DOG sucht bei der Bundestagung in München neuen Vorsitzenden
Hans-Joachim Klein, seit 2001 Präsident der Deutschen Olympischen Gesell-schaft (DOG), kandidiert nicht mehr für das Spitzenamt. Für die Bundestagung am 3. November in München gibt es derzeit noch keinen Kandidaten.

04.11.2007

Umstimmen lässt Klein sich nicht. Nach einem leichten Schlaganfall im Frühjahr bei einer DOG-Veranstaltung in Paderborn ("ein Schuss vor den Bug") freut sich der Vorstand der Versorgungs- und Verkehrsbetriebe in Leipzig (seit 1998) im Frühjahr 2008 auf den Ruhestand. Während die Präsidenten-Nachfolge vakant ist, steht für Schatzmeister Harald Pfab (Ravensburg), der ebenfalls aufhört, ein Bewerber bereit: Harald Lieb (Waldmichelbach/60) arbeitete über 30 Jahre in der Finanzverwaltung des Deutschen Sportbundes. Der DOG gehört der Südhesse seit 38 Jahren an - davon 15 Jahre dem Beirat des Präsidiums.
Klein, der am 20. August seinen 65. Geburtstag feierte, fühlt sich gesundheitlich wieder fit. Doch eine dritte Amtszeit (drei Jahre) bei der DOG möchte er sich nicht zumuten. "Das ist jetzt ein guter Abschnitt, um das Leben neu zu ordnen." Ein Vakuum an der Spitze der DOG müsse auf jeden Fall vermieden werden. Die DOG spürt nach Jahren des Existenzkampfes und der Konsolidierung wieder Aufwind. "Wir sind jetzt in der Situation, dass wir weniger Mitglieder verlieren als wir gewinnen." 4.000 (Tendenz steigend) und 50 Kreisgruppen tragen Projekte und Geist des guten Gewissens des Sports ins Land. Auch nach dem Zusammenschluss des Deutschen Sportbundes und des Nationalen Olympischen Komitees zum Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und der Gründung der Deutschen Olympischen Akademie Willi Daume 2006 setzt die DOG selbstbewusst auf Eigenständigkeit, obwohl in der neuen Struktur ihre Stimme schwächer wurde.
Ausgestanden sind Führungs- und Finanzkrisen der neunziger Jahre nach dem Rücktritt des Münchner Unternehmers Werner Langenbahn vom DOG-Vorsitz im Jahr 2000: Prozesse um Vermarktungsrechte, nicht entlastete Vorstandsmitglieder, Schulden in sechsstelliger Höhe und Verschlankung der Geschäftsstelle in Frankfurt. Bei Kleins Amtsantritt 2001 scharten sich noch 5.500 Mitglieder in 110 Zweigstellen, 1985 zählte die DOG einmal 7.000 Mitglieder. Klein: „Wir sind aus der existenzbedrohenden Situation heraus. Wir haben bescheidene Rücklagen, so dass wir leben können.“ 2004 wurde das Zweigstellenkonzept angepackt, ineffiziente Knotenpunkte sind geschlossen oder zusammengeführt, Karteileichen beseitigt. Geschäftsführerin Kathrin Hillgärtner: "Eigentlich sind nur noch die übrig geblieben, die aktiv sind und auch arbeiten." Reaktiviert wurden Stützpunkte in den Metropolen München, Frankfurt, Berlin oder Hamburg. Auch das „Olympische Feuer“, die Zeitschrift der DOG, hat sich professionalisiert und findet als Kommunikationsplattform größere Aufmerksamkeit.
Zur transparenten Struktur und zum modernen Erscheinungsbild passt das neue Leitmotiv: „Leistung macht Spaß“. Krisenmanager Klein betont damit die olympischen Werte Leistungsbereitschaft, Teamgeist, Fairness und Völkerverständigung. Vor allem Kinder, Jugendliche, Kindergärten und Schulen möchte die DOG damit erreichen. Auch um Auswüchsen im Hochleistungszirkus (Doping, Betrug) zu begegnen.
Olympische Erziehung, die der frühere Eliteschwimmer und Olympionike mit Erfolg selbst erfuhr, vor allem jedoch Fairplay, bilden Kernkompetenzen der DOG, die seit Gründung 1951 mit der Idee des Goldenen Plans für den Sportstättenbau aus den Startlöchern kam und olympische Talentförderung betonte, dann mehr und mehr in der idealistischen Nische verschwand.
Mit der Aktion „Kinder in Bewegung“ erreicht die DOG seit 2003 bundesweit bisher 27 Kindergärten, setzt dort pädagogische, Bewegungs- und Leistungsanreize. Drei Jahre erhalten sie Hilfe zur Selbsthilfe. Sie werden mit Sport- und Spielgeräten, bewegungsspezifischen Fortbildungen für die Erzieher/innen unterstützt. „Mehr Bewegungsspaß im Team“, die 2007 zum Weltkindertag am 20. September nachgeschobene Initiative, trägt Erfahrungen des Projekts nun in einem Handbuch zusammen.
Die Feinjustierung der klassischen Fair-Play-Initiative (Klein: „Gewürdigt wird heute weniger die Person, sondern mehr die faire Geste“) zeugt ebenfalls von der Kurskorrektur des Präsidenten. Der gebürtige Darmstädter „Little“ Klein war von 1960 bis 1965 Freistil-Schwimmer der Extraklasse. Bei den Olympischen Spielen 1964 in Tokio gewann der frühere Landrat des Kreises Darmstadt-Dieburg (1985 bis 1997) mit den deutschen Staffeln über 4x100 m, 4x200 m Freistil und 4x100 m Lagen jeweils Silber und holte im Einzelrennen über 100 m Freistil die Bronzemedaille. Höhepunkt seiner Laufbahn war der Weltrekord am 24. Mai 1964 mit 1:58,2 Minuten in Dortmund über 200 m Freistil. Zu seiner Bilanz gehören fünf Weltrekorde, vier europäische Bestmarken, 101 DSV-Rekorde (Einzel und Staffeln) sowie 47 nationale Titel.