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Für das Sportabzeichen auf Reisen

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

26.02.2009

Wenn es so etwas wie ein Sportabzeichenvirus gäbe – Jürgen Vogelsang hätte ihn. Seit 1954 legt er jedes Jahr das Deutsche Sportabzeichen ab. Weil ihm das nicht reichte, packte er die Sporttasche und begab sich auf Reisen, um in anderen Ländern die dortigen Sportabzeichen abzulegen.

Einmal hätte er fast den norwegischen König Harald V. getroffen. Im Norwegischen Sportabzeichen gibt es ein Punktesystem. Damals konnte man, wenn man 90 Punkte erreicht hatte, die Ehrenpreise, genannt „Hedersprisen“, vom norwegischen König überreicht bekommen. Als Jürgen Vogelsang im Mai 2002 in einer Gebirgshütte in Telemark geehrt wurde, war der König jedoch bei der Hochzeit seiner Tochter. „Das musste selbst ich verstehen“, räumt Jürgen Vogelsang ein.

Während seiner Reisen hat Jürgen Vogelsang in sieben Ländern die dortigen Sportabzeichen abgelegt und ist so etwas wie ein Experte für internationale Fitness-Orden geworden. In Österreich, Israel, Frankreich, Dänemark, Luxemburg, Norwegen und der DDR hat er die geforderten Leistungen erbracht. Dabei stieß er auch auf Disziplinen, die er aus dem Deutschen Sportabzeichen nicht kannte. Das Werfen mit einer Handgranatenattrappe in Dänemark ist ihm noch in deutlicher Erinnerung. „Und das mir, der ich aus den weißen Jahrgängen stamme“, sagt Jürgen Vogelsang. 1936 geboren, gehört er nämlich zu den Deutschen, für die keine Wehrpflicht bestand.

Ein 50-Kilometermarsch in Frankreich brachte ihn fast an seine physischen Grenzen. Unter acht Stunden musste er bleiben – 7 Stunden, 56 Minuten und drei paar Schuhe brauchte er schließlich für die Strecke. Eine körperliche Anstrengung, der er sich nur einmal stellte. Füße und Knie werden es ihm gedankt haben. Sein Lieblingsabzeichen – abgesehen vom Deutschen Sportabzeichen – ist das norwegische. Als er – etwas ungelenk – die für ihn ungewohnten Gymnastikübungen für das norwegische Abzeichen absolvierte, sorgte das bei den Skandinaviern für Heiterkeit.

Honecker wurde nicht gefragt

1990 konnte er sich einen Traum erfüllen und das DDR-Sportabzeichen erwerben. Gerne hätte er das Abzeichen “Bereit zur Arbeit und zur Verteidigung der Heimat“ schon früher gemacht, doch dieses war ausschließlich DDR-Bürgern vorbehalten. Einen Brief mit der Bitte um eine Ausnahme hatte der ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmidt bei einem Treffen mit Erich Honecker 1980 im Gepäck. Leider wurde der Wunsch nicht vorgetragen. „Vielleicht hatten die beiden Wichtigeres zu besprechen“, sagt Jürgen Vogelsang und lacht.

Mittlerweile hält er dem Deutschen Sportabzeichen länger als ein halbes Jahrhundert die Treue. Seit er 17 ist hat er kein Jahr ausgelassen. „Als ich angefangen habe, musste ich noch 10.000 Meter laufen. Das hat man dem Breitensport zuliebe abgeschafft. 55-mal hat er den deutschen Fitness-Orden inzwischen errungen. Das 56. Mal hat er fest im Visier. Im Sommer geht es wieder auf den Sportplatz in Waltrop bei Dortmund. Sportabzeichenprüfer Karl-Heinz Iking gehört schon fast zur Familie. Jürgen Vogelsang hat auch schon oft darüber nachgedacht, Prüfer zu werden. Vor lauter Reisen fehlt ihm aber die Zeit dafür.

Wenn ein neues Kalenderjahr anbricht, hofft er stets, dass er bei guter Gesundheit bleibt. Die Serie soll nicht reißen. Denn: „wenn man so viele Sportabzeichen abgelegt hat, ist das wie eine Sucht“, sagt Jürgen Vogelsang. Sein Traum ist es 2013 – wenn das Deutsche Sportabzeichen seinen hundertjährigen Geburtstag feiert – zum 60. Mal die Prüfung abzulegen.

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