Eliteschulen: Beste Bedingungen nur für die Aussichtsreichsten
Liebgewordene Gewohnheiten von Jungathleten sind nicht mehr finanzierbar. Die Situation der Eliteschulen in Berlin schildert der Direktor des Landessportbundes Berlin, Norbert Skowronek.

23.03.2007

Der Unmut ist groß im Berliner Südosten, das kann man sogar ein kleines bisschen verstehen. Wegen der großen Zahl von Anmeldungen in den Profilsportarten der Köpenicker Flatow-Oberschule wird es dort im kommenden Jahrgang erstmals keine Neueinschulung für Nichteliteschüler mehr geben. Wurde die bisherige Parallelität von Elite- und Regelzügen der Schule von Aussteigern aus dem Hochleistungssport als durchaus angenehm empfunden, so heißt Ausstieg künftig Schulwechsel. Dies gilt auch für ambitionierte Wettkampfsportler. Das ist ein Preis, den wirksame Eliteförderung und die aktuelle Haushaltslage des Landes eben fordern, genauso wie die Konzentration der Besten auf wenige Standorte.
Vom Deutschen Olympischen Sportbund als „Eliteschule des Sports“ anerkannt sind in Berlin neben der Flatowschule nur das Schul- und Leistungssportzentrum am Sportforum Hohenschönhausen und die Poelchau-Schule in Charlottenburg. Jedem Standort sind in Abstimmung zwischen Senatsschulverwaltung, Landessportbund, Spitzenverbänden und DOSB bestimmte Angebotsprofile zugeordnet, bei Mannschaftssportarten auch das jeweilige Geschlecht. Wer mit seiner Sportart bei einer Schule nicht hineinpasst, muss unter Umständen lange morgendliche Anfahrtswege oder sogar regelmäßige Internatsübernachtung in Kauf nehmen. Auch dies ein notwendiger Preis für das von allen gewünschte weitere Mitmischen von Berliner Sportlern in der Weltspitze. Da Eliteschulen mit ihren besonderen Bedingungen zur Vereinbarkeit von schulischem und sportlichem Erfolg deutlich höhere Kosten als Regelschulen verursachen, ist ihre Zahl in Zeiten knapper Kassen verständlicherweise beschränkt. Aus diesem Grund müssen alle darauf achten, dass die besten Bedingungen auch wirklich nur den besten oder aus-sichtsreichsten Jungathleten zugute kommen. Nur Sportler, die sich täglich mehreren Trainingseinheiten unterziehen wollen, rechtfertigen die hohen Kosten für die Eliteklassen. Das aber will nicht jeder einsehen.
In Köpenick haben in der Vergangenheit im Windschatten der dort vorgesehenen Profilsparten Männerfußball, Rudern, Kanu und Segeln bei Einschulung in eine Regelklasse an manchen Segnungen des Standorts auch Sportler teilhaben können, die bei ernsthaftem Verfolgen von Weltklassezielen den Weg in eine andere Eliteschule hätten auf sich nehmen müssen. Das war zwar so nicht gedacht, aber solange die Kapazitäten es hergaben, hatte natürlich niemand etwas einzuwenden. Das hat sich für das kommende Schuljahr nun aber geändert, und Vereine aus dem unmittelbaren Umfeld der Flatow-Schule, die auf ewigen Bestandsschutz für liebgewordene Gewohnheiten gesetzt hatten, laufen Sturm. Die Aufweichung der bundeseinheitlich geltenden Prinzipien für die Eliteschulen ist weder im Sinne des Sports, noch in Berlin finanzierbar.
Wer mit ganz großen Ambitionen trainieren will, muss den vorgesehenen Standort für seine Sportart aufsuchen, selbst dann, wenn der nächste wie beim Frauenfußball in Potsdam liegt. Das gilt in besonderer Weise für solche Sportler, deren Zielsetzungen vom Weltniveau weit entfernt sind. Nicht die große Zahl bestenfalls mittelprächtiger Bundesligamannschaften in Berlin sind Zweck des Systems der Eliteschulen, sondern echte Medaillen-Garanten für Weltmeisterschaften und Olympia. Wer unterhalb dieser Ziele Sport treiben will, darf den Spitzentalenten nicht den Platz wegnehmen. Das ohne Murren einzusehen, fällt sicher schwer. Aber es gehört zu den unumstößlichen Grundsätzen sportlicher Fairness.
Geldspende für "Eliteschule des Sports" des TSV Bayer 04 Leverkusen
Über einen Scheck in Höhe von 8.000 Euro von der Sparkasse Leverkusen darf sich die "Eliteschule des Sports" des TSV Bayer 04 Leverkusen freuen. Der Kooperation des Sportvereins mit dem Landrat-Lucas-Gymnasium (LLG) für talentierte Jugendliche, die ihren Leistungssport ausüben können und dabei die schulischen Pflichten nicht vernachlässigen müssen, gehören im laufenden Schuljahr 2006/2007 insgesamt 47 junge Sportlerinnen und Sportler an. Davon werden 13 Athleten dem so genannten Top-Kader zugerechnet, darunter auch Leichtathlet Robin Schembera, Handballerin Anne Krüger oder Volleyballerin Donata Huebert.