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Farbe bekennen! Wie der deutsche Sport den Trikottag nutzt

In einem Monat feiern wir den 3. Bundesweiten Trikottag. Hier erzählen drei Sportler*innen aus unterschiedlichen Bereichen, wie und warum sie dabei mithelfen wollen, dem Vereinssport mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen.

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

22.04.2025

Am 20. Mai sind alle 28 Millionen Sportvereinsmitglieder dazu aufgerufen, Werbung für ihre Heimatvereine zu machen.

Einfach hat sie sich die Entscheidung nicht gemacht, das ist ihr wichtig zu betonen. Der Grund dafür, warum Mona Stevens am 20. Mai das Trikot ihres neuen Clubs Düsseldorf Firecats tragen wird, ist: Dankbarkeit. Nicht, dass sie ihren früheren Vereinen nichts zu verdanken hätte, im Gegenteil. „Aber ich bin wahnsinnig glücklich darüber, wie ich in den vergangenen Monaten nach meinem Wechsel in Düsseldorf aufgenommen wurde. Für mich ist das ein Paradebeispiel dafür, welchen Wert ein funktionierendes Vereinsleben für die Integration haben kann“, sagt die 32-Jährige.

Mona Stevens, das darf man ohne Übertreibung festhalten, ist das weibliche Gesicht des American Football in Deutschland. Doch um das zu werden, musste sie viele Hürden überwinden. Als Physiotherapeutin hatte die aus Wallenhorst im Landkreis Osnabrück stammende Athletin, die bei ihrem ersten Verein Blau-Weiß Hollage mit Turnen begann und es über die Sportfreunde Lechtingen in den Speedskating-Landeskader Niedersachsens schaffte, den Weg in den US-Nationalsport gefunden. „Ich stand bei den Ersten Herren der Saarland Hurricanes an der Seitenlinie und habe irgendwann gedacht: Das möchte ich auch spielen!“ Also gründete sie gegen viele Widerstände 2013 die LadyCanes. 100 Frauen kamen zum ersten Training. „Da wusste ich: Es war richtig, dafür zu kämpfen!“

Die Hurricanes sind für Mona Stevens, die weiterhin in Saarbrücken lebt, Heimat. „Ich habe mich in allen meinen Vereinen wohl gefühlt, aber die Hurricanes haben mich am meisten geprägt. Ich habe hier Freundschaften fürs Leben geschlossen. Bewegung ist das Gros meines Lebens, und die Motivation, die man in der Gemeinschaft eines Sportvereins findet, kann nicht hoch genug wertgeschätzt werden. Deshalb unterstütze ich auch den Trikottag so gern, um für den Vereinssport zu werben“, sagt sie.

  • Ich habe im Verein Freundschaften fürs Leben geschlossen. Bewegung ist das Gros meines Lebens, und die Motivation, die man in der Gemeinschaft eines Sportvereins findet, kann nicht hoch genug wertgeschätzt werden. Deshalb unterstütze ich auch den Trikottag so gern, um für den Vereinssport zu werben.

    Mona Stevens
    Flagfootball Quarterback
    Nationalmannschaft / Düsseldorf Firecats

    Weil sie noch immer an den Folgen einer im vergangenen Jahr erlittenen, schlimmen Hüftverletzung laboriert, hat die als Quarterback auch für die Nationalmannschaft spielende Wahl-Rheinländerin entschieden, sich künftig komplett auf Flagfootball zu konzentrieren; jene ohne Körperkontakt gespielte Variante des Footballs, die 2028 in Los Angeles ihre Olympiapremiere feiert. „Darauf ist mein kompletter Fokus gelegt. Es wäre ein Traum, dort mit Deutschland an den Start zu gehen“, sagt Mona Stevens, die als Flagfootball-Botschafterin in Europa für die US-Profiliga NFL engagiert ist. Die Qualifikation für die World Games im August in Chengdu (China) hatten die deutschen Frauen mit einer knappen Niederlage im Entscheidungsspiel gegen Italien verpasst. „Jetzt haben wir drei Jahre Zeit, um für Olympia in Bestform zu kommen.“

    Dabei soll ihr der Wechsel nach Düsseldorf helfen, wo bei den Firecats – einem Zusammenschluss aus den Düsseldorf Panthern, Düsseldorf Rhein Fire und der Sportstadt Düsseldorf – das ambitionierteste Flagfootball-Programm Europas aufgebaut werden soll. „Ich möchte dabei mithelfen, den Verein bekannt zu machen. Deshalb trage ich am 20. Mai das Firecats-Trikot“, sagt Mona Stevens.

