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Berthold Beitz feierte seinen 95. Geburtstag

Er habe sich nie in den Vordergrund gedrängt, aber gleichwohl immer im Mittelpunkt gestanden, hieß es bereits in der Würdigung von Karl-Adolf Scherer zu seinem 85. Geburtstag vor zehn Jahren in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

01.10.2008

Der damalige NOK-Präsident Walther Tröger sprach dem Bewahrer des Krupp-Erbes in Essen aus diesem besonderen Anlass „höchste Kompetenz in Wirtschaft und Sport“ zu. Und wenn Berthold Beitz oftmals als „Herr der Ringe“ bezeichnet wurde, dann galt das zunächst natürlich den drei verschlungenen Ringen, die das Haus Krupp symbolisieren, aber in gleicher Weise auch den fünf olympischen Ringen des IOC, dem er seit 1972 bis 1988 als Mitglied, davon vier Jahre als Vizepräsident, und seit seinem altersbedingten Ausscheiden 1988 als Ehrenmitglied angehört. Am 26. September konnte der hochgeehrte Industrielle und Sportmäzen im Kreise seiner Familie seinen 95. Geburtstag feiern. 

Berthold Beitz wurde am 26. September 1913 im vorpommerschen Zemmin geboren, machte nach dem Abitur (1934) eine kaufmännische Ausbildung im Bankfach und begann seine berufliche Laufbahn 1939 als Angestellter der Shell-AG in Hamburg. In diesem Jahr heiratete er Else Hochheim. Das Ehepaar Beitz hat drei Töchter (Barbara, Bettina und Susanne) und erfreut sich zwischenzeitlich an sieben Enkeln und sieben Urenkeln. Als dienstverpflichteter Kaufmännischer Leiter der Karpaten-Öl-GmbH in Borislaw (Polen) rettete er mit Unterstützung seiner Frau zahlreiche Juden durch Beschäftigung bei der kriegswichtigen Erdölproduktion vor der Deportation in Vernichtungslager. Für diese Verdienste um die Menschlichkeit wurde das Ehepaar Beitz im Februar 2000 durch den Zentralrat der Juden in Deutschland mit dem Leo-Baeck-Preis ausgezeichnet. Auch durch die Aufnahme in die israelische Gedenkstätte Yad Vashem wurde Berthold Beitz als „Gerechter unter den Völkern“ geehrt. 

Nach dem Wehrdienst (1944/45) war Beitz von 1946 - 1949 Vizepräsident des Zonenaufsichtsamtes für das Versicherungswesen in Hamburg, von 1949 - 1953 Generaldirektor der Iduna-Germania-Versicherungsgesellschaft und wurde 1953 von Alfried Krupp von Bohlen und Halbach, dem Alleininhaber des Krupp-Konzerns, zu seinem Generalbevollmächtigten ernannt. 1967 wurde er Kuratoriums-Vorsitzender der Krupp-Stiftung und war von 1970 - 1989 Aufsichtsratsvorsitzender der Friedr. Krupp-GmbH. Besondere Verdienste erwarb sich Berthold Beitz als Mittler zwischen West und Ost. Dabei erfuhr sein Engagement im wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Bereich - auch zu Zeiten des Eisernen Vorhangs -durch beide Seiten gleichermaßen große Wertschätzung. 

Berthold Beitz war und ist nach wie vor aber auch dem deutschen wie dem internationalen Sport seit Jahrzehnten in verschiedenen Funktionen eng verbunden. In Kruppscher Tradition vor allem besonders dem Segelsport zugetan, wirkte er von 1966 bis 1972 als Vorsitzender des Segelsport-Ausschusses des Organisationskomitees München, wurde 1972 in Sapporo auf Vorschlag von Willi Daume als 13. Deutscher in das IOC gewählt und arbeitete in zahlreichen IOC-Kommissionen, darunter der Finanzkommission, der Kommission für Finanzbeschaffung, der Kommission für die Olympische Bewegung und die Ordensvergabe des IOC. Von 1984 bis 1988 bekleidete Beitz das Amt eines IOC-Vizepräsidenten. Nach seinem - aufgrund der lOC-Altersregel Ende 1988 bedingten - Ausscheiden wurde erzürn IOC-Ehrenmitglied ernannt. Als Ehrenpräsident des im Sommer 1993 neu eröffneten Olympischen Museums in Lausanne hat er maßgeblich zum Gelingen dieses Projekts beigetragen. 

Auch als NOK- und IOC-Ehrenmitglied ist der mit zahlreichen hohen nationalen und internationalen Ehrungen ausgezeichnete Ehrenprofessor und mehrfache Ehrendoktor der olympischen Bewegung eng verbunden. Auch im Hohen Alter zählte er z. B. zu den Förderern der Bewerbung der Rhein-Ruhr-Region für die Olympischen Spiele 2012 und hatte dazu im August 2001 die westdeutsche Industrie- und Wirtschaftsprominenz zu einem „Sportgipfel“ in die Villa Hügel, den ehemaligen Sitz der Krupp-Dynastie, nach Essen eingeladen, mit dem Ergebnis, dass sich alle führenden Unternehmen hinter diese Bewerbung stellten.

In seinen aktiven olympischen Jahren war Berthold Beitz eine beeindruckende Führungspersönlichkeit im IOC, der sich in seinem Wirken stets seinem nur wenige Monate älteren Mentor Willi Daume verbunden fühlte und ihn auch mit seinen Verbindungen in vielfältiger Weise entlastete. Vor allem in der Zeit der sowjetisch-amerikanischen Verstimmungen, die nach dem Afghanistan-Einmarsch der Sowjets auch zum Olympiaboykott der USA und zahlreicher westlicher Länder in Moskau 1980 führten, bewährte sich Beitz. In seiner pragmatischen Art gelang es ihm, als Vertrauter sowohl Daumes wie auch Samaranchs mit Zivilcourage und Augenmaß wieder Brücken zu schlagen. 

Noch heute hat der joviale Ex-Ruhr-Manager, der neben Segeln Jazz und Moderne Malerei als Hobbys angibt, den Vorsitz der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung inne und ist täglich in seinem Büro zu finden. Auch dem Aufsichtsrat des Thyssen-Krupp-Konzerns gehört er weiterhin an und hält darin den Geist des ehemaligen Kruppschen Familienunternehmens hoch. Die Stiftung Deutsche Sporthilfe ehrte den „Diplomaten ohne staatlichen Auftrag“ (Alt-Bundes-kanzler Helmut Schmidt) im Mai dieses Jahres durch die Aufnahme in die Hall of Fame des deutschen Sports in Berlin.

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