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Der kulturelle Hotspot des deutschen Sports

Alle, die Sport lieben, haben bei einem Besuch des Deutschen Sport & Olympia Museums in Köln Gänsehaut-Garantie. Am 27. April startet die nächste Sonderausstellung.

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

14.04.2025

  • Außenansicht Deutsches Sport & Olympia Museum
    Das Deutsche Sport & Olympia Museum am Rheinufer
  • Zwei Personen bei der Ausstellung Olympischen Fackeln
    Olympische Fackeln sind fester Bestandteil der Ausstellung
  • Zwei Kinder heben eine Stange mit großen Gewichten
    Interaktiv im Museum
  • Fahrrad mit einer Person im Windkanal
    Gegen den Wind im Museum

    Die Leidenschaft zu spüren, die aus jedem seiner wohl gesetzten Worte spricht, ist allein schon die Reise nach Köln wert. Wenn Dr. Andreas Höfer ansetzt, um über die Vorzüge seines Arbeitsplatzes zu referieren, dann wird eines sofort deutlich: Der Direktor des Deutschen Sport & Olympia Museums (DSOM) in Köln ist einer jener glücklichen Menschen, für die der Beruf eine Berufung ist. Seit Oktober 2013 führt Höfer die 1999 eröffnete Institution, die vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) seit ihren Anfängen finanziell unterstützt wird. „Wir sind der kulturelle Hotspot des deutschen Sports“, sagt er. Um das zu überprüfen, hilft nur eins: ein Besuch der 2700 m² großen Ausstellungsfläche. 

    Um das barrierefrei zugängliche Museum in herrlicher Uferlage im Rheinauhafen zu erreichen, muss man zunächst der Versuchung widerstehen, in das benachbarte Lindt-Schokoladenmuseum abzudriften. Wem das gelingt, der wird direkt im Eingangsbereich mit einem spektakulären Exponat belohnt: Ein Original-Bolide, mit dem Michael Schumacher 1995 für Benetton Renault in der Formel 1 seinen zweiten von sieben WM-Titeln holte, und der den Auftakt eines Rundgangs durch Jahrhunderte der Sportgeschichte bildet, auf dem die rund 100.000 Sportfans, die das Museum im Schnitt pro Jahr besuchen, nicht nur einmal Gänsehaut bekommen. 

    Sonderausstellung zu American Football

    Aufgeteilt ist das Haus grob in zwei Bereiche: In die Dauerausstellung im ersten Stock, die sich mittels einer als Laufbahn gestalteten Timeline chronologisch von der Antike bis in die heutige Zeit vorarbeitet und von verschiedenen Themenräumen flankiert wird. Und in die Sonderausstellung im Erdgeschoss, die von wechselnden Exponaten geprägt ist und die Möglichkeit eröffnet, auch einmal monothematisch in die Tiefe zu gehen. So geschehen im vergangenen Jahr, als das Museum seinen 25. Geburtstag mit einer Sonderausstellung feierte, die in dem liebevoll und akribisch gestalteten Begleitband „25 Short Sport Stories“ verewigt wurde, der anhand der Geschichten von 25 besonderen Ausstellungsstücken die 25 Jahre des Bestehens lebendig werden lässt. 

    Und der nächste Höhepunkt naht. Am 27. April eröffnet eine Ausstellung zum Thema American Football, an der Kurator Kai Hilger aktuell noch mit Hochdruck arbeitet. Am Beispiel der Detroit Lions wird dargestellt, wie der professionelle und kommerziell enorm erfolgreiche Spielbetrieb in der US-Profiliga NFL funktioniert. In Deutschland ist der Sport, der 2028 in Los Angeles mit der Variante Flag Football olympisch wird, seit Jahren ein Quotenbringer für RTL, der vor allem junge Sportfans anzieht. „Diese Zielgruppe über eine solche Ausstellung mit unserem Museum in Kontakt zu bringen, ist ein wichtiger Aspekt“, sagt Hilger, der hofft, dass der deutsche Lions-Star-Receiver Amon-Ra St. Brown, dessen Mutter aus Leverkusen stammt, die bis 8. Juni laufende Ausstellung besuchen wird. 

