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Dr. Sven Güldenpfennig feiert 75. Geburtstag

Der Sport- und Kulturwissenschaftler Dr. Sven Güldenpfennig feiert am 18. Oktober 2018 seinen 75. Geburtstag.

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

18.10.2018

Dr. Sven Güldenpfennig war in seiner wechselvollen akademischen Laufbahn u.a. von 1997 bis 2002 Wissenschaftlicher Leiter des Deutschen Olympischen Instituts (DOI) in Berlin-Wannsee, einer Vorgänger-Einrichtung der heutigen Deutschen Olympischen Akademie Willi Daume (DOA) in Frankfurt, die jetzt vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und dem Hessischen Ministerium des Innern und für Sport gefördert wird.

Dr. Sven Güldenpfennig wurde 1943 in Potsdam geboren. Seine Familie siedelte gegen Ende des Zweiten Weltkrieges in den Westen über. Nach dem Abitur 1963 in Reinbek bei Hamburg verschlug es Sven Güldenpfennig zum Lehramtsstudium der Fächer Germanistik und Sport an die Freie Universität Berlin, wo er 1972 das Erste Staatsexamen ablegte. In dieser Zeit war er hochschulpolitisch längst zu einem der führenden Köpfe der damals so bezeichneten „Neuen Linken im Sport“ avanciert, die in der Nach-68er-Zeit an verschiedenen Hochschulstandorten in der alten Bundesrepublik u.a. mit dafür sorgte, dass sich der allgemeine politische „Reformeifer“ auch bis in die Neugestaltung von Lehre und Studium im Fach Leibeserziehung, wie es damals noch hieß, niederschlug: „Es war in der Tat sachlicher Reformeifer, kein ortloses Revoluzzertum, das sie auf die imaginären Barrikaden trieb, allerdings mit bislang völlig ungewohnt aufmüpfigem ‘Ungehorsam‘ in den Aktionsformen, mit denen man seinen Forderungen Nachdruck zu verleihen versuchte“. So sieht es der Jubilar zumindest heute im „altersmilden“ Rückblick seiner noch nicht abgeschlossenen Autobiografie, die im nächsten Jahr in Buchform erscheinen soll.

In der Tat galt es damals, die Akzeptanz des Faches Sport unter den anderen akademischen Fachrichtungen innerhalb der Universität aufzupolieren und die Balance zwischen dem Übergewicht der sportpraktischen und dem Untergewicht der sportwissenschaftlichen Ausrichtung neu auszutarieren. Nur zur Erinnerung: Die Studienfachrichtung und Forschungsdisziplin Sportwissenschaft setzte sich nominell erst in den 1970er Jahren hierzulande durch; Sven Güldenpfennig gehört zu den Gründungsmitgliedern der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft (dvs), die sich erst im Oktober 1976 konstituiert hatte. Seit den „bewegten“ 1970er Jahren ist Güldenpfennig unermüdlich mit Forschungs-, Lehr-, Publikations- und Vortragstätigkeiten unterwegs. Gewissermaßen als erste akademische Krönung steht dann im Jahre 1977 der Abschluss der Promotion zum Dr. phil. mit einer Arbeit über „Sport als Gegenstand gewerkschaftlicher Politik“ an der Universität Bremen an, die als eine der letzten Neugründungen in der Bundesrepublik just ihren Lehr- und Forschungsbetrieb in der Sportwissenschaft mit „Reformeifer“ aufgenommen hatte … und inzwischen (welch hochschulpolitischer Rückschlag für die Sportwissenschaft als immer noch junge akademische Disziplin!) ihren Betrieb wieder eingestellt hat.

Den Einstieg in eine hochschulische Berufsbiografie mit Festanstellung schaffte Güldenpfennig frühzeitig im Jahre 1972 als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Technischen Universität (TU) Berlin. Auch wenn das von ihm mit entworfene Konzept für ein „Studienmodell Sensomotorik“ nie zur Aufführung gelang, konnte sich Güldenpfennig um den Aufbau einer Zentraleinrichtung Hochschulsport an der TU Berlin verdient machen – nicht nur als dessen (erster) Leiter bis zum Jahre 2002, sondern vor allem auch deswegen, weil diese neue Organisationsform für den (freiwilligen) Hochschulsport für alle Studierende und Bedienstete wegweisend für die gesamte Hochschullandschaft in der Bundesrepublik war.

