DFB-Präsident Dr. Zwanziger: "In Dr. Thomas Bach haben wir den Besten nominiert"
Interview mit dem geschäftsführenden Präsidenten des Deutschen Fußball-Bundes, Dr. Theo Zwanziger, zu seiner Arbeit in der gemeinsamen Findungskommission des Deutschen Sportbundes und des Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland.

05.05.2006
Hat die Findungskommission ihre Arbeit für das Präsidium der neuen Dachorganisation des Sports, de Deutschen Olympischen Sportbund, beendet?
Dr. Zwanziger: "Die Findungskommission hat ihre Suche in der Tat abgeschlossen und wird der Versammlung am 20. Mai entsprechende Vorschläge für das Präsidium und die beiden Präsidial-Ausschüsse unterbreiten, die mittlerweile alle öffentlich bekannt sind. Für das Amt des Präsidenten haben wir eine Person gesucht, die sich im Sport auskennt, die sich international engagiert und die das Prinzip der Ehrenamtlichkeit trägt. Um es klar zu sagen: In Dr. Thomas Bach haben wir den Besten nominiert, den wir in Deutschland finden konnten.
Dann haben wir ein Anforderungsprofil für jede weitere Position erstellt. Die Kandidaten sollten teamfähig sein und sich von ähnlichen Gedanken leiten lassen wie Thomas Bach. Danach haben wir ausgewählt und die Vorschläge sind in enger Abstimmung mit dem designierten Präsidenten erfolgt.
Nach dem Anforderungsprofil für den Vizepräsident Leistungssport sollte es für ihn beispielsweise keine direkte, unmittelbare Einbindung in die Spitze eines Fachverbandes geben. Eberhard Gienger, den wir vorschlagen, hat uns zugesagt, sich von seinem Amt als Vizepräsident des Deutschen Turner-Bundes zurück zu ziehen. Für ihn gab außerdem seine Nähe zu den politischen Entscheidungsträgern den Ausschlag."
Welche Gedanken spielten bei der Bildung der neuen Führung noch eine Rolle?
Dr. Zwanziger: "Dr. Thomas Bach will eine starke hauptamtliche Lösung, wobei die Ehrenamtlichkeit als Balance gedacht ist, die nicht ständig in das operative Geschäft eingebunden sein muss. Der Präsident und seine Stellvertreter müssen nicht mehr in jede Entscheidungsfindung involviert werden.“
Waren die Prozesse zur Meinungsbildung mühevoll?
Dr. Zwanziger: "Die Arbeit in der Findungskommission war nicht schwierig, wir haben wirklich reibungslos und effizient gearbeitet. Wir hatten eine Reihe von kompetenten Kollegen, die sich in ihren Bereichen bestens auskannten. Nach meist ausführlichen Diskussionen haben wir uns in allen Fällen stets problemlos einigen können. Um es noch einmal deutlich zu sagen: Wir haben mehr kompetente Personen gefunden, als wir für das Präsidium nominieren konnten. Ich kenne zahlreiche Menschen, die ich mir sehr gut im Präsidium des Deutschen Olympischen Sportbundes vorstellen kann. Aber wir mussten eine Entscheidung treffen."
Wie bewerten Sie die Anmeldung von Gegenkandidaturen zu Ihren Vorschlägen?
Dr. Zwanziger: "Das sind ganz normale demokratische Prozesse. Sicherlich ist es bei einer Neugründung eines Verbandes schon gut, wenn ein Kandidat mit einem deutlichen Votum als Rückendeckung antritt. Dieses haben wir auch im Sinn, ansonsten bräuchte man keine Findungskommission. Jede Gegenkandidatin oder jeder Gegenkandidat muss sich im Klaren sein: Er sollte ins Gesamtkonzept passen und nicht seine Eigeninteressen verfolgen."
Sie haben sich persönlich sehr stark für den Fusionsprozess und dann die Findungskommission engagiert? Worin liegt dieses Interesse begründet?
Dr. Zwanziger: „Ich habe mich für die Fusion engagiert, weil ich zwei Dachorganisationen des Sports auf lange Sicht für rückständig gehalten habe. Spitzensport und Breitensport gehören untrennbar und unabdingbar zusammen. So wird es auch bei uns im Fußball gehandhabt. Darüber hinaus haben wir Ansprechpartner in Wirtschaft und Politik, an die wir hohe Ansprüche haben. Um unsere Interessen artikulieren zu können, muss man mit einer Stimme reden und darf sich nicht teilen lassen. Deshalb war ich eindeutig für die Fusion, weil sie dem Sport und damit natürlich auch uns im Fußball nutzt. Danach ist das Amt des Sprechers der Findungskommission an mich herangetragen worden, und ich habe mich der Verantwortung gestellt.“