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Begrenzte und unbegrenzte Vielfalt

Am 6. April 2001 trat der FC Energie Cottbus in der Bundesliga mit ausschließlich ausländischen Profis an – zum ersten Mal in der Geschichte des deutschen Fußballs.

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

09.06.2017

Heute sind Sportler aus dem Ausland aus Spitzenmannschaften nicht mehr wegzudenken. In welchen Sportarten zeigt sich das? Und wie gelingt den Klubs der Spagat zwischen Erfolgsdruck und Nachwuchsförderung?

Die Handballer des THW Kiel laufen in der aktuellen Saison mit Spielern aus sechs Nationen auf. Neben zehn Deutschen gehen Spieler aus Dänemark, Kroatien, Schweden, Serbien und Österreich für den Rekordmeister der Handball-Bundesliga auf Torjagd. Ähnlich ausgeglichen ist die Quote beim dreimaligen deutschen Tischtennis-Meister der Frauen, ttc berlin eastside. Auf drei deutsche Spielerinnen kommen zwei Japanerinnen und eine Ungarin.

Mehr Deutsche als Ausländer findet man beispielsweise beim FC Bayern München. Der Fußball-Rekordmeister hat 13 Spieler ohne deutschen Pass in seinen Reihen. Sie kommen aus Brasilien, Spanien, Österreich, Frankreich, den Niederlanden, Chile, Portugal und Polen. Aus Deutschland kommen nur zehn Fußballer.

Im deutschen Fußball galt bis zur Saison 2005/2006 eine Ausländerbegrenzung. Diese wurde vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) und dem Ligaverband (DFL) ab der darauffolgenden Saison durch die Local-Player-Regelung ersetzt. Diese gilt bis heute und besagt, dass bei einem Profiverein mindestens acht lokal ausgebildete Fußballer als Lizenzspieler unter Vertrag stehen müssen. Darunter fallen Spieler, die vom Klub oder vom Verband ausgebildet wurden. Das heißt, sie müssen in drei Spielzeiten, beziehungsweise Jahren, im Alter zwischen 15 und 21 Jahren für einen Verein in Deutschland spielberechtigt gewesen sein.
Am niedrigsten ist die Ausländerquote bei Stichproben aus den Sportarten Kunstturnen (Frauen), Feldhockey (Frauen) und American Football (Männer). Das Team des MTV Stuttgart setzt sich aus sieben deutschen und einer niederländischen Kunstturnerin zusammen. Beim Harvestehuder THC spielen Frauen aus drei Nationen gemeinsam Hockey. 24 kommen aus Deutschland, eine kommt aus Irland und eine aus Österreich.

Am überraschendsten ist die niedrige Quote beim American Football, einer Sportart aus Nordamerika, die im europäischen Raum lange nicht so populär ist wie in ihrem Heimatland. Die talentiertesten Spieler kommen aus den USA. Sie werden als Import-Footballer von deutschen Vereinen verpflichtet. Damit dabei kein Vorteil für finanzstarke Vereine entsteht, hat der American Football Verband Deutschland (AFVD) die Zahl der Ausländer in der German Football League (GFL) limitiert. So heißt es im Regelwerk: „Ausländer im Sinne der Regelung ist […], wer nicht Staatsbürger eines Mitgliedstaates der Europäischen Union oder eines mit der EU assoziierten Staats in Europa einschließlich Israels oder Russlands ist. Ausländische Spieler müssen auf dem Spielerpass, dem Spielberichtsbogen und der Spielbekleidung mit einem ‚A’ gekennzeichnet werden.“ Beschränkt wird stufenweise. Maximal zehn Spielerpässe pro Saison dürfen mit einem „A“ gekennzeichnet sein. Maximal sechs Spieler mit „A“-Kennzeichnung dürfen auf dem Spielberichtsbogen notiert sein und maximal zwei während eines Spielzuges zur selben Zeit auf dem Spielfeld stehen.

Eine ähnliche Regelung existiert in der Basketball-Bundesliga. Laut der zur Saison 2012/13 eingeführten 6+6-Regel müssen im Spielberichtsbogen von zwölf Profis mindestens sechs einen deutschen Pass haben. Bei zehn aufgeführten Spielern müssen vier, bei elf fünf Deutsche dabei sein.
Die Stichproben im Profibereich zeigen: Bei über Landesgrenzen hinaus populären Mannschaftssportarten wie Fußball oder Handball ist die Vielfalt tendenziell groß, bei finanziell schwächeren wird eher auf Einheimische gesetzt. Quoten zur Begrenzung der ausländischen Sportler existieren nur in wenigen Sportarten. Wo es sie gibt, dienen sie insbesondere der Förderung nationaler Talente und sollen einen fairen Wettbewerb gewährleisten.

Text: Maximilian Länge (DJS)

>> Weitere Informationen erhalten Sie unter www.integration-durch-sport.de

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