DOSB-Sportphysiotherapie: "Leiste und Sport" im Fokus
320 Teilnehmer trafen sich vom 17. bis 19. Oktober zur 14. Jahrestagung der DOSB-Sportphysiotherapie in Frankfurt am Main und erörterten die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse.

22.10.2014

Samstagmorgen gab Patrizia Wittich als Vertreterin des DOSB einen Rückblick zur sportlichen Bilanz der Olympischen Winterspiele in Sotschi. Dr. Christian als leitender Orthopäde in Sotschi reflektierte die sportmedizinische Versorgung und Klaus Eder (leitender Physiotherapeut vor Ort) nahm Bezug auf die sportphysiotherapeutische Betreuung der Olympiamannschaft. Einen Rückblick auf die paralympischen Winterspiele in Sotisch gaben Solveig Konrad und Dr. Hartmut Stinus als Vertreter des Deutschen Behindertensportverbandes.
Marlene Klein präsentierte die Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA) im neuen Design und versorgte die Physiotherapeut/innen mit den relevanten Informationen zum NADA-Code 2015. Zudem gab sie, vor dem Hintergrund der aktuellen Verbotsliste, Hilfe und Orientierung zu besonderen Schwerpunkten der möglichen physiotherapeutischen Behandlungsformen wie z.B. die Homöopathie.
Die Ernährungsberaterin des Olympiastützpunktes Rheinland-Pfalz/Saarland, Dr. Mareike Großhauser, erörterte in ihrem Vortrag die Frage der Notwendigkeit von Nahrungsergänzungsmitteln und wies darauf hin, dass die Möglichkeiten einer gesunden und vollwertigen Ernährung noch nie so gut waren wie heutzutage. Man müsse diese nur entsprechend nutzen. Eine Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln sei nur in besonderen Ausnahmesituationen notwendig und als eine bloße Prophylaxe unbedingt zu vermeiden.
Verschiedene Studien belegen jedoch, dass das Gegenteil der Fall ist. Die Athleten nehmen aufgrund des hohen Erfolgsdrucks wahllos viele Präparate ein, ohne dies mit einem Experten zu besprechen. Sie erhoffen sich bessere Regeneration, mehr Leistung, mehr Energie, weniger Müdigkeit. All diese Versprechungen sind nach dem derzeitigen Stand der Wissenschaft nicht haltbar. Vor dem willkürlichen Konsum wird ausdrücklich gewarnt. Hinweise zu dieser Thematik sind in der <media 50422 _blank download>DOSB-Broschüre Nahrungsergänzungsmittel</media> zu finden.
Inhaltlich stand das Thema „Leiste und Sport“ bei dieser zweijährlichen Tagung im Fokus. Der Bogen wurde von der Prävention über die Diagnostik bis hin zur Rehabilitation geschlagen:
Dr. Frank Düren gab einen umfassenden Überblick zur Differenzialdiagnostik und machte deutlich, dass eine exakte Diagnostik der wichtigste Bestandteil für eine effektive Therapie durch die Physios ist. Klaus Eder vertiefte das Thema Dysfunktionen und manuelle Befunderhebung und ging speziell auf die Besonderheiten beim Leistenschmerz im Frauensport ein. Im Zusammenhang der Möglichkeiten zur Myofascialen Therapie erklärte Benno Geißler, dass der Schmerz nur im Gehirn und nicht im Gewebe verortet ist. Das gilt natürlich auch für die Leistenregion. Zudem stellte Dr. Ulrike Muschaweck eindrucksvoll ihre eigens entwickelte Operationstechnik für die weiche Leiste bzw. Sportlerleiste vor. Dr. Jens Krüger zeigte für diese Fälle Behandlungsansätze, um eine kurze „return-to-sport“-Zeit“ zu gewährleisten. Abgerundet wurde die Darstellung der Instabilitäten der inguinalen Region durch die Ausführungen von Rainer Sieven zu Motor Control. Er zeigte die Prozesse und Ursachen, welche Schmerzen erzeugen können. Dabei stand das Zusammenspiel der einzelnen Muskeln im Fokus.
Zum Abschluss des ersten Tages wurden in der Vollversammlung der Lizenzinhaber/innen der Sprecher und seine Stellvertreterin in ihrem Amt bestätigt. Auch für die nächsten vier Jahre werden Klaus Eder und Christel Arbini mit der Stimme aller Lizenzinhaber/innen sprechen und deren Interessen vertreten.
Der Sonntag war von praktischen Anteilen geprägt. Die Teilnehmer/innen starteten mit einem Exkurs in die Sport-Atemphysiotherapie. Brigitte Schmailzl präsentierte eindrucksvoll die Möglichkeiten dieses wichtigen Themengebiets der Physiotherapie und machte deutlich, welche Leistungsreserven sich für betroffene Athleten/innen mit Atembeschwerden daraus ergeben. Die Teilnehmer/innen wurden dafür sensibilisiert, Probleme der Sportler/innen zu erkennen und entsprechende Maßnahmen einzuleiten. Darüber hinaus konnten die Teilnehmer/innen in einem Workshop selbst die Schleimhautpflege durchführen.
Welchen Einfluss Einlagen auf die Leistenregion haben, demonstrierte Lydia Aich in ihrem Vortrag. Im Anschluss an ihre Ausführungen hatten alle Teilnehmer/innen die Möglichkeit, die praktische Vorgehensweise und die Auswirkungen selbst auszuprobieren.
Dr. Stefan Fickert thematisierte in seinem Vortrag vielfältige Tests, die bei der Erreichung / Durchführung von „return-to-play-Strategien“ sportartspezifisch eingesetzt werden, um den Fortschritt der Rehabilitation greifbarer zu machen. Die Prävention wurde als abschließendes Thema von Helmut Hoffmann behandelt. Er zeigte einige Kniffe, wie eine gute Prävention für die Leistenregion gelingen kann, und stellte besonders die Rumpfstabilität als einen Schlüssel dazu heraus.
Dr. Christian Schneider, ärztlicher Leiter des Lehrstabs der DOSB-Sportphysiotherapie, zog ein positives Fazit der Jahrestagung. Es sei gelungen, den Bogen von der Prävention über die Diagnostik bis hin zur Rehabilitation zu spannen. "Die Veranstaltung zeigte einmal mehr, wie wichtig die Physiotherapie als ein Mosaikstein in der Betreuung von Spitzensportlern ist. Durch die gelungene Verbindung von Theorie und Praxis ist es geglückt, viele neue Impulse für die Praxis zu geben."
(Quelle: DOSB/Dr. Julia Franke)