Zum Inhalt springen

40 Jahre Olympische Sport Bibliothek

Mit optimistischen Aussichten feiern die mehr als einhundert Vertriebsmitarbeiter der Olympischen Sport Bibliothek (OSB) den 40. Geburtstag ihres Unternehmens.

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

06.05.2009

Etwa die Hälfte der geplanten Auflage des nächsten großen Standardwerkes sei bereits verkauft, versichert Geschäftsführerin Rosemarie Höller. Gemeint ist das Buch zu den bevorstehenden Olympischen Winterspielen 2010 im kanadischen Vancouver, das derzeit vorbereitet und parallel dazu unter die Kundschaft gebracht wird. Im Unterschied zu anderen Olympiabüchern, die nach Ende des Großereignisses auf den Verkaufstischen der Buchhandlungen um die Gunst der Leser werben, verhält es sich bei den OSB-Produkten anders. Inhaltlich wie ausstattungstechnisch besonders hochwertig, ist die Bestimmung der Bücher eine sehr spezielle: Die Werke der OSB sind nicht im Handel erhältlich, sondern sie verkörpern in erster Linie repräsentative Firmengeschenke für Unternehmen, Verbände oder Institutionen in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Von den Firmenkunden werden die Prachtausgaben geordert, um sie an Mitarbeiter oder Geschäftspartner weiterzureichen. Dass die OSB-Bücher nicht frei verkäuflich sind, erhöht die Exklusivität der Geschenkidee. Dazu gehört auch die Möglichkeit zur ganz individuellen Gestaltung der Bücher. Auf Wunsch der Kunden werden beispielsweise Firmenlogos auf den Einband geprägt oder gewünschte Seiten über das betreffende Unternehmen mit in das Werk eingebunden, das auf diese Weise einen unverwechselbaren Charakter bekommt. So entstehen ganz individuell gefertigte Prachtausgaben, was freilich präzise Absprachen und Vorarbeiten voraussetzt. Entsprechend sind etwa 130 Vertriebspartner im Einsatz, um lange vor Beginn der nächsten Olympischen Spiele sowohl Aufträge zu generieren als auch mit der Kundschaft - falls gewünscht - eine ganz bestimmte Art und Weise der Gestaltung zu vereinbaren. Angesichts dieser Besonderheit des Vertriebes benutzt Rosemarie Höller aus OSB-Perspektive gern das Wort vom „Vorfinanzierungs-Modell“. Wenn alles gut läuft, sollen insgesamt 25.000 Vancouver-Bücher produziert werden. Bei Sommerspielen sind es normalerweise an die 40.000 Stück, wie die langjährige Erfahrung zeigt.

Anlässlich der Sommerspiele 1972 entstand das Premieren-Buch

„Unsere Geschäftspartner haben rund ums Jahr einen hohen Bedarf an Präsenten. Wichtig für sie ist, dass sich diese deutlich von anderen abheben und nachhaltig in guter Erinnerung bleiben“, lautet das Credo der OSB, die ihre Geschäftsidee erstmals 1972 anlässlich der Olympischen Sommerspiele in München in die Tat umsetzte. Damit untrennbar verbunden ist von Beginn an, einen Teil der Erlöse dem organisierten Sport zugute kommen zu lassen. „Neben dem sportlichen Talent und enormer Disziplin ist es für meine sportliche Laufbahn entscheidend gewesen, auch finanziell unterstützt zu werden. Ohne Firmen wie die Olympische Sport Bibliothek, die seit vielen Jahren konstant Teile ihres Erlöses an die Sporthilfe abführt, wären meine Erfolge mit Sicherheit nicht möglich gewesen. Schön, dass durch die exklusiven Geschenkideen Firmen und Sportler gleichermaßen profitieren", lobt beispielsweise Ski-Olympiasieger Markus Wasmaier das Wirken der OSB.

Allein der deutsche Sport hat seit Gründung der OSB mit etwa 9,5 Millionen Euro von diesem Modell profitiert, in erster Linie die Stiftung Deutsche Sporthilfe (DSH) und darüber hinaus auch die Kampagne „Jugend trainiert für Olympia“, die Deutsche Olympische Gesellschaft (DOG) und der Deutsche Behindertensportverband (DBS). Werden Überweisungen an das Nationale Olympische Komitee Österreichs und die Schweizer Sporthilfe mit eingerechnet, flossen dem Sport aus den Sonder-Editionen der OSB im Laufe der Jahre insgesamt zirka 14 Millionen Euro zu.

„Der deutsche Markt ist für die OSB nach wie vor der größte und wichtigste“, betont die Geschäftsführerin und schlägt von ihrem österreichischen Wohnsitz aus den Bogen zu den Anfängen. Unmittelbar nach Entstehen der Sporthilfe im Jahr 1967 hatte deren Begründer Josef Neckermann die Idee, anlässlich der Sommerspiele von München ein ganz besonders schönes Olympiabuch aufzulegen und überschüssige Erlöse der DSH zuzuführen. Um das Projekt mit Leben zu erfüllen, entstand 1969 unter der Regie von Helmuth Retter, Karl Wadosch und Roland Wolf die OSB. Schnell avancierte wenig später Willi P. Knecht zum Motor der jungen Verbindungsachse zwischen Sport und Wirtschaft auf und kann gewissermaßen als großer Vorgänger des aktuellen Olympiabuch-Chefredakteurs Wolfgang Uhrig gelten. Verlag und Vertrieb der OSB hatten zu Beginn im Münchner Olympiapark Quartier bezogen, und folgerichtig wird in der bayrischen Landeshauptstadt am 22. Mai auch die große Geburtstagsparty der OSB stattfinden.

