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Die Mission ist klar: Baseball in Deutschland groß machen

Neues Erscheinungsbild für die Liga, Olympiapläne mit dem Nationalteam um Debütant Jaden Agassi – Baseball möchte in Deutschland endlich den Weg aus der Nische finden.

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

04.03.2025

Seine Sozialisation als Sportvermarkter scheint deutlich durch, als Markus Jaisle die Wunschkonstellation seiner Woche skizziert. „Es wäre perfekt, wenn Jaden Agassi im entscheidenden Spiel den Punkt zum Sieg machen würde. Dann hätten wir die größtmögliche Aufmerksamkeit“, sagt der Mann, der mit Eintreten eines solchen Szenarios seinem Ziel ein gutes Stück näherkommen würde. Der 56-Jährige ist angetreten, im Auftrag des Deutschen Baseball und Softball Verbands (DBV) den amerikanischen Traditionssport hierzulande auf ein neues Bekanntheitslevel zu hieven. Ein Erfolg der Männer-Nationalmannschaft bei der aktuell laufenden Qualifikation für die WM 2026 wäre dafür ein Türöffner, und wenn der namhafteste Nationalspieler dabei die Hauptrolle spielen würde, wäre ein gewaltiges Medienecho gewiss. 

  • Baseball ist in Deutschland einfach zu wenig bekannt. Es wäre perfekt, wenn Jaden Agassi im entscheidenden Spiel den Punkt zum Sieg machen würde. Dann hätten wir die größtmögliche Aufmerksamkeit.

    Markus Jaisle
    Sportvermarkter im Auftrag der Deutschen Baseball Liga (DBL)

    Bereits die Nachricht, dass der 23 Jahre alte Sohn der Tennis-Legenden Steffi Graf und Andre Agassi, der zuletzt an der University of Southern California in Los Angeles spielte, als Pitcher sein Debüt für die Nationalmannschaft in den Qualifikationsspielen in Tucson (US-Bundesstaat Arizona) geben würde, hatte es in der vergangenen Woche bundesweit in viele Zeitungen und Online-Publikationen geschafft. Zwar gibt es in Donald Lutz (36), der vor zwölf Jahren der erste Deutsche in der US-Profiliga MLB war, auch einen durchaus prominenten Rückkehrer in der Auswahl von Bundestrainer Jendrick Speer, aber der ist eben „nur“ in Baseballkreisen ein Star – und damit ein gutes Beispiel für das, was Markus Jaisle als Problem erkannt hat. „Baseball ist in Deutschland einfach zu wenig bekannt.“ 

    Ein junger Werfer wie Jaden Agassi, dessen Name im Tennis-affinen Deutschland auch außerhalb der Baseballszene für Aufsehen sorgt, ist deshalb ein Geschenk für den DBV, der sich in Tucson erstmalig für eine WM qualifizieren möchte. Sein erster Auftritt im deutschen Trikot allerdings missglückte unter den wachsamen Augen seiner Eltern. Nachdem er beim 12:2-Auftaktsieg über China am Sonntag noch nicht eingesetzt worden war, wurde er am Montagabend beim 7:9 gegen Brasilien als Second Pitcher im vierten Inning beim Stand von 0:0 eingewechselt, kassierte vier Runs innerhalb dieses Innings und wurde wieder ausgetauscht. „Jaden Agassi ist ein Junge mit sehr viel Potenzial. Leider lief das Outing nicht, wie er und wir uns das erhofft hatten“, sagte Bundestrainer Speer. 

    Nachdem es in der Nacht zu Mittwoch für den Weltranglisten-17. im letzten Hauptrundenspiel gegen den unbesiegten Gruppenfavoriten Kolumbien, der sich damit direkt für die WM qualifizierte, eine klare 0:10-Niederlage gab, kommt es in der Nacht zu Freitag (2 Uhr MEZ) zum Entscheidungsspiel um das zweite zu vergebene WM-Ticket. Dort ist erneut Brasilien der Gegner, die Partie kann über mlb.com/world-baseball-classic sowie MLB.TV live verfolgt werden. 

    Noch wichtiger als der erste Auftritt bei Welttitelkämpfen wäre für den DBV allerdings, zwei Jahre darauf erneut in die USA reisen zu dürfen. Bei den Olympischen Spielen 2028 in Los Angeles ist Baseball, das weltweit organisiert von rund 65 Millionen Menschen gespielt wird, zurück im Programm. Zwischen 1992 und 2008 war das ununterbrochen der Fall. 2021 holte der amtierende Weltmeister Japan, in dessen Land Baseball Nationalsport Nummer eins ist und deshalb zwingend ins Programm der „Heimspiele“ zurückkehren musste, in Tokio die Goldmedaille. Noch ist nicht klar, wie viele Startplätze in Los Angeles an Europa gehen. „Aber der DBV wird alles daransetzen, dort dabei zu sein“, sagt Markus Jaisle. 

