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5 Fragen an Viola von Cramon-Taubadel

Zu besonderen Anlässen und Aktionen rund um die Thematik „Sport und Menschenrechte“ stellen wir einzelnen Mitgliedern des DOSB-Menschenrechtsbeirats fünf Fragen zu ihrer Arbeit im Beirat.

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

07.06.2024

Teil 6 mit Viola von Cramon-Taubadel, Mitglied des Europäischen Parlaments (EP). Ihre Themenschwerpunkte sind Außenpolitik, Budgetkontrolle, Sport, Wissenschaft und Forschung. Sie ist ehemaliges Mitglied des Bundestags und war sportpolitische Sprecherin der Fraktion im Bundestag.

Beim Thema Sport und Menschenrechte denke ich zuerst an…

…den Missbrauch und die Politisierung des Sports durch autoritäre Unrechtsregime. Sie führen alle Werte und Ideale, für die der Sport stehen sollte, ad absurdum. Wenn man ihnen die Möglichkeit gibt, nutzen die Despoten dieser Welt internationale Sportgroßereignisse als Bühne, auf der sie sich als ebenbürtige Mitglieder der internationalen Gemeinschaft präsentieren können. Sie missbrauchen den Sport sowie die Athletinnen und Athleten als Propagandainstrumente. Diesen Missbrauch kann man auch durch eine "Neutralisierung" nicht verhindern und daher spreche ich mich z.B. für einen konsequenten Ausschluss russischer Athletinnen und Athleten aus.

Ich bin Mitglied im DOSB-Menschenrechtsbeirat, weil…

 …ich als leidenschaftliche Freizeitsportlerin und erfahrene Sportpolitikerin vom enormen Potenzial des Sports für die Gesellschaft und für jede:n einzelne:n überzeugt bin. Aus diesem Grund beschäftige ich mich auch schon sehr lange mit den Fehlentwicklungen gerade im Leistungs- und Spitzensport, da dadurch auch die positive Vorbildwirkung für den Breitensport Schaden nimmt. Um dem entgegenzuwirken und für mehr Integrität im Sport zu sorgen, braucht es vor allem auch das Engagement der Sportorganisationen und daher habe ich die Initiativen des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) zum Thema Sport und Menschrechte sehr begrüßt und mich über die Berufung in den Menschenrechtsbeirat gefreut.

Das Wahlrecht gehört zu den wichtigen Errungenschaften unserer Demokratie. Wie sehen Sie die aktuelle Lage in Europa? Kann der Sport dazu beitragen einen möglichen Rechtsruck der Gesellschaft unterbinden?

Wenn man sich die aktuellen Umfragen betrachtet, lässt sich ein Rechtsruck am 9. Juni wohl kaum noch verhindern. Das ist fatal, da es den rechten Parteien nicht um konstruktives Mitarbeiten nach demokratischen Prinzipien in den parlamentarischen Prozessen, sondern ums Blockieren und das Aushöhlen unserer Grundwerte geht. Inwieweit sie tatsächlich progressive Mehrheiten im EP verhindern können, wird wesentlich davon abhängen, ob die konservative Mitte sie zur Mehrheitsbeschaffung mit an Bord holen wird. Das offensive Flirten der EVP mit dem rechten Rand ist dabei sehr besorgniserregend.

Der Sport hat auf jeden Fall das Potenzial, einem weiteren Rechtsruck wirksam entgegenzutreten. Erfreulicherweise hat gerade der Fußball mit seiner enormen Breitenwirkung in letzter Zeit klare Zeichen gegen rechts gesetzt und sich z.B. auch an Mobilisierungskampagnen für die Europawahl beteiligt.

Welche Rolle kann der Sport aus Ihrer Sicht annehmen, um die Demokratie zu stärken?

Der Sport kann die Demokratie stärken, indem er auf allen Ebenen die Werte und Ideale propagiert und aktiv verteidigt, für die er steht und die er sich richtigerweise auch auf die Fahnen schreibt. Durch die Förderung von Toleranz, Teamgeist, Fairplay, Respekt, Inklusion, Vielfalt, Teilhabe unabhängig von Geschlecht, Hautfarbe, Herkunft, Religion oder sexueller Identität und vielem mehr kann der Sport einen wichtigen Beitrag zur Demokratiebildung leisten. Im Kinder- und Jugendbereich hat er das Potenzial erzieherisch zu wirken und im Profibereich seine Vorbildwirkung zu entfalten.

Was wünschen Sie sich zukünftig für Europa und den Sport und wie kann der Sport zukünftig noch mehr für Menschenrechte einstehen?

Ich wünsche mir, dass für die Wahl am 9. Juni viele Menschen mobilisiert werden können und zur Wahl gehen werden, die Europa nicht den Demokratiefeinden überlassen wollen und daher das Kreuz bei Parteien machen, die die EU mit einer positiven Agenda konstruktiv weiterentwickeln und sie im Interesse von uns allen wirtschaftlich und geopolitisch zu einer konkurrenzfähigen internationalen Akteurin machen wollen. Ich wünsche mir außerdem, dass die durch Hass und Hetze befeuerte Polarisierung und Spaltung der Gesellschaft nicht weiter fortschreitet und noch mehr Menschen begreifen, dass die Demokratie kein Selbstläufer ist.

Der organisierte Sport hat viele fundamentale Grundwerte und Ideale formal festgeschrieben. Diese sollten zusammen mit den allgemein verbindlichen Rechtsnormen gerade im internationalen Sport nicht verhandelbar oder situationsbedingt Auslegungssache sein, sondern vielmehr als rote Linien dienen, deren Einhaltung aktiver eingefordert und deren Überschreitung konsequenter sanktioniert werden sollte.

(Quelle: DOSB)

Europawahl 2024

Zwischen dem 6. und dem 9. Juni ist Europawahl! Alle fünf Jahre wählen die Bürger*innen der Europäischen Union die Mitglieder des Europäischen Parlaments.

Weitere Informationen findest Du hier.

Für mehr Information, welche Rechte für Dich gelten und was sie mit dem Sport zu tun haben, schau vorbei unter: https://www.dosb.de/ueber-uns/sport-und-menschenrechte

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