    Wer sich nun fragt, was die NFL mit der deutschen Sport- und Olympiageschichte zu tun hat, der wird von Bettina Lehmann aufgeklärt. „Wir verstehen uns in erster Linie natürlich als ein Museum für nationale Sport- und Olympiageschichte, aber wir schauen auch auf Themen, die weltweit interessieren und auf Deutschland abstrahlen“, sagt die Leiterin der Marketing- und Öffentlichkeitsarbeit. Eins der herausragenden Exponate im Museum sind Original-Handschuhe von Muhammad Ali, die die 2016 verstorbene Boxlegende signiert hat. Sie stammen aus dem privaten Fundus des ehemaligen WDR-Sportchefs Kurt Brumme, der im Partykeller seines Kölner Wohnhauses eigens gesammelte Devotionalien angehäuft und diese dem Museum nach seinem Tod vor 20 Jahren vermacht hatte. In einem separaten Raum, der Kurt-Brumme-Galerie, können diese besichtigt werden. 

    Schwerpunkt Olympische Spiele

    Ein deutlicher Schwerpunkt liegt aber zweifellos auf der Geschichte Olympischer Spiele. Das beginnt damit, dass das alte Zollhaus, in dem das Museum untergebracht ist, von 1896 datiert; dem Jahr, in dem in Athen die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit stattfanden. Und setzt sich fort über die Olympia-Lounge, in der mit Ausnahme der Spiele 1952 in Helsinki alle Fackeln der Sommerspiele von 1936 bis heute ausgestellt sind, die durch die Ausrichterländer getragen wurden, bis hin zu den Sonderräumen für die drei Ausgaben des Fünf-Ringe-Spektakels, die in Deutschland ausgetragen wurden: 1936 in Berlin (Sommer) und Garmisch-Partenkirchen (Winter) sowie 1972 in München. Von letzteren legen beispielsweise ein Wettkampfshirt von Hochsprung-Olympiasiegerin Ulrike Meyfarth und signierte Handschuhe von Box-Olympiasieger Dieter Kottysch die beeindruckendsten Zeugnisse ab. 

    Dass Exponate von ihren Besitzer*innen an das Museum weitergereicht werden, ist der einfachste Weg, diese zu erhalten. „Wir haben kein großes Budget, um Ausstellungsstücke zuzukaufen, deshalb sind wir darauf angewiesen, dass wir diese leihen können oder im besten Fall überlassen bekommen“, sagt Kurator Hilger. In Gregor Baldrich beschäftigt das DSOM zudem einen bestens vernetzten Sammler, der die einschlägigen Börsen und das Internet nach Exponaten durchsucht. Dabei ist interessant zu wissen, dass nur rund zwei Prozent der Ausstellungsstücke, die sich im Besitz des Museums befinden, dort auch ausgestellt werden können. Die anderen rund 98 Prozent lagern in drei Depots in Köln – und kommen zum Einsatz, wenn Sonderausstellungen oder eine Umgestaltung der Dauerausstellung es ermöglichen. 

    Letztere ist für das Jahresende geplant, wenn im Hinblick auf die Olympischen Winterspiele in Mailand Cortina im Februar 2026 im Bereich „Ehrenrunde“ ein Fokus auf den Wintersport gelegt werden soll. Auf der „Ehrenrunde“ erzählen interaktive Spinde, die die Anmutung einer Umkleidekabine hervorrufen, Geschichten bekannter Sportstars. Einen Wintersport-Raum kann das Museum aber auch jetzt schon bieten, dort hängen ein Eiskunstlauf-Dress von Kati Witt und ein schicker Skianzug von Rosi Mittermaier. Auch eine der prominenten Absagen geht auf eine Wintersportlerin zurück. Biathlon-Königin Magdalena Neuner reagierte auf die Bitte, ihr Gewehr zu spenden, entschieden. „Biathleten trennen sich aus Prinzip nicht von ihrem Sportgerät, lautete die Begründung“, erinnert sich Kai Hilger. 

    • Porträt Andreas Höfer

      Wir sind das Deutsche Sport & Olympia Museum und dürfen selbstbewusst behaupten, dass wir mit unserer Thematik und unserer Intention ein einzigartiges Angebot machen können.