    Die Vermarktungsoffensive, die der in München lebende Marketingexperte angeschoben hat, endet allerdings längst nicht bei der Nationalmannschaft. „Sie ist der Leuchtturm für den Sport, in der Nachwuchsarbeit ist Deutschland in Europa unter den führenden Nationen dabei“, sagt er. Der Motor aber ist die Bundesliga, in der ein Großteil der Nationalspieler aktiv ist. Einzig der Berliner Max Kepler-Rozycki (32/Philadelphia Phillies) spielt aktuell in der MLB. Und diesem Motor haben Jaisle und der für die Öffentlichkeitsarbeit des Verbandes zuständige Marcel Eßers nun für neue Höchstleistungen ein umfangreiches Tuning verpasst. 

    Für die Saison 2025, die Anfang April beginnt, hat die Liga ein komplett neues Branding erhalten. Sie heißt nicht mehr Baseball-Bundesliga, sondern Deutsche Baseball-Liga (DBL). Unter baseball.de gibt es eine extrem aufgefrischte Internetpräsenz, man ist mit neuen Formaten und Kanälen in den sozialen Medien unterwegs. „Unser Ziel ist es, Baseball in Deutschland auf das nächste Level zu heben und eine einheitliche Identität für den Sport zu schaffen“, sagt Markus Jaisle. Dafür ist ein eigener Ligaverband in der Gründung. „Wir wollen die Interessen der Clubs in den Vordergrund stellen. Die meisten Vereine holen mit ehrenamtlicher Arbeit das Maximum heraus, aber wenn wir professioneller werden wollen, müssen wir die Kräfte bündeln. Deshalb haben wir das Motto ,#gemeinsamstärker‘ ausgegeben.“ 

    • Unser Ziel ist es, Baseball in Deutschland auf das nächste Level zu heben und eine einheitliche Identität für den Sport zu schaffen.

      Markus Jaisle
      Sportvermarkter im Auftrag der Deutschen Baseball Liga (DBL)

      Armin Zimmermann, Vizepräsident im DBV und CEO des Vorzeigevereins Guggenberger Legionäre Regensburg, sieht in der DBL die richtige und wichtige Weiterentwicklung der Bundesliga. „Die DBL und die damit verbundenen Neuerungen bieten die große Chance, das Potenzial unseres Sports zu nutzen. Zum Vorteil für alle Baseball-Vereine in Deutschland“, sagt er. Gespräche mit potenziellen Ligasponsoren laufen jetzt an. Sichtbarkeit ist dank umfangreichen Livestreamings in den vereinseigenen YouTube-Kanälen, das auf der Plattform baseball.de gebündelt werden soll, gegeben. „Auch da wollen wir die Professionalisierung vorantreiben. In Regensburg kümmern sich zehn Leute und fünf Kamerateams um die Übertragung, bei anderen Vereinen sind das zwei. Daran müssen wir gemeinsam arbeiten“, sagt Markus Jaisle. 

      Eine Baseballmannschaft feiert und jubelt. Im Hintergrund sind Fans zu erkennen.

      Mittelfristig soll die Liga auf 16 Vereine anwachsen. 2025 gehen sechs Teams in der Südstaffel und fünf – Berlin hatte aus finanziellen Gründen auf den Aufstieg verzichten müssen – im Norden an den Start. Dass das Potenzial für Wachstum da ist, kann Markus Jaisle an einer Zahl festmachen. Das Münchner Institut Sportheads ermittelte im Auftrag des DBV, dass rund 3,9 Millionen sportaffine Menschen im Alter von 16 bis 65 Jahren in Deutschland Interesse am Baseball haben. „Dieses Potenzial wollen wir heben, indem wir unter der Devise ,Fan First‘ die richtigen Geschichten erzählen und die Menschen in die Stadien locken“, sagt er. 

      Als Vorbild könne American Football dienen. Der Sport hat in den vergangenen Jahren einen ungeahnten Hype erlebt und es mit den TV-Übertragungen von Partien aus der US-Profiliga NFL zunächst bei ProSieben und aktuell bei RTL ins Hauptprogramm geschafft. Allerdings haben die nationalen Ligen und auch das Nationalteam davon kaum profitiert, was beim Baseball anders laufen soll. „Wir haben unser Projekt mithilfe der MLB Europe angeschoben, weil die MLB die Power von Baseball nutzen und internationale Märkte erobern will. Der europäische Markt ist dabei ein wichtiger Zielmarkt mit großem Potenzial. Deutschland ist als größter europäischer Markt sehr wichtig, wir sind hier gut strukturiert. Wir stehen noch am Anfang, aber haben eine Strategie erarbeitet, die langfristig greifen soll“, sagt Markus Jaisle, „deshalb bin ich überzeugt davon, dass Baseball in Deutschland eine starke Zukunft hat!“ Eine Zukunft, die mit der Qualifikation für die WM so richtig beginnen könnte. 

      DBL - Deutsche Baseball Liga

      Neuer Name, neuer Ansatz, große Chance

      Baseball startet in Deutschland durch. In 2025 startet die Bundesliga unter dem neuen Namen ‚Deutsche Baseball Liga (DBL)‘, mit einer neuen Website, einem frischen Logo und vor allem mit vielen neuen Ideen und Aktionen. Neben einer stärkeren digitalen Präsenz setzen Liga und Vereine künftig auf eine intensivere Zusammenarbeit in den sozialen Medien, um den Sport bekannter zu machen. 

      https://www.baseball.de/ 

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