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Duisburger Workshop mit Rekordbeteiligung

„Nur wer heute optimal Talente fördert, kann morgen die Zukunft positiv und erfolgreich gestalten", gab Ingo Wolf, Innen- und Sportminister in NRW, die Richtung vor für den 23. Internationalen Workshop „Talentsuche und Talentförderung“.

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

29.05.2008

Der Workshop fand im Rahmen der sogenannten Ruhrolympiade in Duisburg statt. Wie groß die Sorge um die Zukunft des Sports inzwischen ist, zeigte sich am Teilnehmerinteresse. Die mehr als 400 Teilnehmer bescherten den Veranstaltern – Innenministerium NRW; Landessportbund NRW; Verein Ruhrolympiade; Stadt, Stadtsportbund und Stadtsportjugend Duisburg; Trainerakademie Köln des DOSB – eine Rekordbeteiligung. Viele Spitzensportverbände erkannten die Teilnahme an diesem Workshop sogar als Teil ihrer Trainerausbildung an. 

„Wir müssen beim Aufspüren und Fördern von Sporttalenten unseren Horizont erweitern und neue Anreize setzen“, sagte Werner Stürmann, Abteilungsleiter Sport im NRW-Innenministerium. Darunter verstand er auch die erstmalige Kooperation mit dem Landessportbund Hessen.

Zur Horizonterweiterung gehörte nach Einschätzung von Dr. Lutz Nordmann, dem Leiter der DOSB-Trainerakademie in Köln, auch das Referat von Cornel Hollenstein von „Swiss Olympic“: „In Deutschland haben wir noch zwei Ebenen bei der Talententwicklung und –förderung. Die Länder und Landessportbünde sind für den Talentaufbau zuständig. Erst später kommt die Verantwortung auf Bundesebene für den Spitzensport. Es war schon interessant zu hören, wie die Schweizer ihr inzwischen durchgehendes Förderungssystem unter der einheitlichen Regie von Swiss Olympic entwickelt haben.“  

DOSB-Vizepräsident Schneeloch setzt auf bewährtes System

Zum deutschen Spagat des föderalen Leistungssport-Aufbau- und Fördersystems bekannte sich wiederum LSB-NRW-Präsident Walter Schneeloch, im DOSB als Vizepräsident zuständig für den Breitensport: „Der Landessportbund Nordrhein-Westfalen favorisiert nach wie vor den langfristigen Leistungsaufbau im Nachwuchs-Leistungssport, um nachhaltige Spitzenleistungen im internationalen Vergleich zu erringen. Beginnend mit der intelligenten und effektiven Talentsuche – auch z. B. mit Talent-Scouts -, dem sich daran anschließenden Kadertraining im Grundlagen-, Aufbau- und Anschlusstraining und mit der Förderung im Spitzenbereich, ist ein für uns vertretbares und bewährtes System vorhanden.“ Die sich aus diesen unterschiedlichen Schweizer und deutschen Positionen ergebende Diskussion ist sicherlich noch nicht beendet. 

Ohne jeden Widerspruch blieb die Feststellung von Walter Schneeloch, dass „wir uns unweigerlich die Frage stellen müssen, wie wir zu den Talenten kommen, die bei großen nationalen und internationalen Wettkämpfen Medaillen erzielen. Wie können wir sie fördern? Und vor allen Dingen, wie schaffen wir es, sie langfristig an den Sport zu binden? Es ist in der Tat so, dass unsere Vereine und Verbände Probleme damit haben, ihre sportlichen Talente auf dem Weg zur Leistungsspitze dauerhaft zu motivieren. Das mag sicherlich auch daran liegen, dass der Weg bis zur Spitze unglaublich unbehaglich und anstrengend ist und dass den Athletinnen und Athleten weniger mühevollere Lebenswege vorgelebt und aufgezeigt werden, in denen leichter erreichbare Erlebnisangebote und materielle Anreize im Vordergrund stehen“.

Positive Bewegungserfahrung für Kinder notwendig

Dies wiederum war das Stichwort für Prof. Joachim Mester, der über die „wissenschaftliche Erkenntnisse zum Training und zur Belastbarkeit von Kindern und Jugendlichen im internationalen Vergleich“ referierte. Vorab verwies Mester auf die zunehmenden Hindernisse, die Kindern und Jugendlichen den Einstieg in eine wettkampf- und leistungsorientiere Sportkarriere erschweren. So würde schon in frühen Jahren die dringend notwendige positive Bewegungserfahrung immer weiter zurückgedrängt. Ganz aktuell verwies Prof. Mester auf die Konsequenzen der verkürzten Schulzeit. Bei zunehmendem Lerndruck in einer komprimierten Schulzeit bliebe für die sportliche Entfaltung immer weniger Zeit. Und schließlich nehme auch noch der Umfelddruck zu: Wellness – schöne Verpackung ohne großes Engagement – ja; sich auf ein Leistungs- und Erfolgsziel hin zu schinden sei jedoch uncool. 

Negative Folgen lassen sich kaum vermeiden. Der Fitnesszustand bei Kindern und Jugendlichen ist ebenso bedenklich wie der Rückgang bei der Entwicklung der motorischen Leistung. Prof. Mester verwies auch auf die Erkenntnisse seines Kollegen Michael Behringer, wonach höhere Trainingsbelastungen und Leistungsherausforderungen im Kinder- und Jugendsport keineswegs von vorneherein abzulehnen seien. In dem der Deutschen Sporthochschule Köln angegliederten Deutschen Forschungszentrum für Leistungssport „Momentum“ sei man zu der Erkenntnis gekommen, dass Formeln zur Empfehlung von Herzfrequenzbereichen im Kindesalter ungeeignet seien. Ein regelmäßiges Training könne nicht nur den Körperfettanteil senken, sondern auch weitere Risikofaktoren reduzieren. Um das Verletzungsrisiko bei verschiedenen Sportarten zu minimieren, sollte allerdings ein gezieltes Konditionstraining vorgeschaltet werden.

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