      Dr. Andreas Höfer
      Direktor des Deutschen Sport & Olympia Museums

      Es kommt immer wieder vor, dass Exponate, die das Museum gern in seinen Bestand aufgenommen hätte, anderswo landen. Das Olympische Museum in Lausanne, in direkter Nachbarschaft zum Internationalen Olympischen Komitee gelegen, ist ein bedeutender „Rivale“ im Rennen um Ausstellungsstücke, dazu kommen einige private Sammlungen wie zum Beispiel das Sportmuseum von Frank Scheffka in Delmenhorst. Und natürlich das Deutsche Fußballmuseum in Dortmund, das allein für den Schuh, mit dem Mario Götze die DFB-Auswahl 2014 zum WM-Titel schoss, eine hohe sechsstellige Summe zahlte. Dennoch sieht sich Museumsdirektor Höfer nicht unter hohem Konkurrenzdruck. „Mit dem Fußballmuseum kooperieren wir, auch mit anderen sind wir in gutem Austausch. Wir sind das Deutsche Sport & Olympia Museum und dürfen selbstbewusst behaupten, dass wir mit unserer Thematik und unserer Intention ein einzigartiges Angebot machen können.“ 

      Dem dürften all jene zustimmen, die sich auf den einstündigen Rundgängen, die zu verschiedenen Themenschwerpunkten buchbar sind, oder auf eigene Faust an Erinnerungsstücken wie Max Schmelings Weltmeisterring, einem von Boris Becker zertrümmerten Tennisschläger von den Australian Open 1987 oder dem beim WM-Triumph 2007 von Handball-Star Christian Schwarzer getragenen Trikot erfreuen konnten. Weil das DSOM ein privates Museum ist, sind die Einnahmen aus den Eintrittsgeldern neben der Förderung durch den DOSB und das Land Nordrhein-Westfalen ein entscheidender Bestandteil des Budgets, aus dem die Mitarbeitenden - rund 15 feste und bedarfsdeckend zusätzliche freie - finanziert werden. „Deshalb arbeiten wir stets daran, unser Angebot weiterzuentwickeln und neue Zielgruppen zu erschließen“, sagt Direktor Höfer. 

      Selbst aktiv werden im Museum

      Ein wichtiger Baustein auf diesem Weg ist die Interaktivität, die das Museum bietet. Und damit sind weniger die Audio- und Videoelemente gemeint, die viele der Exponate anschaulicher darstellen, als vielmehr die Möglichkeit, an vielen Stellen selbst aktiv zu werden. Es gibt eine Standweitsprung-Anlage, auf der der Weltrekord von Mike Powell aus dem Jahr 1991 (8,95 Meter) als Vergleichswert eingraviert ist und immer wieder für ungläubiges Staunen sorgt. Man kann auf einem Fahrrad-Ergometer im Windkanal strampeln, am Pauschenpferd turnen und über Bänke balancieren, sich am Kickertisch austoben oder Stabübungen austesten. Die Außenterrasse im Erdgeschoss wird regelmäßig von Fitness-Anbietern für Outdoorsport genutzt. 

      Der Clou aber sind die beiden Kunstrasenplätze auf der Dachterrasse, auf denen Fußball, Basketball oder Hockey gespielt werden kann. „Die sind bei Kindergeburtstagen immer der Startpunkt“, sagt Bettina Lehmann, die sich schon jetzt auf den 18. Juni freut. Dann kommen anlässlich des Olympic Days, der seit vielen Jahren von der Deutschen Olympischen Akademie (DOA) im Auftrag des DOSB ausgerichtet wird, wieder rund 500 Schüler*innen ins Museum, um die von Verbänden und Vereinen gestellten Mitmachangebote zu nutzen. „Das ist für uns alle immer ein Highlight, weil wir an solchen Tagen sehen, wie viel Freude Sport vermitteln kann. Dafür einen Rahmen und eine Bühne zu bieten, ist uns ein wichtiges Anliegen“, sagt Andreas Höfer. Dessen Satz vom „kulturellen Hotspot“ ist keinesfalls übertrieben. Für alle, die den Sport lieben, ist das Deutsche Sport & Olympia Museum zweifelsohne eine Reise nach Köln 

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