Dr. Sven Güldenpfennig brachte von 1978 bis 1993 seine große Expertise u.a. auch als Mitglied im Vorstand des Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverbandes (adh) ein, der ihn längst zum Ehrenmitglied ernannt hat. Er agierte in dieser Zeit ferner ehrenamtlich in verschiedenen Gremien und Funktionen der Deutschen Sportjugend (dsj) und des Deutschen Sportbundes (DSB), einer der Vorgänger-Organisationen des DOSB: „Sven Güldenpfennig war ein Glücksfall für den adh, immer streitbar in der Sache, aber stets verbindlich im Ton“, gratuliert Till Lufft (geb. 1940), der langjährige Generalsekretär des adh und fügt gern die kleine Anekdote hinzu, als er zusammen mit Güldenpfennig wegen der Wiedereingliederung der bayerischen Hochschulen in den adh zu Gast im Sportausschuss der CSU nach München eingeladen war. Hinterher resümierte Klaus Kotter, der langjährige Präsident des Deutschen und des Internationalen Bobsportverbandes: „Ihr seid ja ganz okay“, was sicher der diplomatischen Gesprächsführung von Güldenpfennig (immer ganz Waage-Mann) geschuldet war.

Dr. Sven Güldenpfennig habilitierte sich im Jahre 1988 an der Technischen Hochschule Darmstadt mit einer Arbeit über „Frieden. Herausforderungen an den Sport“, die u.a. von Prof. Dr. Helmut Digel (geb. 1944) betreut wurde. Über 25 Jahre bis 2017 absolvierte Güldenpfennig als Privat-Dozent zwischenzeitlich Lehrstuhl-Vertretungen, Gastprofessuren und übernahm Lehraufträge in den Fächern Sportphilosophie, Sportsoziologie, Sportpolitologie und Sportgeschichte an der Freien Universität Berlin und an der Humboldt-Universität zu Berlin sowie an den Universitäten Bremen, Potsdam, Hamburg, Münster und der Deutschen Sporthochschule Köln.

Güldenpfennig hat sich wie vermutlich kein anderer in der Sportwissenschaft einen Namen gemacht mit seinem großen Publikationsvolumen mit allein etwa 40 (!) mehr oder weniger „dicken“ Büchern, darunter die von ihm selbst herausgegebene und autorisierte Schriftenreihe „Sport als Kultur. Studien zum Sinn des Sports“ (Verlag arete in Hildesheim), für die er sich quasi selbst mit dem in Kürze erscheinenden Band 16 ein Geburtstagsgeschenk macht. Seine immense Schreibfleißigkeit, die stets umgeben ist von formvollendetem Glanz, wie es sich für einen Germanisten gehört, geht mit einer akribischen und geradezu tagesaktuellen Lesebeflissenheit einher. Da muss man sich beiläufig schon die Frage stellen, wie der Mann es über so viele Jahre und Jahrzehnte schafft, diese geballten hermeneutischen Ladungen einer sportkulturellen Expertise zu produzieren. Denn es kommt noch etwas hinzu:

Man muss nämlich wissen, dass Sven Güldenpfennig „im hohen Alter“ auch noch auf ganz anderen Spielfeldern tätig ist: Vier Jahre lang war er Schulbegleiter für behinderte Schülerinnen und Schüler in der Beschäftigungsstelle Regens Wagner Offene Hilfen Pfaffenhofen und just in diesem seinem 75. Lebensjahr hat er noch eine „offene“ Stelle (der Lehrkräftemangel lässt auch in Bayern grüßen!) als Deutschlehrer am dortigen Gymnasium in Vohburg an der Donau im oberbayerischen Landkreis Pfaffenhofen angenommen. In Vohburg hat der langjährige Berliner seit 2014 seinen Lebensmittelpunkt.

Bleibt am Ende nur zu wünschen, dass dem Jubilar auch im neuen Lebensjahr dann und wann noch etwas (mehr) Zeit für altersangemessene Bewegung bleibt, denn was die praktische Sportbiografie von Sven Güldenpfennig anbelangt, war dieser in jungen Jahren u.a. für den OSC Berlin ein erfolgreicher Mehrkämpfer in der Leichtathletik (u.a. mit Bestmarken von 11,4 Sek. über 100 m, 52,8 Sek. über 400 m 52,7 Sek., 6,90 m im Weitsprung und 1,81 m im Hochsprung), brachte es im Marathonlauf auf respektable 2:58 Std. und wechselte schließlich zum Radsport, wo er bis heute RTF-Radmarathons bestreitet und u.a mit den „Jedermännern“ bei den HEW-Cyclassics die 100 km in 2:25 Std. und die Gesamtstrecke von 170 km in 4:15 Std. bewältigte. Weiter so … mit 75!

(Autor: Prof. Detlef Kuhlmann)

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