Neue Ära beginnt mit dem Wechsel von der Sporthilfe zum DOSB

Selbstverständlich wird die Feier einen gemütlichen Teil beinhalten. Zugleich ist vorgesehen, bei dieser Gelegenheit die Weichen für die künftige Zusammenarbeit der OSB mit dem deutschen Sport neu zu stellen. Die Ära der vertraglich vereinbarten Unterstützung der Stiftung Deutsche Sporthilfe ist mit Ende des Vertrages, der der DSH zwischen 2005 und Ende 2008 rund eine Million Euro eintrug, passé. Der neue Kontrakt mit Gültigkeit zunächst bis zu den Sommerspielen 2012 in London, der am 22. Mai offiziell unterschrieben werden soll, führt die Kooperation auf veränderter Basis fort. Vertragspartner für die OSB wird künftig der Deutsche Olympische Sportbund (DODB) sein. „Der 40. Geburtstag ist der richtige Zeitpunkt, um sich neu aufzustellen. Indem wir einen Vertrag mit dem DOSB schließen, haben wir dann alle unsere bisherigen Partner unter einem Dach“, skizziert Rosemarie Höller die Vorteile der neuen Situation. An dem bisherigen Prozedere der Förderung werde sich aus Sicht ihres Unternehmens nichts ändern: Die OSB garantiere jährlich weiterhin einen bestimmten und fixen Basisbetrag, der nach Abschluss eines olympischen Zyklus je nach Geschäftsergebnis um eine Erfolgsprämien ergänzt werden kann.

Damit die Versprechen gegenüber dem Sport eingehalten werden können, verlässt sich die OSB mit ihrem dreiköpfigen Verlagsteam um Verlagschef Ralf Labitzky nicht mehr allein auf die Editierung repräsentativer Olympia-Bildbände. Seit ihrem zwischenzeitlichen Wechsel unter das Dach des Bertelsmann-Konzerns 1996 werden auch Dokumentationen der Fußball-Welt- und Europameisterschaften herausgegeben. Und in den nichtolympischen Jahren werden das traditionsreiche Sportjahrbuch sowie wechselnde Themenbildbände aufgelegt. Mit dieser verbreiterten Basis trägt die OSB zugleich aktive Vorsorge dagegen, dass eine Situation wie 1980, als keine deutsche Mannschaft an den Olympischen Sommerspielen in Moskau teilnahm, sofort die wirtschaftliche Existenz der OSB gefährdet. „Damals haben wir eine Dokumentation der Spiele produziert, die eigentlich niemand haben wollte“, erinnert sich die Geschäftsführerin an die wohl heikelste Phase in der 40-jährigen Firmengeschichte.

Winterspiele 2018 in München könnten „Erfolgsschub bringen“

Vor sechs Jahren, nachdem sich herausgestellt hatte, dass die Firmenkunden-Spezialisten der OSB mit ihren speziellen Produkten doch nicht so recht in das Verlagskonzept passten, fand das Bertelsmann-Intermezzo ein Ende. Rosemarie Höller, seit 21 Jahren bei der OSB, sowie zwei weitere Mitarbeiter erwarben die Firma per Management-Buy-out. Die heutige Mitgesellschafterin und Geschäftsführerin blickt ungeachtet der aktuellen Hiobsbotschaften aus dem Wirtschaftsleben positiv nach vorne. Auch mit dem Blick auf die Münchner Bewerbung für die Olympischen Winterspiele 2018 werden Erwartungen und Hoffnungen wach, die OSB-Idee werde im Zuge eines solchen Heimspiels ihren nächsten Frühling erleben. „Sollte München den Zuschlag bekommen, dann wäre das auch toll für uns. Das könnte uns einen weiteren Erfolgsschub bringen“, blickt Rosemarie Höller optimistisch voraus in Richtung des großen, des 50. Firmenjubiläums in zehn Jahren.

Theoretisch hätte auch das Internationale Olympische Komitee (IOC) unter seinem Dach ein ähnliches Modell implementieren können, um die Hoheit über die olympischen Symbole verlegerisch und nach dem Vorbild der OSB auszunutzen. Warum die Olympier darauf verzichten, ein solches Geschäftsmodell international auf die Beine zu stellen, ist leicht zu erklären. „Dafür fehlt dem IOC das nötige Vertriebssystem. Dieses Netz ist eben unsere ganz große Stärke“, sagt Rosemarie Höller und ist gewiss, dass ihre Vertriebspartner und Vertreibspartnerinnen in den nächsten Wochen und Monaten auch noch die zweite Hälfte der Vancouver-Auflage verkaufen werden.

Title

Title