Eindrücke vom Kurs "Aktiv und Gesund"
Im Rahmen des Projekts „Integration durch Sport“ fand vom 22.06.2014 bis zum 26.06.2014 der Kurs „Aktiv und Gesund“ im Sportpark Rabenberg statt. Die Gebärdendolmetscherin Sabrina Oswald war als Unterstützung der Teilnehmerinnen mit Hörbeeinträchtigung zum ersten Mal dabei.

15.07.2014
Im Rahmen des Projekts „Integration durch Sport“ fand vom 22.06.2014 bis zum 26.06.2014 der Kurs „Aktiv und Gesund“ im Sportpark Rabenberg statt. Ich war als Unterstützung der Teilnehmerinnen mit Hörbeeinträchtigung zum ersten Mal dabei.
Am Sonntag trafen sich die zahlreichen Teilnehmer/innen am Leipziger Bahnhof um gemeinsam mit dem Bus zu starten.
Auf den ersten Blick wurde klar wie vielfältig die Gruppe ist.
Es nahmen Menschen mit Migrationshintergrund und Menschen ohne Migrationshintergrund teil. So traf zum einen hauptsächlich die russische Sprache auf die deutsche Sprache aber zum anderen begegneten sich auch unterschiedliche Kulturen. Menschen mit Behinderung und ohne Behinderung waren dabei. Die Handicaps waren sehr unterschiedlich. Es nahmen Menschen mit Hörbeeinträchtigung, Menschen mit Sehbeeinträchtigung, Menschen mit körperlicher Beeinträchtigung, Menschen mit Lernbeeinträchtigungen und Menschen mit geistiger Beeinträchtigung teil.
Der älteste Teilnehmer war 82 Jahre und die jüngste Teilnehmerin war gerade mal 12 Jahre alt.
Einige kannten sich schon von vorherigen Kursen und kamen schnell ins Gespräch. Für andere wiederum war dies der erste Kurs.
Alle hatten jedoch ein Ziel: Gemeinsam vier sportliche Tage auf dem Rabenberg zu verbringen!
Für das Organisationsteam war so eine vielfältige Gruppe eine große Herausforderung. Durch meine Erfahrungen als angehende Sonderpädagogin weiß ich wie schwierig allein das Thema „Integration von Menschen mit Behinderung“ ist.
Bei diesem Kurs war das Ziel: die Integration aller Teilnehmer/innen. Jede/r Teilnehmer/in sollte die Chance erhalten sich aktiv in die Gruppe einbringen zu können und nicht ausgeschlossen zu werden. Allerdings ist dies zum einen nur durch die entsprechende Einstellung aller Beteiligten und zum anderen nur durch den Abbau von Barrieren möglich. Durch das gemeinsame Erleben sollten gezielt Vorurteile abgebaut werden.
Zu Beginn der Tage wurde die Gruppe von dem Organisationsteam auf die Besonderheiten der Zusammensetzung dieser Gruppe aufmerksam gemacht. Es wurde darum gebeten, dass alle sich gegenseitig unterstützen und darauf achten, dass niemand ausgegrenzt wird.
Im Vorfeld hat das Organisationsteam dafür gesorgt, dass einige Barrieren schon aus dem Weg geräumt werden. Die Teilnehmer/innen mit Migrationshintergrund konnten sich bei Verständigungsproblemen jederzeit bei der russischsprachigen Mitarbeiterin Hilfe holen. Die Teilnehmer/innen mit Handicaps hatten zwar alle einen persönlichen Ansprechpartner an ihrer Seite der ihnen half, waren aber auch auf die Hilfe aller Beteiligten angewiesen. So stand beispielsweise für die hörbeeinträchtigen Teilnehmerinnen die gesamte Zeit eine Gebärdensprachdolmetscherin zur Verfügung. Ihre Aufgabe war es das „Gesagte“ in die Gebärdensprache zu übersetzen. Allerdings stammten die Teilnehmerinnen, die auf die Gebärdendolmetscherin angewiesen waren, aus dem russischem Sprachgebiet. Die von ihnen im Alltag gebrauchte russische Gebärdensprache unterscheidet sich erheblich von der deutschen Gebärdensprache (DGS). Dies machte eine Übersetzung teilweise schwierig. Es wurde darauf geachtet, dass die Teilnehmer/innen mit körperlichen Beeinträchtigungen im barrierefreien Gebäude des Sportparks Rabenberg wohnen konnten.
Die gesamte Gruppe wurde für die vier Tage in zwei Gruppen aufgeteilt. Bei der Gruppenaufteilung wurde wieder darauf geachtet, dass die beiden Gruppen heterogen bleiben. Die Teilnehmer/innen haben jeweils einen Ablaufplan für die vier Tage erhalten. Zudem bekam jeder die Chance seine Erlebnisse und Erfahrungen in einem Tagebuch festzuhalten. Da für die meisten das Gestalten des Tagebuches eine große Herausforderung darstellte, hat das Organisationsteam dafür gesorgt, dass alle die Möglichkeit erhalten, unterstützt zu werden. Es wurde Raum geschaffen für die gemeinsame Gestaltung des Tagebuches.
In den folgenden Tagen fanden die zahlreichen Angebote statt. Die sportlichen Übungen waren so konzipiert, dass jeder nach seinen Fähigkeiten mitmachen konnte. Da es sich beim Sportpark Rabenberg um eine große Anlage handelt und man leicht den Überblick verlieren konnte, bekam jeder die Chance sich eine Viertelstunde vor Angebotsbeginn im Foyer einzufinden, um gemeinsam zum Angebot zu gehen. So war keiner allein auf sich gestellt!
Das Organisationsteam war stets darum bemüht alle Barrieren aus dem Weg zu räumen, um der Gruppe die Chance zu geben zusammen zu wachsen und Vorurteile abzubauen. Es wird immer Dinge geben, die man noch hätte anders machen können. Man kann nur großen Respekt vor der Leistung, der Ausdauer und der Geduld des Organisationsteam haben.
Diese vier Tage haben mir gezeigt, dass Integration nicht einfach Abbau von Barrieren bedeutet. Sondern für eine gelungene Integration kommt es auf die Einstellung aller Beteiligten an. Alle Teilnehmer und alle Teilnehmerinnen einer Gruppe müssen bereit sein an der Integration zu arbeiten. Allen Teilnehmern muss bewusst sein, dass Vielfalt eine Chance ist und dass jeder Mensch einzigartig ist. Nur dann kann Integration gelingen! Besonders bewegt hat mich in diesem Zusammenhang, dass meiner Meinung nach nicht alle Teilnehmer/innen diese Einstellung hatten. Ich habe selbst eine Hörbeeinträchtigung. Daher bin ich vor diesem Kurs bisher immer davon ausgegangen, dass dadurch dass man selber ein Handicap hat oder dadurch dass man selber einen Migrationshintergrund hat, weiß wie schwierig es manchmal im Leben sein kann und wie wichtig gegenseitiger Respekt und gegenseitige Hilfe ist. Einige Teilnehmer/innen haben viel dafür gegeben, dass aus der Gruppe ein „Wir“ wird, andere wiederum waren zu sehr nur mit sich selbst beschäftigt und haben die Chance Erfahrungen zu sammeln nicht genutzt.
Für mich waren es trotzdem tolle vier Tage, an denen ich für mich persönlich und für meine spätere Arbeit als Sonderpädagogin viele Eindrücke sammeln konnte.
(Sabrina Oswald, 14.07.14)