Streetworkern versuchen wir den Fans im Ausland ihre Unsicherheit zu nehmen und zeigen ihnen wie sie sich Zurechtfinden können“, so Schneider, der zudem auf überregionale Projekte im Rahmen der Fußball-WM verweisen kann: „Wir zur letzten EM wird es zur WM mobile Fan-Botschaften geben, an der alle Kernländer der Fußballfankultur beteiligt sind.“

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