    Genau andersherum hat sich Dimitri Ovtcharov entschieden, und auch Deutschlands auf Rang 25 der Weltrangliste aktuell viertbester Tischtennisprofi legt Wert darauf, sich die Entscheidung sehr schwer gemacht zu haben. „Ich fühle mich bei meinem aktuellen Club TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell sehr wohl. Aber der Trikottag ist dafür gedacht, seinen Heimatverein zu ehren, deshalb werde ich das Trikot des TSV Schwalbe Tündern tragen“, sagt der 36-Jährige. Im Alter von drei Jahren war Ovtcharov mit seinen Eltern Tatjana und Michail aus der heutigen Ukraine nach Hameln gekommen. „Der Verein war für uns wie eine Brücke in die deutsche Gesellschaft“, erinnert er sich, „sie haben uns bei der Wohnungssuche unterstützt, meine Eltern haben dort Arbeit als Trainer gefunden. Das war eine unglaublich wichtige Hilfe für uns.“

    Als Fünfjähriger stand Dima erstmals selbst an der Platte, mit 16 debütierte er für den TSV Schwalbe in der Bundesliga. „Das ist auch der Unterschied zu allen anderen Vereinen, bei denen ich danach war. Dort wurde ich immer als Führungsspieler geholt, der seine Leistung bringen musste. In Tündern konnte ich wachsen, dort wusste ich, dass ich auch alle Spiele hätte verlieren können, ohne dass es mir jemand übelgenommen hätte“, sagt er. Diese bedingungslose Unterstützung habe er als wichtige Rückendeckung erlebt, ohne die seine Karriere nicht möglich gewesen wäre. Bis heute hält der Kontakt, obwohl er als 19-Jähriger abwanderte und nur zweimal im Jahr nach Hameln zurückkehrt; die Eltern leben mittlerweile nahe Hannover. „Die Verbindung bleibt für immer, deshalb trage ich auch am 20. Mai das Trikot von Schwalbe Tündern“, sagt er.

    • Der Trikottag ist dafür gedacht, seinen Heimatverein zu ehren, deshalb werde ich das Trikot des TSV Schwalbe Tündern tragen. In Tündern konnte ich wachsen, dort wusste ich, dass ich auch alle Spiele hätte verlieren können, ohne dass es mir jemand übelgenommen hätte. Die Verbindung bleibt für immer.

      Dimitrij Ovtcharov
      Tischtennis
      Team D / TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell

      Vor einer nicht allzu schwierigen Wahl stand Jakob Baufeld. Sein aktueller Club ist auch sein Heimatverein, und im TSV Aichach ist der 22-Jährige eine Allzweckwaffe. In der rund 250 Mitglieder starken Leichtathletiksparte des 16 Sportarten und rund 3000 Mitglieder umfassenden Großsportvereins aus dem bayrischen Regierungsbezirk Schwaben ist er als Sprinter und Springer mit Fokus auf Hürden und Hochsprung aktiv. Er ist Trainer der weiblichen U14 und U16 und kümmert sich außerdem um den gesamten Social-Media-Auftritt der LG Aichach-Rehling. Den Trikottag, der seinen Ursprung tatsächlich in Bayern hat, schätzt Jakob vor allem wegen der hohen Außenwirkung.

      „Wir machen sehr gern mit und nutzen den Tag für Teambuilding-Maßnahmen“, sagt er. „Wir sind überzeugt davon, dass die Arbeit von Sportvereinen nicht hoch genug geschätzt werden kann, und am 20. Mai wollen wir zeigen, für welchen Verein wir diese Arbeit machen.“ Allerdings beschränke sich das Sendungsbewusstsein der TSV-Mitglieder längst nicht auf einen Aktionstag im Jahr. „Wir haben coole Vereinspullis, die werden von ganz vielen Mitgliedern ständig auch im Alltag getragen“, sagt er. Regelmäßig organisiert der TSV gemeinsame Ausflüge in andere Sportbereiche, „wir gehen zum Bouldern, zum Kegeln oder in den Kletterwald.“ In der Woche vor Ostern waren 35 Mitglieder der Leichtathletiksparte zum Trainingslager in Cesenatico (Italien). „All das sind wichtige Erlebnisse, die uns zusammenschweißen“, sagt Jakob.

      • Wir sind überzeugt davon, dass die Arbeit von Sportvereinen nicht hoch genug geschätzt werden kann, und am 20. Mai wollen wir zeigen, für welchen Verein wir diese Arbeit machen.

        Jakob Baufeld
        Leichtathlet / Trainer
        TSV Aichach

        Doch obwohl der Verein in der rund 22.000 Einwohnende zählenden Stadt der wichtigste gesellschaftliche Anker ist, haben auch die Aichacher mit der sinkenden Zahl an für das Ehrenamt bereitstehenden Helfer*innen zu kämpfen. „Meine Co-Trainerin hat aus Studiengründen aufgehört, ich betreue meine Gruppen jetzt allein, und das geht einigen so. Die einzige Chance, um neues Personal zu gewinnen, ist aktuell unser eigener Nachwuchs, von außen bekommt man niemanden“, sagt Jakob – und hofft deshalb, dass der Trikottag über die Sportblase hinaus in die gesamte Gesellschaft abstrahlt. „Damit alle Menschen sehen, wie wichtig die Arbeit von Sportvereinen ist!“

        Auch im Berufsalltag das Trikot des Heimatvereins zu tragen, auch darum geht es schließlich beim Trikottag: Die Farben seines Clubs über den Kosmos Sportplatz oder Turnhalle hinaus in die Welt zu transportieren. Und damit zu zeigen, wie groß und divers sie ist, die deutsche Sportfamilie. Also: Nehmt euch ein Beispiel an Mona, Dima und Jakob, schlüpft am 20. Mai morgens in euer Vereinstrikot und zieht es erst wieder aus, wenn ihr schlafen geht. Oder auch nie mehr, ganz wie ihr mögt.

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