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eSport braucht Medienkompetenz

Beim Thema eSport sollten junge Menschen unbedingt in Sachen Medienkompetenz geschult werden. Sie sollen lernen digitale Medien bewusst einzusetzen.

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

29.08.2018

eSportler akönnen auf Dauer nur erfolgreich sein, wenn dem Gehirn Ruhephasen gestattet werden und ein Ausgleichstraining absolviert wird. Foto: TK

Die größte Computerspielmesse der Welt, die Gamescom, ist vorbei – das Thema eSport bleibt aber in aller Munde. Ein Aspekt, den in der aktuellen Diskussion kaum jemand beachtet, betrifft die Frage: Wie begleiten wir junge Menschen auf dem Weg zum eSport – sowohl auf Freizeit- als auch auf Leistungsebene? Medienkompetenz heißt das Stichwort.

Schon im Grundschulalter ist das Spielen an der Konsole beliebt. Cool ist, wer geschickt mit dem Controller hantiert. Welches Kind würde da nicht Zeit investieren wollen, wenn es Spaß an der Sache hat und auch noch im Ansehen der Freunde steigt? Damit das Computerspiel und die Leidenschaft dafür keine Couch-Potatoes hervorbringen, die irgendwann mit Übergewicht oder gegen Mediensucht kämpfen müssen, brauchen Kinder eine gute Medienkompetenz. Gemeint ist damit nicht, dass sie wissen, wie sie im Spiel den nächsten Level erreichen oder aus welchem Winkel das beste Selfie entsteht. Es geht darum, dass sie lernen, digitale Medien bewusst einzusetzen – sei es, um sich zu zerstreuen, sich zu amüsieren, zu lernen oder um mit anderen zu kommunizieren.

Medienkompetenz – was heißt das eigentlich?

Wer eine gute Medienkompetenz hat, geht bewusst mit digitalen Medien um. Er weiß, weshalb er gerade jetzt zum Laptop oder zum Smartphone greift, und er weiß, dass es auch wichtig ist, vom Gerät abzulassen, um sozialen, körperlichen und geistigen Ausgleich zu erleben.

Medienkompetenz bedeutet, zu verstehen und umzusetzen, dass digitale Medien ein Mittel zum Zweck sind. Sie dürfen nicht der Lebensmittelpunkt eines Menschen sein, der es dem Medium überlässt, den Tagesablauf zu kontrollieren.

Mit einer gut ausgeprägten Medienkompetenz sind Kinder und Jugendliche mit einer Lebenskompetenz ausgestattet, die sie auch für schulische und berufliche Anforderungen rüstet – in einer Welt, die ohne digitale Innovationen nicht mehr auskommt. Gefragt sind dabei natürlich auch Eltern und Erzieher, die selbst sehr bewusst mit digitalen Medien umgehen – zum Beispiel, indem sie bei Gesprächen den Augenkontakt zu ihrem Gegenüber halten und nicht dauernd nebenbei aufs Handy schielen. Kinder brauchen also erwachsene Vorbilder, die selbst medienkompetent auftreten.

Mancher würde nun vielleicht fragen: Mit dieser erworbenen Lebenskompetenz ist eSport wohl eher tabu, oder? Nein, das ist er nicht. Wer gelernt hat, digitale Medien kompetent einzusetzen, dem ist völlig klar, dass auch ein professioneller eLeistungssportler nicht täglich zwölf Stunden spielen kann. Genauso wenig, wie ein Sprinter zwölf Stunden am Tag üben würde, schnell zu rennen. Ein leistungsorientiertes Training braucht Erholungsphasen sowie gezielte und unterschiedliche Trainingsreize – auch beim eSport.

So kann ein eSportler auf Dauer nur erfolgreich sein, wenn er seinem Gehirn Ruhephasen gestattet und ein Ausgleichstraining absolviert, um etwa Konzentrationsschwächen oder Rückenbeschwerden vorzubeugen. Ganz abgesehen von einer ausgewogenen, nährstoffreichen Ernährung und einem gesunden Lebenswandel. Diese Haltung teilt der eSport-Bund Deutschland (ESBD) und will den jungen eSportlern dieses Bewusstsein mit auf den Weg geben. Damit dies beim Nachwuchs ankommt, werden qualifizierte Trainer benötigt, für deren Ausbildung der Verband jüngst ein spezielles Konzept erarbeitet hat, das es nun umzusetzen gilt.

Pro eSport heißt pro Verantwortung

Will sich eine Gesellschaft nun auf den Weg machen, eSport im Breiten- oder Spitzensport anzuerkennen, verursacht sie damit nicht nur leuchtende Augen bei Kindern und Jugendlichen, die sich zunächst noch unreflektiert auf hemmungsloses Zocken freuen. Sie geht auch eine Verpflichtung ein: nämlich, Familien zu unterstützen, ihre digitale Balance zu halten.

Seit vielen Jahren engagiert sich dafür beispielsweise die Techniker Krankenkasse (TK) und fördert Angebote, die Kinder und Jugendliche – gemeinsam mit ihren Eltern – für den Konsum digitaler Medien fit machen. Das beginnt bereits im Kindergarten, wo das Modellprojekt DigiKids, mit Kindern, pädagogischen Fachkräften und Eltern digitale Medien und deren Einsatz auf verschiedenen Ebenen ausprobiert und erläutert. In Frankfurt am Main kooperiert DigiKids bereits mit Kita Frankfurt, dem städtischen Träger von rund 150 Kitas.

Das Projekt Law4school richtet sich an Schüler, Eltern und Lehrer an weiterführenden Schulen. Eine Rechtsanwältin spricht mit den Teilnehmern über Cybermobbing und informiert in einem Webinar über rechtliche Folgen für Täter und über die Rechte der Opfer. Das Selbsthilfeangebot webcare+ ist ein Projekt, das sich an Menschen richtet, die glauben zu stark im Medienkonsum involviert zu sein. Auf der Website finden sich Ansprechpartner und vielfältige Artikel rund um das Thema Medienkonsum oder Mediensucht – ein Portal, auf dem überdies besorgte Angehörige Hilfe finden können. DigiKids und webcare+ sind Projekte, die die Hessische Landesstelle für Suchtfragen entwickelt hat und umsetzt.

Auch das Hessische Ministerium für Soziales und Integration findet, dass ein kompetenter und bewusster Umgang mit digitalen Medien nicht selbstverständlich ist. Beim diesjährigen Hessentag in Korbach hat Hessens Sozialminister Stefan Grüttner mit der Hessischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien eine Rahmenvereinbarung zur Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Medienkompetenzvermittlung getroffen.

Zwar geht es in dieser Vereinbarung vorrangig darum, dass digitale Medien zu Bildungszwecken sinnvoll eingesetzt werden sollen. Genau diese Auseinandersetzung ist es jedoch, die Usern hilft, digitale Medien gezielt und vorteilhaft einzusetzen.

Wichtig ist es deshalb, vielfältige Angebote zu schaffen, die junge Menschen konsequent von der Kita bis zum jungen Erwachsenenalter erreichen, damit „digitale Balance“ nicht zu einer Worthülse verkommt, sondern zu einer Lebenseinstellung für Sport und Freizeit wird.

(Quelle: Techniker Krankenkasse/Yvonne Wagner)

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